Im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie gelten Impfungen als sicherster Schutz - doch der Covid-19-Erreger entwickelt sich weiter, immer neue Mutanten gegen Grund zur Sorge. Eine Variante namens Lambda könnte sogar gegen Impfungen resistent sein.
Eine bisher vor allem in Lateinamerika auftretende Corona-Variante steht nun unter besonderer Beobachtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Aufgrund ihrer Mutationen könnte die Virus-Version mit dem Namen Lambda möglicherweise ansteckender sein oder vom menschlichen Immunsystem schlechter bekämpft werden, berichtete die Genfer UN-Behörde. Belastbare Studien und gesicherte Erkenntnisse dazu lagen zunächst noch nicht vor.
Coronavirus mit neuer Mutation: Lambda-Variante möglicherweise resistent gegen Impfstoffe
Forscher gehen derzeit davon aus, dass die Lambda-Mutation des Coronavirus die bisher bekannten Varianten Delta (zuerst in Indien identifiziert), Alpha (vormals als britische Variante) und Gamma (bislang als brasilianische Variante bekannt) in punkto Infektiosität übertreffen könnte. Zudem gäbe es Anzeichen dafür, dass aktuell verfügbare Impfstoffe gegen Covid-19 das Lambda-Virus weniger effektiv bekämpfen könnte, als es bei anderen Mutationen der Fall ist. Die Ursache davon liege Forschern der Universität von Chile zufolge in Mutationen im Spike-Protein. Aktuell sei jedoch ungewiss, welche Gefahr von der Lambda-Mutante ausgehe, so die Forschenden weiter.
Coronavirus-News aktuell: Lambda-Variante erstmals in Peru identifiziert
Die Variante wurde erstmals im August 2020 in Peru identifiziert. In dem Land wurden seit April 81 Prozent aller analysierten Corona-Fälle Lambda zugeordnet. In Argentinien und Chile waren es in den vergangenen Monaten rund ein Drittel. Inzwischen habe sich die Lambda-Mutation, so schreibt es die britische "Metro" in 27 Ländern der Welt nachweisen lassen. Auch in Großbritannien gab es erste Fälle von Lambda-Infektionen - von Ende Februar bis Anfang Juni seien sechs Fälle bestätigt worden.
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Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheidet Variants of Interest und Variants of Concern
Corona-Varianten werden von der WHOin zwei Kategorien einteilt:Varianten unter Beobachtung ("variants of interest"), die zu gehäuften Fällen führen oder in mehreren Ländern auftreten. Dazu gehört Lambda. Eine Stufe höher stehen die besorgniserregenden Varianten ("variants of concern"). Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer bekämpfbar oder führen zu schwereren Erkrankungen. Darunter fällt etwa die Delta-Variante, wegen der die geplante Corona-Öffnung in Großbritannien verschoben wird.
Resistente Mutante? Experten wegen Lambda-Variante nicht beunruhigt
Daten aus Japan zu möglicherweise problematischen Eigenschaften der Lambda-Variante des Coronavirus sorgen bei Fachleuten nicht für besondere Beunruhigung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies auf eine derzeit nicht besonders starke Ausbreitung der Variante: Covid-19-Expertin Maria van Kerkhove sagte dazu: "Es geht nicht wirklich hoch, selbst in Peru nicht, wo die Variante zuerst entdeckt wurde." Nach Angaben aus Peru werde die Lambda-Variante dort von der Gamma-Variante verdrängt.
Die Daten aus Japan würden derzeit überinterpretiert, teilte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, Anfang August 2021 auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Daten zeigten, dass Lambda in Labor-Versuchen etwas ansteckender sei als das ursprüngliche Virus, aber nicht ansteckender als die Delta-Variante, die in Deutschland derzeit vorherrschend ist. Lambda könnte demnach auch dem Immunschutz "etwas entkommen, aber nicht so stark wie Delta". Insofern beunruhige ihn diese Variante anhand der aktuell vorliegenden Daten noch nicht, erklärte Watzl.
Daten aus Japan zur Lambda-Variante des Coronavirus sorgen für Aufruhr
Vor einigen Tagen hatte ein japanisches Team ein sogenanntes Pre-Print veröffentlicht, mit dem Titel "Lambda-Variante weist eine höhere Infektiosität und Immunresistenz auf". Die Studie ist bisher weder von externen Fachleuten begutachtet worden noch in einem Fachblatt erschienen. Mehrere Medien berichteten zuletzt darüber.
Watzl teilte mit, der Begriff Immunresistenz im Titel der Arbeit sei "bezogen auf die gezeigten Daten schlicht falsch". Einschränkend müsse man auch sagen, dass für die Untersuchung keine wirklichen Lambda-Viren verwendet worden seien, sondern andere Viren, die nur das sogenannte Spike-Protein von Lambda trügen. Damit entert Sars-CoV-2 menschliche Zellen. Mehrere der neuen problematischen Varianten weisen an dieser Stelle gehäuft Erbgutveränderungen auf.
In vielen Studien wird im Labor geprüft, wie gut Antikörper gegen Varianten wirken. Solche Experimente erlauben jedoch nur bedingt Rückschlüsse auf die Schutzwirkung der Impfung im wahren Leben. Die menschliche Abwehr stützt sich auch auf sogenannte T-Zellen. Vor diesem Hintergrund bleibe wahrscheinlich selbst im Fall vermehrter Infektionen durch die Lambda-Variante der Schutz vor schweren Verläufen erhalten, sagte Christine Dahlke vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) am Mittwoch in einer Videoschalte.
Ein US-Team hatte Anfang Juli ebenfalls in einem Pre-Print Ergebnisse vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die derzeit genutzten Impfstoffe auch vor Lambda schützen.
Als besorgniserregend eingestuft hat die WHO bislang vier Coronavirus-Varianten: Alpha, Beta, Gamma und Delta. Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schwereren Erkrankungen. Weitere Varianten stehen als sogenannte Variants of Interest unter Beobachtung: In diese Reihe wurde Lambda (C.37) im Juni aufgenommen. Lambda wurde laut WHO mittlerweile in 40 Ländern nachgewiesen, erste Nachweise stammten von August 2020.
In Deutschland ist Lambda nach Daten des Robert Koch-Instituts seit Jahresbeginn 100-mal bei Analysen gefunden worden, was einem Anteil von 0,1 Prozent entspricht. In den vergangenen Wochen wurden demnach nur noch Einzelfälle festgestellt.
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loc/news.de/dpa
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