Im Handel sind zahlreiche Antigen-Schnelltests erhältlich. Doch jeder fünfte Test ist laut Paul-Ehrlich-Institut völlig unbrauchbar. Worauf Verbraucher achten sollten, erfahren Sie hier.
Wegen der rasant steigenden Infektionszahlen reichen die Kapazitäten für die besonders genauen PCR-Tests nicht mehr aus. Bund und Länder haben deshalb am Montag beschlossen, deren Einsatz auf Menschen aus Corona-Risikogruppen und Beschäftigte zu konzentrieren, die sie betreuen und behandeln - in Kliniken, Pflegeheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Zum Freitesten sollen zertifizierte Antigen-Schnelltests reichen. Doch viele Tests sind völlig unbrauchbar.
Coronavirus-News aktuell: 46 von 245 Antigen-Schnelltests völlig unbrauchbar
Eine Untersuchung desPaul-Ehrlich-Instituts (PEI) zusammen mit Wissenschaftlern des RKI, der Charité und unabhängigen Laboren hat festgestellt, dass 46 von 245 Antigen-Schnell- und Selbst-Tests nicht verlässlich sind. Diese wurden nun vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von der Liste der erstattungsfähigen Tests gestrichen. Für Verbraucher:innen sind die Ergebnisse einsehbar. Das PEI listet alle untersuchten Antigen-Schnelltests auf, auch jene, die durchgefallen sind. Bei elf Tests liegt die Sensitivität bei 0 Prozent. Diese Tests sind gar nicht in der Lage das Coronavirus zu erkennen. Selbst wenn die Viruslast den Höchstwert aufweist, taugen diese Tests nichts. Bei einem Antigen-Schnelltests muss die Sensitivität jedoch mindestens 75 Prozent betragen.
Politik macht nichts! Unbrauchbare Antigen-Schnelltests bleiben im Handel
Doch Auswirkungen auf die Marktfähigkeit hat die PEI-Überprüfung nicht. Wie die "Bild"-Zeitung schreibt, sind die unbrauchbaren Tests weiterhin im Umlauf. Die Marktzulassung erfolgt nämlich über die CE-Kennzeichnung. Damit erklärt der Hersteller aber nur, dass das Produkt nach europäischen und nationalen Richtlinien marktfähig ist. 2020 erhielten die Antigen-Schnelltests nach der EU-Richtlinie "In-vitro-Diagnostika" (IVD) die Klassifikation "IVD niedrigen Risikos". Hersteller konnten die CE-Kennzeichnung ohne unabhängige Prüfung verwenden.
Erst ab dem 26. Mai 2022 soll sich diese Regelung ändern. Dann werden die Antigen-Schnelltests in die höchste Risikoklasse eingestuft. Eine unabhängige Prüfung ist dann notwendig und die Zertifizierung durch ein EU-Referenzlabor.
Darauf sollten Verbraucher beim Kauf von Antigen-Schnelltests achten
Nur die Marktaufsichtsbehörden der Länder können die minderwertigen Tests aus dem Verkehr ziehen. "Natürlich könnten BfArM und PEI Druck machen und dafür eintreten, dass die unzuverlässigen Tests aus dem Verkehr gezogen werden", sagt Dr. Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, gegenüber der "Bild". Doch bislang sei nichts passiert. Das Bundesgesundheitsministerium sieht die Hersteller, Prüfstellen und den Handel in der Pflicht. "Bei dem Skandal um die FFP2-Masken sind genau diese Behörden ganz rigoros eingeschritten und haben viele Masken vom Markt genommen. Genauso könnten sie auch hier einschreiten und die miserablen Tests aus dem Verkehr ziehen", sagt Roland Ballier, Sachverständiger für Medizinprodukte, der "Bild".
Verbraucher sollten sich in der Apotheke beraten lassen oder die entsprechenden Schnelltests über die Webseite "schnelltest.de" oder in der Liste des PEI überprüfen.
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bua/bos/news.de/dpa
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