Ein Blick nach Großbritannien verursacht dieser Tage so manche Sorgenfalte. Der Grund: Ein große Anzahl der Menschen, die dort an Covid-19 versterben, war bereits zweimal geimpft. Ist die Deltavariante so gefährlich?
Mittlerweile machen geimpfte Patient:innen ein Drittel der Menschen aus, die in Großbritannien an den Folgen ihrer Coronainfektion sterben. Doch woran liegt das? Ist die Deltavariante so viel tödlicher? Wir klären auf.
Deltavariante nicht zwangsläufig tödlicher - statistischer Effekt
Wie bereits bei der Coronavariante B.1.1.7 (Alphavariante) im Winter 2020/21 dürfte auch die aktuelle Situation in Großbritannien einen Vorgeschmack dafür bieten, was uns bald in Deutschland erwartet. Diesmal ist es die Deltavariante, die Virolog:innen und Epidemiolog:innen in Atem hält. Mittlerweile versterben im Vereinigten Königreich immer mehr Menschen an Corona, die bereits zweimal geimpft waren. Der Grund dafür liegt jedoch nicht etwa in einer höheren Gefährlichkeit von Delta, sondern vielmehr in einem statistischen Effekt. Das berichtet "Focus online". Die hohe Impfrate führe zwangsläufig dazu, dass es kaum noch Ungeimpfte gibt, die an Corona sterben könnten. Der unvollständige Schutz der Coronaimpfungen gegen das Virus hat gleichzeitig zur Folge, dass auch geimpfte Menschen sich anstecken und schwer erkranken können - wenn auch sehr viel seltener als Ungeimpfte. Je mehr Menschen geimpft sind und sich mit den Coronavirus anstecken, desto höher ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass unter ihnen einer der seltenen Fälle ist, der trotz Impfung schwer erkrankt.
Impfstoffe erreichen keine sterile Immunität - Ansteckung trotz Impfung möglich
Bereits die klinischen Studien der Impfstoffhersteller ergaben, dass die Impfungen nur zu einem gewissen Teil vor einer Coronainfektion bzw. einem schweren Covid-19-Verlauf schützen. Eine sterile Immunität erreichte keines der Coronavakzine in ihren Zulassungsstudien. Der Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer registrierte beispielsweise einen beachtlichen Schutz von 95 Prozent bei Geimpften mit dem Vakzin Comirnaty im Vergleich zur ungeimpften Kontrollgruppe.
Corona-Risikogruppe hat auch im geimpften Zustand noch das höchste Risiko
Selbst bei einem Impfschutz von etwa 95 Prozent können fünf Prozent der Geimpften also trotz Impfung schwer erkranken. Das betrifft leider auch wieder die typischen Risikogruppen von Corona: Ältere Menschen sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, wie etwa Krebspatienten oder Menschen, die eine Organtransplantation erhalten haben und aufgrunddessen mit Immunsuppressiva behandelt werden müssen.
Da diese Patientengruppen als besonders gefährdet gelten, wurden sie - so weit das möglich war - in den meisten Ländern zuerst geimpft. Länder, die mit ihrer Impfkampagne schon besonders weit vorangekommen sind, wie Großbritannien, haben ihre Risikogruppen zum Großteil bereits durchgeimpft. Umso höher ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass unter den Corona-Toten eine Person sein könnte, die bereits geimpft ist. Eine höhere Gefährlichkeit der Deltavariante lässt sich daraus bislang nicht ableiten.
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sig/news.de