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Sexismus-Debatte um Cannstatter Wasen: "Aufruf zur Vergewaltigung!" Grüne wollen halbnackte Frauen auf Volksfest verbieten

Mehrere Fahrgeschäfte und Buden auf der Cannstatter Wasen in Stuttgart erregen derzeit mit diskriminierenden Abbildungen die Gemüter. Die Grünen fordern eine vollständige Entfernung. In den sozialen Netzwerken sorgt die Debatte für reichlich Kritik.

Einige Buden auf der Cannstatter Wasen sorgen für mächtig Wirbel. Der Vorwurf: Sexismus und Rassismus. (Foto) Suche
Einige Buden auf der Cannstatter Wasen sorgen für mächtig Wirbel. Der Vorwurf: Sexismus und Rassismus. Bild: picture alliance/dpa | Christoph Schmidt

Halbnackte Frauen auf der Cannstatter Wasen sorgen in Stuttgart derzeit für mächtig Wirbel! Einige Bilder an den Fahrgeschäften und Buden des Frühlingsfestes seien laut Grünen-Fraktion des Gemeinderats "sexistisch" und "diskriminierend". Sie fordern in einem Antrag die "sofortige Entfernung aller diskriminierenden Abbildungen an den Ständen des Stuttgarter Frühlingsfests".

Sexismus auf Cannstatter Wasen in Stuttgart? Grüne fordern Entfernung von diskriminierenden Abbildungen

Über einer Schießbude prangt eine Bauchtänzerin mit einem halbtransparenten BH, durch den Nippel blitzen. Mittlerweile wurden die Brustwarzen mit Aufklebern zugedeckt. An einer anderen Bude sind frivole Szenen zu sehen, die Männer beim begrapschen leichtbekleideter Frauen zeigen. Einige Schausteller:innen können den Aufruhr nicht verstehen. "Eigentlich dürfte man auch nicht mehr ins Museum gehen. Da hängen doch so viele nackte Busen", sagte die Betreiberin einer betroffenen Bude gegenüber der "Bild".

Frauen als Sex-Objekt dargestellt! DARUM sind einige Abbildungen auf der Cannstatter Wasen fragwürdig

"Es geht nicht um nackte Haut, sondern um die Darstellung von Frauen als Sexual-Objekt", erklärte dieStuttgarter Stadträtin Jitka Sklenářová. "Wir sehen bei einigen Buden das Problem, dass die Darstellungen so eindeutig sexistisch und diskriminierend sind, dass das einfach eine Problematik darstellt", sagte Grünen-Politikerin Petra Rühle gegenüber dem SWR. Eine Abbildung sei ihrer Ansicht nach beinahe ein Aufruf zur Vergewaltigung. "Wir wollen selbstverständlich niemandem den Spaß nehmen. Aber wenn auf einer Abbildung einer Frau die Kleider vom Leib gerissen werden und das als Belustigung gesehen wird, wird definitiv eine Grenze von Spaß und Brauchtum überschritten", ergänzte Rühle. Nicht nur sexistische Abbildungen seien auf der Cannstatter Wasen ein Problem. Auch die Darstellung andere Kulturen seien teilweise diskriminierend. 

"Weg mit dem Shize!" Sexismus-Vorwürfe gegen Schausteller-Buden lösen hitzige Debatte aus

In den sozialen Netzwerken sorgt die Debatte für mächtig Wirbel. "Wenn im gleichen Maße auch noch halbnackte Männer auf die Wägelchen gemalt werden, können sie es so lassen! Ansonsten: Weg mit dem Shize", heißt es bei Instagram unter einem Beitrag des SWR. "Richtig so! Frauenbild ändert sich sonst nie und das Verhalten gegenüber Frauen auch nicht", schreibt eine andere Instagram-Nutzerin. "Sexismus. War schon als kleines Mädchen nicht hilfreich mit diesem Frauenbild aufzuwachsen", heißt es in einem Kommentar. "Einige der Bilder sind nicht nur sexistisch sondern auch rassistisch exotisierend", merkt eine andere Nutzerin an.

Einige können die Aufregung nicht verstehen und suchen die Schuld bei den Frauen, klassische Täter-Opfer-Umkehr. "Dann ist die Frau von heute nicht in der Lage selbstbewusst aufzutreten, wenn kein entsprechendes Bild von ihr in der Öffentlichkeit zu sehen ist? Dann wäre mal ein Gang zum Psychologen angesagt", heißt es in einem Kommentar. "OMG. First World Problems", schreibt ein anderer. "Was soll denn immer der Quatsch mit 'keine anderen Probleme'? Sollen wir wegen Corona und dem Krieg über nichts anderes mehr sprechen? Diese Frage zeigt doch nur, dass die Schreiber an diesem antiquierten Frauenbild festhalten wollen und es aber nicht so deutlich sagen möchten", kontert ein Instagram-Nutzer.

Stuttgarts Oberbürgermeister sorgt mit Statement für Empörung

Frank Nopper, Oberbürgermeister von Stuttgart, hat eine klare Meinung zur Sexismus-Debatte rund um den Cannstatter Wasen: "Sexistische Stände auf dem Wasen? Meine Meinung ist klar: Konzentrieren wir uns auf die Themen, die wirklich wichtig sind für unsere Stadt. [...] Der Gemeinderat sollte keine Zensurbehörde, kein Hoher Rat der Tugend- und Sittenwächter, der Inquisitoren und Diskriminierungsfahnder werden." Für dieses Statement erhält er prompt harsche Kritik. "Das sind wichtige Themen, denn das sind Themen die Anderen zugrunde liegen. Immer wieder sexistisch und rassistische Bilder, die als völlig legitim und normal gesehen werden. Genau das fördert Rassismus und Diskriminierung! Das ist Prävention dieses abzuschaffen! Aber Sie, Herr Nopper, als weisser Cis Mann höheren Alters haben mit Sicherheit wenig eigene Erfahrungen im Leben machen müssen. Da erfordert es viel Empathie", ätzt eine Facebook-Nutzerin gegen Stuttgarts Oberbürgermeister.

Schaustellerverband und Grüne einigen sich auf Umgestaltung

Mittlerweile haben sich Vertreter der Grünen und des Schaustellerverbands Südwest Stuttgart auf der Wasen getroffen und konnten sich über die Gestaltung der Buden einigen. Eine der Damen bekomme jetzt eine geschlossene Bluse, bei einer anderen werde der BH geschlossen, sagte Mark Roschmann vom Schaustellerverband. Aus finanziellen Gründen sei es nicht möglich, komplette Fassaden von heute auf morgen umzugestalten. "Das fängt im mittleren fünfstelligen Bereich an", ergänzte er. 

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/bos/news.de/dpa

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