Während der vierten Welle sollte die Impfkampagne eigentlich weiter anziehen. Doch jetzt wird der Impfstoff knapp. Denn Jens Spahn hat die Lieferungen für Arztpraxen reduziert. Ärzte sind wütend. Droht uns jetzt eine Unterversorgung mit Corona-Impfstoffen?
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen lassen sich nun immer mehr Menschen zum ersten oder dritten Mal impfen. Schließlich sei laut Jens Spahn genügend Impfstoff vorhanden. Doch das stimmt nicht. In den nächsten Wochen erhalten die Hausarztpraxen deutlich weniger Vakzine - und das in der vierten Welle.
Corona-Impfungen: Jens Spahn reduziert die Impfstofflieferungen für Ärzte
Am Montag verkündete Jens Spahn, dass die Liefermengen des Biontechimpfstoffs begrenzt werden soll. Bis zum Jahresende stehen Deutschland etwa 26 Millionen Impfdosen von Moderna und circa 24 Millionen von Biontech zur Verfügung, heißt es in der Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums. Arztpraxen sollen zukünftig höchstens 30Biontech-Dosen pro Woche bekommen, Impfzentren etwa 1.000. Das begründete Jens Spahn damit, dass so der Moderna-Impfstoff nicht verfällt.
Über die Hälfte weniger Impfstoff! Deutschland von Impfknappheit bedroht
Laut einem Bericht in "Bild" kriegen die etwa 100.000 Hausärzte in der nächsten Woche von den bestellten4,65 Mio. Dosen Biontech etwa 2 Millionen weniger. Auch bei Moderna kommt möglicherweise es zu Lieferengpässen. Insgesamt hatten die Ärzte 8,75 Millionen Vakzine bestellt. Das heißt im Klartext: Deutschen Ärzten fehlen ein Viertel an Impfstoff. In Mecklenburg-Vorpommern wird die Menge sogar um die Hälfte reduziert. "Die bereits für die kommende Woche vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) rationierte Bestellmenge von 48 Dosen je Arzt wird nach Rückmeldungen unserer Ärzte nochmals um mindestens 50 Prozent reduziert", hieß es am Freitag von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVMV) in Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin. Von den wenigen Lieferungen sollen Bayern, Brandenburg, Baden-Württemberg, Berlin und das Saarland betroffen sein.
Impfknappheit macht Politiker und Ärzte wütend
Die Wut auf das Impfstoff-Debakel ist groß. "In den nächsten Tagen und Wochen ist der Impfstoff wieder knapp. Ich dachte, das ist eine Situation, die wir längst hinter uns gelassen haben", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im "Deutschlandfunk". Diese Einschränkung hielt auch Klaus Holetschek (CSU) letzte Woche für "absolut inakzeptabel". Die Hausärzte seien "stinksauer" auf Spahn, weil sie durch das ständige Hin und Her des Ministers immer wieder "in Chaos gestürzt würden".
Hausärzte sehen nicht nur die Impfstoffknappheit als Sündenbock. Vor allem die Kommunikation stimmt nicht. Die Kassenärztliche Vereinigung (KVMV) richtete ihren Zorn auf Berlin: "Sowohl der Bedarf an Boosterimpfungen als auch der Umfang der noch nicht geimpften Personen sind seit Monaten bekannt. Offensichtlich wurden durch den Bund keine notwendigen Maßnahmen getroffen, um für ausreichend Impfstoff zu sorgen", hieß es.
Wegen Impfknappheit? Brandenburg ordert Moderna-Impfstoff
Brandenburg will die Versorgung mit Corona-Impfstoffen weiter gewähren. Deshalb hat das Bundesland für kommenden Dienstag beim Bund eine außerordentliche Lieferung von 10.500 Moderna-Impfstoffdosen geordert, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Darüber berichtete der "RBB". Somit wären 112.000 Booster-Impfungen und 48.000 Erst- und Zweitimpfungen sichergestellt.
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bos/news.de/dpa
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