In einer der größten europäischen Metropolen wächst die Angst vor einer massiven Rattenplage. In einem Londoner Park wurde eine Frau von 100 Nagern attackiert - mit der wachsenden Schädlingspopulation wächst auch die Angst vor tödlichen Krankheiten.
Was einer Frau namens Susan Treftub in Ealing, einem Stadtteil im Westen Londons, widerfahren ist, könnte gut und gerne eine Szene aus einem Horrorfilm sein. Am 19. Juli besuchte die Britin den Blondin Park im Westen der englischen Metropole, als sich eine Horde Ratten auf sie stürzte. Hunderte Tiere flitzten quer durch den Park und schlugen Susan Treftub in die Flucht, die glücklicherweise unverletzt entkommen konnte.
Ratten-Plage in London: Schon jetzt sind die Nager in der Überzahl
Doch das Horror-Szenario könnte bald zum Alltag in London gehören und sich nicht nur in öffentlichen Parkanlagen, sondern auch in Wohnhäusern ausbreiten: Die britische Hauptstadt zittert vor einer Ratten-Plage ungeahnten Ausmaßes, wie der "Express" aktuell berichtet.Schätzungen zufolge hausen derzeit 20 Millionen Ratten allein in London - die Nager sind somit der menschliche Population, die aktuell bei knapp 9,5 Millionen liegt, glasklar überlegen.
Die in engen Familienverbänden lebenden Nagetiere vermehren sich explosionsartig, wobei ein Wurf bis zu 15 Jungtiere umfassen kann. "Wenn das Umfeld optimale Lebensbedingungen aufweist, können diese Rattenrudel riesig werden", so der britische Schädlingsbekämpfer Paul Blackhurt von der Schädlingsbekämpfungsfirma Rentokil Pest Control gegenüber dem "Express". Als Tiere mit einem instinktiven Flucht- und Abwehrreflex seien Rattenangriffe durch sich bedroht fühlende Tiere alles andere als selten, was wiederum die Gefahr erhöht, dass sich Menschen mit von Ratten übertragenen Krankheiten anstecken.
Die Auswirkungen der beginnenden Rattenplage erleben Richard Blackhurt und seine Kollegen seit einigen Jahren: In den vergangenen fünf Jahren mussten die Schädlingsbekämpfer zu 38 Prozent mehr Einsätzen gegen ungebetene Nagetiere ausrücken.
Angst vor tödlicher Seuche: Ratten können Leptospirose an Menschen übertragen
Nicht nur die wachsende Ratten-Population in London, auch die damit einhergehenden Gefahren bereiten Schädlingsbekämpfern derzeit große Sorgen. Ein Blick in die Geschichtsbücher legt schonungslos offen, dass Ratten in vergangenen Jahrhunderten für Pandemien wie die Pest verantwortlich waren - ähnliche Folgen könnte nun auch die aktuelle Rattenplage von London haben. "Ratten sind wilde Tiere und man läuft Gefahr, von ihnen gebissen zu werden, wenn man einem Tier versehentlich zu nahe kommt", gibt Paul Blackhurt zu bedenken. "Nagetiere spielen eine wichtige Rolle bei der Übertragung von Krankheiten auf den Menschen."
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Grippe-Symptome mit tödlichen Folgen: Wie macht sich Leptospirose beim Menschen bemerkbar?
Eine der größten Gefahren trage Blackhurt zufolge den Namen Leptospiren - damit werden Erreger bezeichnet, die bei Tieren und Menschen eine sogenannte Leptospirose auslösen können. Die Bakterien sind nicht nur in tropischen Gefilden, sondern auch in gemäßigten Breiten nachgewiesen worden, auch wenn in Mittel- und Nordeuropa das Ansteckungsrisiko vergleichsweise gering ist. Nach einer Infektion mit Leptospira interrogans, die durch direkte Exposition oder durch indirekten Kontakt beispielsweise durch verseuchtes Wasser, Ratten- oder Mäuseexkremente passieren kann, zeigen sich beim Menschen bei milden Verläufen grippeähnliche Symptome, die mit Fieber, Bindehautentzündung, Magen-Darm-Beschwerden und Schmerzen in den Beinen einhergehen können. Auch schwere septische Symptome mit tödlichem Verlauf sind bei einer Leptospirose beschrieben worden. Eine solche Infektion ist dem Robert-Koch-Institut zufolge meldepflichtig.
Einige Leptospirose-Patienten erkranken jedoch, so ist es unter anderem in einem Ratgeber-Text des Robert-Koch-Instituts zu lesen, nach einer milden Erkrankungsphase an Lungenblutung, Hirnhautentzündung oder Morbus Weil - letztere führt durch Multiorganversagen mit Nierenschäden, Gelbsucht und Milzvergrößerung in rund 50 Prozent der Fälle zum Tod.
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Deshalb vermehren sich Ratten gerade in der Corona-Pandemie explosionsartig
Dass sich Ratten und andere Schädlinge so massiv ausbreiten, schiebt der Schädlingsbekämpfer nicht zuletzt auf die Corona-Pandemie. "Durch die vorübergehende Schließung von Betrieben könnten die Bedingungen für Nagetiere besser geworden sein", gibt Blackhurt zu bedenken. Auf menschenleeren Straßen könnten sich die Ratten ungestört herumtreiben, in leerstehenden Gebäuden ohne Publikumsverkehr Unterschlupf finden und sich vermehren. Inzwischen sei es keine Seltenheit mehr, Ratten auch bei Tageslicht und nicht nur in der Dämmerung im Herzen von London anzutreffen. Zudem seien aufgrund der jüngsten Unwetter, die auch die Metropole London nicht verschonten, mehr Ratten auf der Suche nach neuen Lebensräumen, nachdem ihre Nester bei Überflutungen weggeschwemmt wurden. Zu befürchten sei, dass sich Ratten verstärkt in Abflussrohren oder Häuserritzen einnisten und somit Menschen gefährlich nahe kommen könnten.
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loc/news.de
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