Die Grippesaison ist in diesem Jahr ungewöhnlich früh gestartet. Die Behörden registrierten bereits mehr als 8.000 Fälle - Tendenz steigend. Gleichzeitig treibt das Coronavirus weiterhin sein Unwesen. Experten warnen vor einer "toxischen Mischung".
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Die Grippesaison hat in diesem Jahr besonders früh angefangen. Doch damit nicht genug: Auch die weiterhin hohen Corona-Zahlen stellen das deutsche Gesundheitssystem vor massive Herausforderungen. Ärzte warnen vor einer möglichen Belastung der Kliniken.
8.000 Fälle registriert: Grippewelle in Deutschland gestartet
Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte den Beginn der Grippewelle in diesem Jahr auf die Woche bis zum 30. Oktober datiert. In den Jahren vor Corona begann die jährliche Grippewelle meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. Laut Wochenbericht steigen die Grippefälle stetig. Seit Anfang des Monats wurden bereits 8.000 Fälle registriert, ungefähr 1.000 davon mussten im Krankenhaus behandelt werden.
In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab, die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien und damit sehr spät etwas in die Höhe. Mittlerweile gelten viele der Corona-Maßnahmen jedoch nicht mehr. In diesem Jahr droht daher eine deutlich ernstere Lage.
Kaum noch Corona-Maßnahmen! Experten warnen vor Doppelinfektionen und Doppelwelle
Das RKI und andere Fachleute betonen jedoch, dass sich der Verlauf nicht vorhersagen lasse. Allerdings ist laut RKI "denkbar", dass die Bevölkerung in erhöhtem Maß und/oder ein erhöhter Anteil der Bevölkerung anfällig ist für die Erreger, wie es auf der Institutswebseite heißt. Weitere Fachleute hatten von zu erwartenden Nachholeffekten gesprochen. Das heißt: Wer länger keine echte Grippe hatte, könnte nun wieder fällig sein. Zudem sei auch eine Doppelinfektion möglich.
"Ohne Maskenpflicht und weitere Maßnahmen wird es neben Corona auch eine Influenzawelle geben, keine Frage", sagte Intensivmediziner Christian Karagiannidis, Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung, gegenüber dem "Spiegel". Für die Krankenhäuser werde der Winter "wirklich eine extreme Herausforderung". Sollte es zu einer Doppelwelle kommen, wäre dies eine "toxische Mischung". "Die Patienten liegen zum Teil 20 Stunden in der Notaufnahme, weil den normalen Stationen die Kapazitäten fehlen, sie aufzunehmen", sagte Karagiannidis weiter. "Wir reden hier nicht von Apokalypse", sagte Virologe Florian Krammer gegenüber dem "Spiegel". Er glaube zwar nicht an überlappende Wellen, jedoch warnte er vor einer starken Auslastung des Gesundheitssystems.
Und Tatsache: Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer möglichen Belastung der Kliniken. "Eine starke Grippewelle, die Zunahme anderer Atemwegserkrankungen und weiterhin hohe Corona-Zahlen führen zu einem erheblichen Isolationsaufwand in den Krankenhäusern und können personelle Engpässe nach sich ziehen", sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß dem RND. "Dies hätte dann auch Auswirkungen auf die Versorgung." Es sei deshalb "immens wichtig", dass die Grippeschutzimpfung von möglichst vielen Menschen, insbesondere von gefährdeten, genutzt werde.
Ärzte rufen zur Grippe-Impfung auf
Auch die Hausärzte sehen sich laut Verbandsvorsitzendem Beier an der Belastungsgrenze. "Die Praxen arbeiten jetzt seit knapp drei Jahren unter Volllast", sagte er. Im öffentlichen Fokus stünden häufig die Krankenhäuser, aber auch die Hausärztinnen und Hausärzte und die Praxisteams seien ausgelaugt.
Der Deutsche Hausärzteverband ruft daher zu Impfungen auf. "Wir werben und arbeiten seit Monaten dafür, die Impfquoten bei der Grippeimpfung deutlich zu steigern", sagte der Bundesvorsitzende Markus Beier dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). In den vergangenen Jahren habe diese bei den über 60-Jährigen bei etwa 40 Prozent gelegen, zuletzt etwas höher. "Das ist aus unserer Sicht zu wenig. Der Eindruck aus den Praxen ist bisher leider nicht, dass die Impfquote dieses Jahr deutlich steigt."
Der Allgemeinmediziner rät allen über 60-Jährigen sowie etwa auch Menschen mit chronischen Erkrankungen, zeitnah einen Termin in ihrer Hausarztpraxis vereinbaren. Auch für jüngere Menschen könne eine Grippeschutzimpfung sinnvoll sein, etwa wenn sie im Berufsalltag viel engen Kontakt mit anderen Menschen haben oder wenn eine besonders gefährdete Person in ihrem Haushalt lebt.
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