In einer Berliner Klinik klagte eine Frau nach einem Kaiserschnitt über extreme Schmerzen und Schüttelfrost. Sie bekam ein Medikament und wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Tage später machen Ärzte im Körper der Frau eine schreckliche Entdeckung.
Fehler passieren, auch in der Medizin. Checklisten sollen während Behandlungen und Operationen dabei helfen, menschliches Versagen zu verhindern. Doch das klappt nicht immer: Im vergangenen Jahr kam es bei einem Kaiserschnitt im Helios-Klinikum in Berlin-Buch zu einem folgenschweren Fehler. Im Bauch der 39-jährigen Jacqueline A. wurde ein 30 mal 30 Zentimeter großes OP-Tuch vergessen.
Ärzte-Fehler bei Kaiserschnitt in Berlin: Vergessenes Bauchtuch löst schwere Entzündung aus
"Nach dem Kaiserschnitt hatte ich ganz dolle Schmerzen und Schüttelfrost", erzählt die Frau gegenüber der "Bild"-Zeitung. Von den Ärzten bekam sie ein Mittel gegen Blähungen. Nach drei Tagen wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen. Doch ihre Beschwerden wurden schlimmer. "Zu Hause bekam ich Krämpfe, hatte ein starkes Druckgefühl im Bauch." Sie erbrach Nahrung und ihr Unterleib fühlte sich verhärtet an. Zehn Tage später ging sie in ein anderes Krankenhaus. Eine Untersuchung mit Computertomographie und Ultraschall zeigte den Grund für die Quallen der Frau. In ihrem Unterleib befand sich ein Fremdkörper. Die Ärzte handelten sofort.
Gutachten zeigt: Sorgfaltspflicht bei Operation nicht eingehalten
Bei einer Not-OP entdeckten die Ärzte ein OP-Tuch, dass bereits mit Gewebe und Organen verwachsen war. Das Tuch hielt außerdem drei Dünndarmschlingen gefangen. Der Darm musste mühsam freigelegt werden. Außerdem mussten die Ärzte zwei Löcher in der Darmwand schließen. Ein Gutachten zeigte, dass die Sorgfaltspflicht beim ersten Eingriff nicht eingehalten wurde. Laut dem OP-Protokoll wurden beim Kaiserschnitt 20 Tupfer und fünf Bauchtücher verwendet, die am Ende wieder vorgelegen haben sollen. So wurde es in der Zählkontrolle vermerkt. Das vergessene Bauchtuch löste eine Entzündung aus und führte zu einer Darmläsion. Die Folgen für die Frau sind schwer.
Frau fordert von Krankenhaus 8.000 Euro Schmerzensgeld
Wie die "Bild"-Zeitung schreibt, drohen ihr nun bis zum Lebensende Darmprobleme. Es könnte sogar zu einem Verschluss, Teilentfernung oder sogar einem künstlichen Ausgang kommen. Nun fordert die Anwältin der 39-Jährigen von den Helios-Kliniken 8.000 Euro Schmerzensgeld sowie Kostenübernahme für Folgeschäden wegen eines mutmaßlich groben Behandlungsfehlers. "Wir bedauern es sehr, dass im Rahmen eines operativen Eingriffs in unserem Klinikum ein sogenanntes Bauchtuch im Bauchraum der Patientin verblieben ist. Wir führen seit vielen Jahren diverse Kontrollmechanismen durch, unter anderem die WHO-Checklisten", teilt eine Helios-Sprecherin auf "Bild"-Anfrage mit. "Wir haben den Vorfall im Team im Nachgang intensiv aufgearbeitet." Die Forderungen der Patienten lehne man dennoch ab.
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