Trotz Böllerverbot zu Silvester waren Rettungskräfte zum Jahreswechsel mit etlichen Feuerwerksunfällen beschäftigt. In Hennef bei Bonn starb ein Mann (37) durch Böller, eine Privatparty in Berlin endete mit zwölf Verletzten.
Das neue Jahr hat begonnen - an vielen Orten erneut ruhiger als vor der Corona-Pandemie. In Deutschland und großen Teilen Frankreichs durfte vor dem Jahreswechsel kein Feuerwerk verkauft werden, um die Rettungsdienste und Krankenhäuser nicht durch Verletzte weiter zu belasten - trotzdem waren Böller zu hören und Raketen zu sehen, nicht wenige davon stammten vermutlich aus illegalen Quellen. Das Hantieren mit vermutlich selbstgebauten Böllern kostete einen Mann in Hennef bei Bonn sowie einen Mann in Niederösterreich das Leben, zudem gab es etliche Verletzte durch Feuerwerk.
Verspäteter Silvesterböller reißt Mann eine Hand ab
Ein verspäteter Silvesterböller hat einem Mann in der Nähe von Passau die rechte Hand abgerissen. Außerdem habe der 35-Jährige schwere Verletzungen am rechten Auge erlitten, teilte die Polizei am 3. Januar mit. Der Mann hatte am Sonntagabend in der bayerischen Gemeinde Sonnen den Böller gezündet, der vom Silvesterfeuerwerk übrig geblieben war. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler stammte der Feuerwerkskörper aus Tschechien. Zeugen hätten berichtet, dass die Detonation noch in einigen Kilometern Entfernung zu hören war.
Zwölf Verletzte bei Feuerwerks-Explosion im Berliner Osten
Bei einer privaten Silvesterparty im Osten von Berlin sind zwölf Menschen bei der Explosion von illegalem Feuerwerk verletzt worden. Elf von ihnen seien zur Behandlung in Kliniken gebracht werden, teilte die Feuerwehr am Neujahrsmorgen mit. Sie seien teils schwer verletzt, hieß es später von der Polizei. Alle seien an den Beinen verletzt worden, sagte eine Sprecherin am Samstag.
Der jüngste Verletzte ist laut Feuerwehr ein elfjähriger Junge, die anderen Verletzten seien Jugendliche und Erwachsene im Alter bis zu 51 Jahren. Nach ersten Erkenntnissen sollten bei der Feier im Ortsteil Friedrichshagen kurz nach Mitternacht "mehrere Einheiten eines selbstgebauten Höhenfeuerwerks" am Boden gezündet werden. Der Polizeiliche Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen, hieß es. Die Feuerwehr war gegen 0.10 Uhr alarmiert worden und nach eigenen Angaben mit 40 Einsatzkräften vor Ort. 20 Partygäste seien von einem Notarzt untersucht worden.
Tod durch selbstgebasteltes Feuerwerk: Mann (37) in Hennef bei Bonn tot
Die tödliche Tragödie in Hennef ereignete sich laut Polizei bei einer privaten Silvesterfeier von zehn Leuten. Kurz nach Mitternacht habe es einen sehr lauten Knall gegeben und zwei Männer hätten schwer verletzt am Boden gelegen. Für einen 37-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, ein 39-Jähriger kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik.
In Leipzig wurde ein Mann beim Zünden eines vermutlich ebenfalls selbstgebauten Böllers lebensbedrohlich verletzt, wie ein Polizeisprecher sagte. In Stuttgart kam es gegen Mitternacht beim zentralen Schlossplatz zu Auseinandersetzungen zwischen Feierwütigen und der Polizei. Einige aggressive Partygänger hätten die Beamten bedrängt und mit Böllern beworfen. Die Polizei ging nach eigenen Angaben mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Menge vor. Ein Polizist habe ein Knalltrauma erlitten, zwei weitere seien leicht verletzt worden.
Feuerwerkskörper explodiert: 20-Jähriger in Thüringen tödlich verletzt
Bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers ist ein 20-Jähriger in Thüringen tödlich verletzt worden. Der junge Mann habe den Böller gezündet, der dann explodierte, sagte ein Polizeisprecher am Samstagabend auf Anfrage. Der Vorfall habe sich in der Silvesternacht in einem Ort im Saale-Holzland-Kreis ereignet. Die Polizei hatte über die tödliche Explosion zunächst nicht berichtet, um die Angehörigen zunächst über den Tod des 20-Jährigen zu informieren. Wie es zu dem tödlichen Unfall kommen konnte, werde noch ermittelt, sagte der Polizeisprecher. Es werde untersucht, ob es sich bei dem Feuerwerkskörper möglicherweise um einen Eigenbau oder einen Import handele. Die Ermittlungen würden von der Kriminalpolizei geführt.
