Rund 200 Einsatzkräfte der Polizei waren ihm auf den Fersen, nun ist der "Menschenfresser von Champaran" tot: Ein ausgewachsener Tiger wurde erschossen, nachdem er mindestens neun Menschenleben ausgelöscht hatte.
Im indischen Valmiki-Nationalpark, gelegen im Bundesstaat Bihar an der Grenze zu Nepal, finden Tiger seit knapp drei Jahrzehnten ein Refugium, seitdem 1994 das Tigerreservat auf einer Gesamtfläche von knapp 900.000 Quadratkilometern innerhalb des Naturschutzgebietes eröffnet wurde. Doch eine der Großkatzen, die in dem Reservat beheimatet ist, trieb in den angrenzenden Ortschaften ihr Unwesen - mit tödlichen Folgen für mindestens neun Menschen und die Raubkatze selbst, wie Medienberichten zu entnehmen ist.
Killer-Tiger aus Reservat ausgebüxt: Mindestens neun Tote in Indien
In Indien sind mehr als 70 Prozent der weltweiten Tigerpopulation beheimatet, doch der Platz in den Naturschutzgebieten und Tigerreservaten reicht den Großkatzen meist nicht aus. Die Folge: Bisweilen erweitern die Raubtiere eigenmächtig ihr Revier und suchen dort nach Beute, wo arglose Menschen unterwegs sind. Nicht nur Nutztiere werden in solchen Fällen von Tigern gerissen, die Großkatzen machen auch vor Menschen nicht halt.
Tigermännchen tötet reihenweise Menschen: Behörden geben Raubkatze zum Abschuss frei
Seit Mai 2022 war es eine männliche Raubkatze aus dem Tigerreservat, die im Umfeld des Valmiki-Nationalparks Angst und Schrecken verbreitete und immer wieder Menschen angriff und tödlich verletzte. Eines der letzten Opfer der Raubkatze war ein 34-jähriger Mann, der in einem Wald unweit von Dumari von dem Tiger zerfleischt wurde - er war der zweite Tote, der binnen 24 Stunden auf das Konto des dreijährigen Tigermännchens ging. Nur wenige Tage zuvor fiel ein zwölfjähriges Mädchen dem Killer-Tiger zum Opfer, auch eine Mutter und ihr achtjähriger Sohn wurden von der Raubkatze getötet.
Den Behörden wurde die monatelange Todesserie zu bunt, am 7. Oktober wurde beschlossen, den Tiger zum Abschuss freizugeben. Sowohl die britische BBC als auch "The Korea Times" oder die "Hindustan Times" berichteten von der großangelegten Suchaktion, die das blutige Treiben des männlichen Tigers auslöste.
Großangelegte Suche nach Mörder-Tiger in Indien von Anwohnern gestört
Die Entscheidung sorgte jedoch für heftige Proteste bei Anwohnern, die die Suche nach dem Tiger und den Abschuss verhindern wollten. Die Ausführung gestaltete sich zudem aufgrund der Witterungsbedingungen schwieriger als gedacht: Heftige Regenfälle und Sturzfluten erschwerten die Suche nach dem gefräßigen Tiger, zudem erwies sich der lautstarke Protest von Anwohnern als hinderlich bei der Jagd nach dem Raubtier.
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In einem Zuckerrohrfeld unweit des Dorfes Sitaltola Baluwa gelang es Mitarbeitenden der Waldbehörde am Samstag (08.10.2022) schließlich, die Raubkatze einzukreisen. Versuche, den Tigerkater zu betäuben, schlugen fehl, das Tier wehrte sich vehement und zeigte keinerlei Anzeichen von Einschüchterung, weshalb den Einsatzkräften keine andere Möglichkeit blieb, als den Tiger zu erschießen, schreibt die BBC. Bei der Tötungsmission am Wochenende seien Dutzende Personen involviert gewesen, sagte ein Sprecher des Valmiki Tiger Reserve im besonders armen Bundesstaat Bihar der Deutschen Presse-Agentur. Das Tier namens T-104 sei getötet worden, weil es an das Leben mit Menschen gewohnt gewesen sei, berichtete der örtliche Fernsehsender NDTV.
Indien macht sich für Schutz von Tigern stark - doch dieser Abschuss war unvermeidlich
Dass Tiger Menschen töten ist eine Schattenseite eines erfolgreichen Tigerschutzes in Indien. Weltweit leben am meisten der bedrohten Tiere in Indien und zuletzt hatte ihre Zahl zugenommen. Insgesamt gibt es dort rund 3.000. Allerdings können mehr Tiger auch mehr Konflikte mit Menschen bedeuten. Denn mit der Abholzung von Wäldern sind menschliche Siedlungen teils sehr nah an den Raubtieren. Dadurch kann es dazu kommen, dass Tiger Menschen oder deren Nutztiere töten - und Menschen dann teils aus Rache Tiger töten.
In dem mehrheitlich hinduistischen Land haben Tiger auch eine religiöse Bedeutung. Der Regierung ist zudem die Bedeutung von Tigern für den Wildtiertourismus bewusst. Die Tigerjagd wurde in den 1970ern verboten und Beutetiere werden wegen einer großen vegetarischen Tradition im Land weniger gejagt. Die Regierung setzt auch auf Maßnahmen, um Konflikte zu entschärfen. Menschen, die Angehörige oder Nutztiere an Tiger verlieren, werden finanziell entschädigt.
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loc/news.de/dpa
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