Die vierte Corona-Welle rollt, fast alle Parameter sind bereits jetzt höher als vor einem Jahr - und der Winter kommt erst noch. Zwar sind inzwischen zwei Drittel der Bevölkerung voll geimpft. Nur: Das reicht nicht. Jens Spahn ruft die Bevölkerung daher dringend zur Booster-Impfung auf.
Die Corona-Infektionen steigen wieder stark an - und das noch früher als vor einem Jahr: Zunehmend lauter werden deshalb die Warnungen vor erneuten Notlagen in den Kliniken und einer abwartenden Politik des Augen-zu-und-durch. Das medizinische Personal sei an der Belastungsgrenze und niemand wolle erneut erleben, dass planbare Operationen abgesagt werden müssten, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt der Deutschen Presse-Agentur. "Das sollten sich auch diejenigen vergegenwärtigen, die sich, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht geimpft haben." Reinhardt warb für Auffrischungsimpfungen und entschlossenes Handeln: "Noch ist die Situation beherrschbar."
Coronavirus-News: Impfdurchbrüche häufen sich - vor allem Ältere betroffen
Doch die Corona-Lage wird kritischer: Der Schutz durch die ersten Impfungen gegen Corona lässt nach. Vor allem Ältere sollten jetzt geschützt werden. In den vergangenen Wochen sorgten immer wieder sogenannten Impfdurchbrüche für Schlagzeilen.Ein Impfdurchbruch liegt vor, wenn bei einer vollständig geimpften Person eine PCR -bestätigte SARS-CoV-2 Infektion mit Symptomatik festgestellt wird. Impfdurchbrüche führen gerade bei Älteren immer häufiger zur Hospitalisierung.
Seit Februar hat Deutschland bislang 117.763 Impfdurchbruch-Fälle verzeichnet. "Der Anteil vollständig Geimpfter unter den Meldefällen ist jedoch in den letzten Wochen deutlich gestiegen", teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht mit. Alleine in den vergangenen drei Wochen sei es zu 53.998 Durchbrüchen gekommen.
Vor allem Ältere brauchen aktuell eine 3. Corona-Impfung
Dies sei jedoch kein Grund zur Panik, mahnen Experten. Aktuell seien vor allem ältere Menschen vonDurchbruchinfektionen betroffen. Wie die "Bild" berichtet, sei vor allem die Gruppe der über 60-Jährigen betroffen. In dieser Gruppe lag die Zahl der Hospitalisierten Fälle zuletzt bei 3664 (43,7 Prozent). Zudem wurden 608 Intensiv-Fälle verzeichnet, was einen Anteil von 33,4 Prozent ausmacht. "Betrachtet man den Anteil der Impfdurchbrüche an allen COVID-19-Fällen wird deutlich, dass nur ein geringer Anteil der hospitalisierten, auf Intensivstation betreuten bzw. verstorbenen COVID-19-Fälle als Impfdurchbruch zu bewerten ist.", teilte das RKI mit. Unter den 1076 verstorbenen Corona-Patienten mit Impfdurchbruch waren 73 Prozent 80 Jahre und älter. "Das spiegelt das generell höhere Sterberisiko (...) für diese Altersgruppe"., erklärte das RKI weiter.
Jens Spahn ruft ALLE zur Booster-Impfung auf
Eine weitere Erklärung für die Zunahme der Impfdurchbrüche ist, dass die Älteren bereits als erste die Corona-Impfung erhalten haben und so der Impf-Schutz bereits wieder abnimmt. Darum ist die sofortige Booster-Impfung für die besonders gefährdeten Gruppen auch so wichtig. Allerdings: Die Auffrischungsimpfungen werden in Deutschland viel zu langsam verimpft! Gesundheitsminister Jens Spahn (41, CDU) hat daher eindringlich dazu aufgerufen, das Angebot von Auffrischungsimpfungen zu nutzen. Es sei genug Impfstoff da, sodass alle, die wollten, eine sogenannte Booster-Impfung bekommen könnten. "Mit dem Boostern lässt sich auch eine Welle brechen.", so Spahn.
Kritik an Spahn-Aussage zu möglicher Auffrischimpfung für alle
Ärztevertreter übten nun jedoch Kritik an der Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu einer Corona-Auffrischungsimpfung für alle. Spahn hatte die Risikogruppen genannt, für die eine solche Nachimpfung (Booster) besonders empfohlen ist, und hatte dann darauf hingewiesen, dass das grundsätzlich auch für Jeden möglich ist.
"Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für Alle möglich", sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen." Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.
Allerdings sind manche Arztpraxen bereits aus den Impfungen ausgestiegen und bieten diese nicht mehr an. Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem RND: "Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz."
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sba/news.de/dpa