Die Angst vor einem Atomschlag Putins wächst. Deshalb bunkern viele Menschen jetzt Jodtabletten. Ist das überhaupt sinnvoll? Das Umweltbundesministerium und andere Experten warnen nun explizit vor der Einnahme - aus diesem Grund.
Wladimir Putin schürte am Wochenende Angst vor einem Atomangriff. Er warnte davor im Krieg gegen die Ukraine Atomwaffen einzusetzen. Außerdem wurden zwei Lager für radioaktive Abfälle in Charkow und Kiew beschossen und Tschernobyl wurde besetzt. Deshalb wollen sich einige Menschen nun vorsorglich schützen und decken sich mit Jod-Tabletten ein. Nun warnt das Bundesumweltministerium vor einer anlasslosen Einnahme von Jodtabletten.
Wegen Atomkrieg-Angst: Umweltministerium warnt vor Jodtabletten
"Aufgrund der Entfernung zur Ukraine ist nicht damit zu rechnen, dass eine Einnahme von Jodtabletten erforderlich werden könnte", schrieb das Ministerium am Mittwochnachmittag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, aufgrund der anhaltenden Kämpfe im Krisengebiet vor der Gefahr eines Atomunfalls gewarnt.
Überdosis gefährlich: Deshalb wird vor Jod-Einnahme gewarnt
Jodtabletten dienen nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) im Falle eines nuklearen Unfalls als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse. "Von einer selbstständigen Einnahme der Tabletten wird dringend abgeraten. Eine Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinerlei Nutzen", erklärte das Ministerium, das in Deutschland auch für die nukleare Sicherheit zuständig ist. Zudem würde Jod nur vor einer Bestrahlung der Schilddrüse, aber nicht vor einer Schädigung anderer Organe schützen. Im Notfall dürfen die Tabletten nur Menschen unter 45 Jahren einnehmen. Von der selbstständigen Jod-Einnahme hatte auch der Deutsche Apothekerverband am Vortag "dringend" abgeraten.
Keine Hinweise auf Atom-Angriff durch Wladimir Putin in der Ukraine
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) teilte am Mittwochnachmittag auf seiner Webseite mit, dass ihm derzeit "keine belastbaren Hinweise" vorlägen, "wonach bei den Kampfhandlungen in der Ukraine radioaktive Stoffe in erhöhtem Maße ausgetreten sind". Das BfS verfolge die Lage aber aufmerksam. Dazu gehöre auch die Situation rund um das ukrainische Kernkraftwerk Saporischschja, nachdem russische Truppen nach Angaben der IAEA das Gebiet rund um das Kraftwerk unter ihre Kontrolle gebracht hätten.
Darüber hinaus stellt das BfS fest: "Aufgrund der Lage sind nur wenige Informationen verfügbar und diese sind schwer zu überprüfen. Radiologische Auswirkungen auf Deutschland sind nach dem Stand der verfügbaren Informationen nicht zu befürchten."
Informationen zu Jodtabletten und Entwicklungen in der Ukraine
Das Bundesumweltministerium rät dazu, sich auf der Seite des BfS und auch über die Webseite jodblockade.de über die Entwicklungen zu informieren. Beide Webseiten würden bei relevanten Entwicklungen aktualisiert, hieß es. Es stehen im Notfall genügend Jodtabletten für die Bevölkerung bereit, schreibt "Apo.net". Die Behörden für den Katastrophenschutz haben etwa 189,5 Millionen Jodtabletten vorrätig. Sie dürfen erst eingenommen werden, wenn es die Behörden sagen.
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bos/news.de/dpa
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