Einen Tag nach dem gewaltsamen Tod zweier Polizisten sitzt der Schock tief. Zwar wurden zwei Männer unter Tatverdacht festgenommen - doch gibt es Mittäter? Und was waren die genauen Hintergründe der Bluttat?
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren: Im Fall der tödlichen Schüsse auf zwei Polizisten in der Pfalz sind trotz zweier Festnahmen noch viele Fragen offen. Die Fahndungsmaßnahmen werden fortgesetzt, weil nach Polizeiangaben nicht ausgeschlossen werden kann, dass es weitere Mittäter gibt. Am 1. Februar 2022 wollen sich die Ermittler in Kaiserslautern zum aktuellen Stand äußern. Parallel entspinnt sich eine Debatte über Sicherheit und Risiken des Polizeiberufs.
Polizisten-Duo in Rheinland-Pfalz bei Verkehrskontrolle erschossen
Am frühen Montagmorgen waren eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und ein 29 Jahre alter Oberkommissar bei einer Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Pfalz in der Nähe der Kreisstadt Kusel erschossen worden. Die Beamten hatten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zuvor per Funk gemeldet, in einem Fahrzeug sei totes Wild gefunden worden. Später meldeten sie "Die schießen".
Der Polizist soll am Tatort noch mehrere Schüsse abgegeben haben - ob es Warnschüsse waren oder der Beamte einen Tatverdächtigen verletzte, war noch unklar. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz. Während die junge Frau, die noch an der Hochschule der Polizei studierte, nach Polizeiangaben sofort tot war, habe ihr Kollege zunächst noch gelebt. Er sei aber gestorben, als die Rettungskräfte eintrafen.
Zwei Männer nach Tod von Polizeistreife festgenommen
Am Montagabend folgten die Festnahmen zweier Deutscher. Zunächst stellte sich ein 38-Jähriger - ein Wildhändler aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen - der Polizei, nachdem sie öffentlich nach ihm gefahndet hatte. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin bei der Polizei gemeldet und sei vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, berichtete einPolizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Festgenommener Tatverdächtiger war polizeibekannt, Polizei stellt Waffen sicher
Die Polizei hatte nach dpa-Informationen am Tatort Papiere des Verdächtigen gefunden. Der Mann war der Polizei nach Angaben aus Sicherheitskreisen in der Vergangenheit wegen Unfallflucht aufgefallen und soll eine Waffenerlaubnis haben. Am 1. Februar 2022 soll der Mann dem Haftrichter vorgeführt werden, Aussagen machte er laut Polizei zunächst nicht. In dem Haus in Sulzbach wurde kurze Zeit später auch ein 32 Jahre alter Verdächtiger festgenommen. In welchem Zusammenhang er zu den Schüssen stehe, müssten die Ermittlungen ergeben. Auch er habe sich zunächst nicht zur Sache geäußert. Bei einer Durchsuchung seien unter anderem Waffen sichergestellt worden.
Festgenommene Tatverdächtige werden intensiv befragt
Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hatte eine "sehr, sehr intensive Vernehmung" der Tatverdächtigen angekündigt. "Wir wollen lückenlos wissen, was dort geschehen ist", sagte der SPD-Politiker dem SWR. Ob es weitere Verdächtige gebe, würden Ermittlungen und Befragungen zeigen. "Wir gehen im Moment von den beiden aus, die wir in dem Gebäude dann auch festnehmen konnten." Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die beiden Männer "sehr, sehr brutal zwei Polizeibeamten das Leben genommen" hätten. "Die Staatsanwaltschaft muss die konkrete Einschätzung vornehmen."
Dass sich die Polizei künftig auf Verkehrskontrollen völlig anders einstellen müsse, denke er nicht, sagte Lewentz. "Die beiden Einsatzkräfte haben Schutzausstattung getragen und sind vorsichtig herangegangen. Was dort mit aller Brutalität abgelaufen ist, erlebt die Polizei bei den Kontrollen nicht im Normalfall." Ein solch schreckliches Ereignis sei die Ausnahme. Es sei aber allgemein mehr Aggression gegen Einsatzkräfte festzustellen, meinte Lewentz. "Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und keine Frage nur für die Polizei. Diese Frauen und Männer sind für uns alle da."
Entsetzen nach gewaltsamem Tod zweier Polizeibeamter: Bundeskanzler Scholz kondoliert
Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag), seine Behörde werde bei der Aufklärung der Tat "seine volle Unterstützung" leisten. "Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren."
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der erschossenen Polizisten sein Beileid aus. Was in Kusel passiert sei, bedrücke ihn sehr, schrieb Scholz auf Twitter. Er denke an die vielen Polizistinnen und Polizisten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um Bürger zu schützen, betonte der Kanzler.
Was in #Kusel passiert ist, bedrückt mich sehr. Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der beiden jungen Opfer. Und ich denke an die vielen Polizist*innen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um uns Bürger*innen zu schützen. Wir müssen die Hintergründe der Tat schnell aufklären.
— Olaf Scholz (@OlafScholz) January 31, 2022
Tödliche Schüsse auf Polizeibeamte entfachen Debatte über Gefahren des Polizeiberufs
Auch Innenpolitiker mehrerer Parteien auf Bundesebene rückten die Risiken des Polizeiberufs in den Fokus. So sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sebastian Hartmann, der "Bild"-Zeitung: "Brutal zeigt sich die Gefährlichkeit des Polizeiberufs. Die Tat ist restlos aufzuklären auch mit Blick auf den besten Schutz von Polizeibeamten."
Ein Polizeisprecher aus Trier berichtete am Montagabend, bei Protestveranstaltungen gegen die Corona-Maßnahmen hätten einige Teilnehmer den Polizisten kondoliert. Kerzen seien zum Gedenken an die beiden toten Beamten entzündet worden. Auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Kaiserslautern sagte, es habe bei einigen der Veranstaltungen Solidaritätsbekundungen für die Polizei gegeben.
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loc/news.de/dpa
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