Beunruhigende Bilder sind es, die uns aus Nordkorea erreichen. Machthaber Kim Jong-un ließ eine nächtliche Militärparade abhalten, bei der Hunderte Soldaten in Gefahrenschutzanzügen und Gasmasken antraten. Was plant der Diktator?
Nordkorea benutzt seine Militärparaden häufig dazu, neue Waffensysteme einschließlich Atomraketen zu zeigen. Doch bei einer neuen Truppenschau stand nun vor allem der innere Zusammenhalt des Landes im Mittelpunkt. Beunruhigend wirkten jedoch die Outfits, in denen die Soldaten auftraten. In orangefarbenen Strahlenschutzanzügen und Gasmasken salutierten sie Machthaber Kim Jong-un.
Kim Jong-un hält Militärparade in Nordkorea ab
Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres hat die selbst erklärte Atommacht Nordkorea eine nächtliche Militärparade abgehalten. Anlass der Truppenschau in der Nacht zum Donnerstag im Zentrum der Hauptstadt Pjöngjang war der 73. Jahrestag der Staatsgründung, wie die Staatsmedien berichteten. Im Mittelpunkt standen demnach diesmal nicht die regulären Streitkräfte, sondern "paramilitärische Kräfte" und Sicherheitskräfte. Der sichtlich abgemagerte und in westlichem Anzug gekleidete Machthaber Kim Jong-un verfolgte die Parade auf dem hell erleuchteten Kim-il-Sung-Platz von einem Podium.
Militärparade um Mitternacht: innerer Zusammenhalt statt neue Waffen
Südkoreas Militär ging davon aus, dass an der jüngsten Parade des abgeschotteten Nachbarlandes im Vergleich zu den beiden vorherigen weniger Verbände teilnahmen und dass diesmal weniger Ausrüstung gezeigt wurde. Es schienen keine strategischen Waffensysteme vorgeführt worden zu sein, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Militärvertreter. Beobachter vermuteten, dass die Parade vor allem dem inneren Zusammenhalt dienen sollte.
???????? Images from North Korean parade held last night.#Northkorea pic.twitter.com/bUcVcTzhfY
— The RAGEX (@theragex) September 9, 2021
Gasmasken und Schutzanzüge - Was plant der Nordkorea-Diktator?
Die offizielle nordkoreanische Zeitung "Rodong Sinmun" und die Nachrichtenagentur KCNA berichteten über marschierende Soldaten. Auf Bildern waren auch Formationen in orangefarbenen Chemikalienschutzanzügen und mit Gasmasken zu sehen. Artilleriegeschosse wurden von Traktoren gezogen. Die Teilnehmer hätten den mit Nationalflaggen und Blumensträußen winkenden Bürgern auf dem Platz versichert, "das Hinterland des sozialistischen Heimatlands so stark wie ein Felsen zu verteidigen", hieß es.
Kim Jong-un hielt keine Rede - Sekretär kündigte Verstärkung der Armee an
Statt Kim Jong-un hielt der Sekretär der Arbeiterpartei, Ri Il Hwan, eine Rede. Er kündigte an, dass Nordkorea seine Volksarmee verstärken werde. Die Parade, die um Mitternacht begonnen hatte, dauerte südkoreanischen Berichten zufolge etwa eine Stunde.
Nordkorea nutzt oft wichtige Feier- oder Gedenktage, um militärische Stärke zu zeigen. Das Land hatte zuletzt im Januar und davor im Oktober 2020 eine Militärparade unter nächtlichem Himmel durchgeführt und dabei ballistische Raketen mit unterschiedlichen Reichweiten vorgeführt. Ballistische Raketen können je nach Bauart auch Atomsprengköpfe befördern. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist das Land internationalen Sanktionen unterworfen.
Atomwaffen in Nordkorea: Kim Jong-un lässt weiter aufrüsten
Die Verhandlungen über das nordkoreanische Atomprogramm kommen seit dem gescheiterten Gipfeltreffen von Kim Jong-un mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran. Bei einem Parteikongress Anfang dieses Jahres hatte Kim angekündigt, sein Land werde die nukleare Abschreckung mit neuen Waffen einschließlich neuer Interkontinentalraketen stärken.
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sig/bua/news.de/dpa