Böller explodiert in Hand - 31-Jähriger schwer verletzt
Ein Mann ist in der Silvesternacht in Zell unter Aichelberg im Kreis Göppingen durch einen Böller schwer verletzt worden. Der 31-Jährige hielt den Böller in der Hand, als dieser explodierte, wie eine Sprecherin der Polizei in Baden-Württemberg mitteilte. Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Wohnungsbrand durch Silvesterrakete in Wernigerode
In der Silvesternacht hat in Wernigerode im Harz eine Rakete einen Wohnungsbrand mit viel Schaden verursacht. Nach Zeugenaussagen flog der Feuerwerkskörper am Freitag auf einen Balkon im fünften Stock des Hauses, teilte die Polizei am Neujahrstag mit. Zunächst soll es zu einer Rauchentwicklung gekommen sein. Anschließend griff das Feuer den Angaben zufolge auf die Wohnung eines 22-jährigen Mannes über und zerstörte diese teilweise. Anwesende Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Verletzt wurde niemand. Der Sachschaden wurde auf etwa 100.000 Euro geschätzt. Ermittlungen zur genauen Brandursache laufen.
NRW-Polizei: Mehr Straftaten und Verletzte in Silvesternacht
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat in der Silvesternacht mehr Straftaten und mehr Verletzte registriert als im Vorjahr. Die Zahl der Körperverletzungen habe sich auf 303 verdoppelt, teilte die Landesleitstelle des bevölkerungsreichsten Bundeslandes an Neujahr mit. Gefährliche Körperverletzungen registrierte die Polizei in 93 Fällen, im Vorjahr waren es 62.
Die Zahl der Sexualdelikte stieg von 19 auf 27 gemeldete Fälle. Auch die Sachbeschädigungen nahmen zu. Die Zahl der Verletzten, die bei Polizeieinsätzen erfasst wurden, stieg von 69 auf 101, darunter 22 Polizisten. In Düsseldorf starb ein 53 Jahre alter Polizist während eines Einsatzes in der Silvesternacht. Der Beamte sei zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe es nicht.
Die Polizei erteilte 1.069 Platzverweise nach 821 im Vorjahr. 158 Menschen (Vorjahr 133) kamen in Gewahrsam und 15 (Vorjahr 24) wurden vorläufig festgenommen. Mehr als 5.300 Polizistinnen und Polizisten waren in der Nacht im Einsatz.
Die Silvester-Ereignisse in NRW standen vor sechs Jahren deutschlandweit im Fokus: In der Silvesternacht 2015/16 hatte sich vor dem Kölner Dom eine Menschenmenge gebildet, aus der heraus zahlreiche Frauen sexuell angegriffen und beraubt worden waren.
Zu Silvester Auseinandersetzungen mit der Polizei in Dresden
Die Polizei in Dresden ist in der Silvesternacht nach eigenen Angaben aus einer Menschengruppe heraus mit Gegenständen beworfen worden. Die Beamten trafen kurz nach Mitternacht im Stadtteil Leipziger Vorstadt auf 50 bis 100 Menschen, wie die Polizei am Samstag mitteilte. Diese hätten Hindernisse auf der Straße aufgebaut und angezündet. Ein Einsatzfahrzeug sei durch Flaschenwürfe beschädigt worden. Die meisten Menschen hätten den Platz verlassen, als Kräfte der Bereitschaftspolizei hinzugekommen seien.
Zu viele Haschkekse - Übelkeit an Silvester
Bei einer familiären Silvesterfeier in Sachsen-Anhalt hat der Genuss von Haschkeksen zu Übelkeit und Magenschmerzen geführt. Die vier Feiernden in Weißenfels hatten noch vor Mitternacht den Rettungsdienst gerufen, wie die Polizei am Samstagmorgen mitteilte. Anscheinend waren ihnen die Plätzchen nicht bekommen. Sie wurden von den Sanitätern vor Ort versorgt. Gegen die Bäckerin, eine der Feiernden, wurde Anzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz erstattet.
Polizei zieht Silvester-Fazit: Nur vereinzelte Einsätze zum Jahreswechsel
Tendenziell blieb es in Deutschland aber weitgehend ruhig: "Hier und da gab es ein paar Böller, hier und da eine kleine Schlägerei. Im Verhältnis zum Anlass war das aber minimal", sagte ein Polizeisprecher in Hamburg. Zu Beginn des Jahres 2022 war es auch im Leipziger Viertel Connewitz laut Polizei "ruhiger als sonst". Vor zwei Jahren hatte es dort schwerere Ausschreitungen gegeben. Diesmal gab es dort auch Auseinandersetzungen, die Polizei rückte mit verstärkten Kräften an. 300 bis 500 Menschen versperrten neben einem brennenden Einkaufswagen die Straße. Aber gegen 2.00 Uhr sei die Lage wieder unter Kontrolle gewesen. Es habe keine Verletzten gegeben.
Im Berliner Unfallkrankenhaus wurden unter anderem fünf "Bölleropfer mit Verbrennungen und Handverletzungen operativ versorgt". Zwei Menschen würden behandelt, die sich Körperteile abgesprengt hätten, sagte eine Sprecherin am frühen Morgen.
