Sommer, Sonne, Ferienstimmung - und dann der große Schock im Freizeitpark Klotten in Rheinland-Pfalz: Eine Frau stürzt 8 Meter tief aus der Achterbahn und stirbt. Die Ursachen sind noch völlig unklar - ein Zeuge erhebt schlimme Vorwürfe.
"Am Sonntag 7.8. bleibt der Klotti Park geschlossen!", heißt es auf der Internetseite des Freizeitparks in Klotten an der Mosel. Der lapidare Hinweis lässt kaum das Drama erahnen, das sich am Samstagnachmittag etwa eineinhalb Stunden vor der Schließung des Parks zugetragen hatte: Eine 57 Jahre alte Frau aus dem saarländischen St. Wendel war aus der fahrenden Achterbahn gestürzt und hatte tödliche Verletzungen erlitten. Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg.
Obduktion: Frau starb durch Sturz aus Achterbahn
Die im Freizeitpark in Klotten an der Mosel ums Leben gekommene Frau ist durch den Sturz aus der Achterbahn gestorben. Das habe die Obduktion ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz am 10. August mit. Der Anfangsverdacht einer Straftat habe sich bislang nicht ergeben. Wann ein in Auftrag gegebenes Gutachten zu dem Vorfall vorliege, sei noch nicht absehbar. Unterlagen zu der Achterbahn seien sowohl von der Aufsichtsbehörde als auch vom Betreiber zur Verfügung gestellt worden. Sie würden zurzeit ausgewertet, darüber hinaus würden Zeugen vernommen.
Am vergangenen Samstag war das 57 Jahre alte Opfer aus dem saarländischen St. Wendel aus der fahrenden Achterbahn gestürzt. Der Park hat seit Dienstag wieder für Besucher geöffnet, die Achterbahn blieb aber zunächst stehen. Grund dafür ist, dass der Kreis Cochem-Zell den Betrieb der Bahn vorübergehend untersagt hat. Zuerst müsse der TÜV die Sicherheit des Fahrgeschäfts prüfen, teilte der Kreis am Mittwoch mit. Bei der Achterbahn handle es sich um einen Sonderbau. Nach Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden gekommen seien, müssen solche Anlagen auf die Betriebs- und Standsicherheit geprüft werden. Erst wenn die Freigabe durch den TÜV erfolge, könne die Achterbahn wieder in Betrieb genommen werden.
Frau stürzt in Klotten an der Mosel aus Achterbahn und stirbt
Am Montag wollte die Kriminalpolizei Mayen die Ermittlungen fortsetzen. Die Staatsanwaltschaft sei wie immer bei solchen Unfällen eingeschaltet worden. Noch stehen alle Untersuchungen ganz am Anfang: Handelte es sich um einen technischen Defekt, war Fahrlässigkeit oder tödlicher Leichtsinn im Spiel? Lag eine natürliche Todesursache wie etwa ein Herzinfarkt vor? "Um das festzustellen, könnte eine Obduktion angeordnet werden", mutmaßte der Polizeibeamte - aber das werde eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft sein.
Frau fällt 8 Meter tief aus Achterbahn - Staatsanwaltschaft ordnet Untersuchung an
Am Montag hat die Staatsanwaltschaft neue Details bekanntgegeben. Die Frau sei "zunächst in ihrem Sitz in einer Kurve ins Rutschen gekommen sein, bevor sie aus etwa acht Metern Höhe aus der Bahn herausfiel. Sie verstarb noch an der Unfallstelle." Nun soll untersucht werden, ob ein Fremdverschulden Dritter vorliegt. Zudem wird ein Gutachter beauftragt, die Achterbahn und den Wagen "auf mögliche Ursachen für das Unglück" zu untersuchen. Dazu sollen "Genehmigungs- und Prüfunterlagen von Aufsichtsbehörden" in die Ermittlungen einbezogen werden. Außerdem werden Zeugen gesucht, die dann vernommen werden sollen. Bislang bestehe "derzeit noch kein Anfangsverdacht für ein strafbares Verhalten", sagte die Staatsanwaltschaft
Zeuge nach Achterbahnsturz: Retter mussten Opfer erst suchen
Als "heiße Fahrt" bewirbt der Freizeitpark die 532 Meter lange Achterbahn mit einer Höhe von 17,5 Metern. Auf einem Video ist zu sehen, dass das Auf und Ab teilweise durch eine Art künstliche Schlucht führt. Von den höheren Positionen der Bahn fällt der Blick auf die umliegenden Höhenzüge. Die Fahrt sei "nichts für Angsthasen", wird versichert. "Kurvenreich, maximales Gefälle und bis zu 60 Stundenkilometer schnell, da kann schon mal der Atem stocken und das Herz den angestammten Platz verlassen. Aber alles wird gut: Wer die 550 Meter Strecke gemeistert hat, den kann zumindest an diesem Tag nichts mehr schocken."
Für einen Schock dürfte bei den Besuchern am Samstag indes der tödliche Sturz der Frau gesorgt haben. Die Polizei kann am Abend nicht sagen, wie voll der Park zum Zeitpunkt des Vorfalls war oder wie viele Menschen unmittelbare Zeugen waren. In sozialen Medien gibt es Dutzende Posts, die den Vorfall kommentieren - meist mit Äußerungen des Entsetzens und dem Wunsch, dass die Angehörigen der Frau nun viel Kraft finden, um mit dem Geschehen fertig zu werden. In der "Bild"-Zeitung erklärt ein mutmaßlicher Zeuge: "Sie wurde in das schwer zugängliche, dicht bewachsene Gebiet in Richtung Mosel geschleudert, musste zunächst gesucht werden." Zudem habe "niemand[...]kontrolliert, ob die Sicherheitsbügel fest sitzen."
Tödliches Achterbahn-Unglück im Juli in Dänemark: 14-Jährige stirbt
Der Freizeitpark hat auch auf seiner Facebook-Seite die Schließung des Parks am Sonntag mitgeteilt und die Kommentarfunktion gesperrt. In einem darunter stehenden Post gibt es einige kritische Kommentare. "Ich würde länger als nur einen Tag schließen nachdem eine Frau aus eurer Achterbahn gefallen ist. Sollte euch der Vorfall wert sein", schreibt einer. Andere hingegen überlegen, wo denn nun der nächste geöffnete Freizeitpark zu finden sei.
Der Park in Klotten wurde 1970 als Wildpark auf den Moselhöhen bei Klotten eröffnet, wie es auf der Webseite heißt. Seit den 90ern wurde er mit neuen Attraktionen zu einem Freizeit- und Familienpark ausgebaut. Die Achterbahn eröffnete demnach 2004. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und technischen Maßnahmen: Tödliche Unfälle mit Achterbahnen oder in Freizeitparks mögen selten sein, sorgen aber für besondere Aufmerksamkeit, wenn der Nervenkitzel schlimm ausgeht. Mitte Juli kam bei einem schweren Unfall in einer Achterbahn im dänischen Aarhus ein 14-Jähriges Mädchen ums Leben. Im September vergangenen Jahres stürzte eine Sechsjährige aus einer Achterbahn in einem Freizeitpark im US-Bundesstaat Colorado. Sie war nicht richtig angeschnallt. Und im Juni 2016 wurden bei der Entgleisung einer Achterbahn in Schottland zehn Menschen verletzt.
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rut/news.de/dpa