Die Frage ist allgegenwärtig: Wann hat die Corona-Pandemie endlich ein Ende? Nachdem Karl Lauterbach zuletzt erklärt hatte, Omikron sei nicht das Ende der Pandemie, bekommt er nun Gegenwind von deutschen Top-Virologen. Unter anderem ätzt Klaus Stöhr gegen den Gesundheitsminister.
Karl Lauterbach bekräftigte jüngst, dass die Corona-Pandemie mit der Omikron-Variante noch immer nicht ausgestanden sein wird. "Das Varianten-Alphabet wird nicht mit Omikron enden", so der Gesundheitsminister gegenüber der "Bild am Sonntag". Es sei gut möglich, dass man im Herbst mit einem mutierten Delta-Typ umgehen müsse. Wer jetzt als Ungeimpfter an Omikron erkranke, hätte im Herbst gegen eine neue Delta-Variante wahrscheinlich einen Infektionsschutz von deutlich unter 50 Prozent, meinte er. "Ohne zusätzliche Impfungen wären diese Menschen dann stark gefährdet. Es führt daher kein Weg an der Impfung vorbei", so Lauterbach.
Nach Pandemie-Prognose: Virologe Stöhr ätzt gegen Karl Lauterbach
Doch mit dieser Aussage sorgte Karl Lauterbach für reichlich Wirbel unter Top-Virologen. Viele Experten widersprachen dem Gesundheitsminister. Klaus Stöhr ätzte sogar auf Twitter offen gegen den SPD-Politiker. "Das Irrlichtern des @Karl_Lauterbach fällt jetzt sogar schon fachfremden auf. Wieweit von der wissenschaftlichen Grundlage muss man sich in öffentlichen Aemtern entfernen bevor die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sich zu Wort melden?", schrieb Virologe Klaus Stöhr am Wochenende auf Twitter.
Das Irrlichtern des @Karl_Lauterbach fällt jetzt sogar schon fachfremden auf. Wieweit von der wissenschaftlichen Grundlage muss man sich in öffentlichen Aemtern entfernen bevor die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sich zu Wort melden? https://t.co/kus8KoNZ8s
— Klaus Stöhr (@stohr_klaus) January 16, 2022
Corona-Vorhersage von Virologe Stöhr: Pandemie-Ende durch Omikron
Angesichts der aktuellen Corona-Welle mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante erwartet Stöhr im Gegensatz zu Lauterbach erst eine Durchseuchung in den kommenden Wochen, dann eine natürliche Immunisierung der Bevölkerung - und schließlich ein Auslaufen der Pandemie. "In den nächsten zwei bis drei Wochen wird es eine Unsicherheit geben, wie hoch die Inzidenz steigen wird. Danach werden sich durch die sehr starke Durchseuchung, die dann leider einsetzen wird, die man nicht abwenden kann, sehr viele Menschen die natürliche Immunität holen", sagte er am Sonntagabend im TV-Sender "Bild".
Virologe Stöhr geht von anhaltendem Immunschutz durch Durchseuchung und Impfung aus
Diese Immunität werde "oben draufgepflanzt" auf die Immunisierung durch Impfungen, fuhr Stöhr fort. Beides zusammen werde zu einem anhaltenden Immunschutz führen, so dass man auch nicht das vierte, fünfte, sechste, oder siebte Mal boostern müsse. Im Herbst müsse man dann sehen, ob man den über 60-Jährigen noch einmal ein Impfangebot mache. Angesichts der Millionen Ungeimpften oder zumindest nicht vollständig Geimpften ist Vorsicht nach den Worten Stöhrs zwar weiter ganz wichtig. Dennoch gibt er sich überzeugt: "Im Frühjahr, Sommer dann wird es sehr entspannt."
Christian Drosten sieht in Omikron Chance auf endemische Lage
Auch der Virologe Christian Drosten sieht im häufig milderen Verlauf nach Ansteckung mit der Omikron-Variante eine "Chance", in den endemischen Zustand zu kommen - "breite Immunität vorausgesetzt", wie er dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte. Alle Menschen müssten sich früher oder später mit Sars-Cov-2 infizieren, meint er. "Ja, wir müssen in dieses Fahrwasser rein, es gibt keine Alternative", sagte Drosten. "Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten." Das müsse das Virus machen.
Am Montag (17. Januar) kommen die Gesundheitsminister der Länder und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein weiteres Mal zusammen, um über das Vorgehen in der Corona-Pandemie zu beraten.
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fka/news.de/dpa
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