Deutschland feiert im kleinen Rahmen ins Jahr 2022
Private Feiern waren in Deutschland wegen der Pandemie und vor allem aus Furcht vor der neuen Omikron-Virusvariante nur in kleinem Rahmen erlaubt. Große Feiern wie die traditionelle Silvestersause am Brandenburger Tor fielen häufig gleich ganz aus - ebenso das dazugehörige große Feuerwerk. Dennoch versammelten sich in der Nähe um Mitternacht "mehrere Tausend Menschen", wie Polizeisprecher Thilo Cablitz sagte. Viele von ihnen hätten den Jahreswechsel am Brandenburger Tor feiern wollen und seien auf dem Boulevard Unter den Linden zu nah beieinander gestanden. Beamte hätten die Menschen aufgefordert, das Gebiet zu verlassen, die Menschenmenge habe sich nach und nach aufgelöst.
Die Berliner Polizei hatte vor Mitternacht auf Twitter darauf hingewiesen, dass die Fernsehshow "Willkommen 2022" des ZDF von außen nicht einsehbar sei. Auf der Bühne traten unter anderem Bonnie Tyler, Adel Tawil und die Band Glasperlenspiel auf - wegen der Pandemie ohne Publikum. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)war per Video zugeschaltet und sagte mit Blick auf die Pandemie, für 2022 sehe er "Licht am Ende des Tunnels".
23-Jähriger in Österreich bei Explosion von Feuerwerkskörper getötet
Ein 23 Jahre alter Mann ist in der Silvesternacht bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers in Österreich tödlich verletzt worden. Ein 21-Jähriger wurde zudem schwer verletzt, wie die Nachrichtenagentur APA am Samstag berichtete. Die Männer hatten sich demnach mit weiteren Menschen auf einer Wiese im Gemeindegebiet von Klausen-Leopoldsdorf südwestlich von Wien getroffen, um die Silvesternacht zu feiern. Dabei hätten sie sogenannte Kugelbomben gezündet. Als eine der Bomben nicht sofort zündete, näherten sich den Angaben nach vier aus der Gruppe dem Feuerwerkskörper, der dann explodierte. Eine 19-Jährige und ein weiterer Mann wurden nach Angaben der Polizei zudem leicht verletzt.
Auch ohne XXL-Feuerwerk: So feierte der Erdkreis ins neue Jahr 2022
Auch in anderen Ländern der Welt wurden viele große Partys und Feuerwerke abgesagt, darunter Festivitäten in Paris und London. In der französischen Hauptstadt war etwa verboten, auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées mit Sekt anzustoßen. Trotzdem versammelte sich dort eine große Menschenmenge. In Madrid standen etwa 7.000 Menschen dicht gedrängt auf dem Platz Puerta del Sol, um das neue Jahr zu begrüßen.
Als weltweit Erste - bereits um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit - rutschten die Südsee-Inseln Samoa und Kiribati ins neue Jahr. Eine Stunde später folgte Neuseeland, wo allerdings wegen Corona die meisten Events und das Feuerwerk vom Sky Tower in Auckland sowie alle öffentlichen Veranstaltungen in anderen Städten wie Christchurch und Wellington abgesagt worden waren. Im australischen Sydney waren - anders als beim letzten Jahreswechsel - wieder Zehntausende Zuschauer zum Feuerwerk vor der Kulisse des Opernhauses zugelassen. Im Bundesstaat New South Wales, in dem Sydney liegt, explodieren wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante gerade die Corona-Zahlen.
In China sagten wegen Corona mehrere Städte Feuerwerke und größere Festlichkeiten ab, darunter Peking und auch Wuhan, die Stadt, in der Ende 2019 Covid-19 ausgebrochen war. Silvester ist für die Chinesen an sich kein besonders wichtiger Feiertag. Nach ihrem traditionellen Mondkalender beginnt das neue Jahr diesmal erst Anfang Februar.
In Thailand - einem der wenigen Fernziele, an dem sich derzeit zahlreiche Touristen aufhalten - durften viele Lokale in der Silvesternacht ausnahmsweise bis 1.00 Uhr öffnen. In der Hauptstadt Bangkok begrüßten Zehntausende Einheimische und Touristen das neue Jahr. Die Corona-Zahlen sind in Thailand bisher trotz Omikron-Variante niedrig.
Mit einem farbenprächtigen Feuerwerk samt Lasershow am höchsten Gebäude der Welt begrüßte Dubai das neue Jahr. In Moskau gab es um 22 Uhr MEZ ein großes Feuerwerk am Kreml und Roten Platz. Um 4 Uhr MEZ konnten nun auch Teile Brasiliens und Argentinien das neue Jahr begrüßen. In Rio de Janeiro fielen die Feierlichkeiten nicht wie im vergangenen Jahr komplett aus, sie fanden aber in eingeschränktem Umfang statt. Am Strand von Copacabana gab es Feuerwerk, die üblichen Bühnenshows wurden jedoch abgesagt.
Anderswo mussten sich die Menschen noch etwas gedulden: In New York war es erst um 6.00 Uhr MEZso weit, um 9.00 Uhr folgt Los Angeles und erst um 11.00 Uhr Honolulu in Hawaii. Bis 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar dauert es, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Als letztes sind die unbewohnten Eilande Bakerinsel und Howlandinsel im Pazifik dran.
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loc/news.de/dpa