Fachleute sind besorgt. Im Atomkraftwerk von Tschernobyl wurden erhöhte Spaltreaktionen gemessen. Die Nuklear-Experten warnen sogar vor einem möglichen Unfall. Wie groß ist die Gefahr vor einem neuen Super-Gau?
Vor 35 Jahren kam es in Tschernobyl zu einer fatalen, nuklearen Katastrophe. Um einen weiteren Super-Gau zu verhindern, wurde mit Maßnahmen versucht die Strahlung rund um den Nuklearreaktor einzudämmen. Doch Fachleute machen sich deshalb Sorgen. Denn in den letzten Jahren wurden verstärkt Signale im Reaktorblock 4 gemessen.
Kernspaltungen in Tschernobyl nehmen zu
Im besagten Reaktorabschnitt soll es wieder öfters zu Kernspaltungen gekommen sein, schreibt die "Frankfurter Rundschau" in Bezug auf einen Artikel aus dem US-Magazin "Science Mag". Der Datenlage zufolge scheint es, dass sich die Neutronenzahl im Tschernobyl-Kraftwerk in den vergangenen vier Jahren fast verdoppelt hat. Deshalb warnte der Chemiker Neil Hyatt davor, dass "die Spaltreaktionen exponentiell beschleunigt" werden könnten.
Wie entstehen die hohen Strahlenwerte?
Wie entstehen nun diese Werte? Möglicherweise hängt es mit dem trocknenden Corium zusammen. Davon befinden sich Tonnen in dem Atomreaktor. Corium ist eine lavaartige Mischung aus Wasser, Sand, Beton und Uran-Brennstäben, die erst entsteht, wenn es zu einer Kernreaktion kommt. Um einen weiteren Ausbruch zu verhindern, wurde nach der Katastrophe in Tschernobyl der Betonmantel "New Safe Confinement" (NSC) errichtet. Durch den Strahlenschutz-Sarkophag soll kein Regenwasser mehr in die kontaminierten Innenräume gelangen, das die Strahlung wiederum ins Grundwasser leiten könnte.
35 Jahre nach Tschernobyl: Experten warnen vor möglichen Unfällen im Kernreaktor
Obwohl die Fachexperten nicht mit einer neuen, gefährlichen Kernschmelze rechnen, "können sie aber die Möglichkeit eines Unfalls nicht ausschließen", zitiert die "Frankfurter Rundschau"Maxim Saveliev vom Institut für Sicherheitsprobleme bei Nuklearkraftwerken (ISPNPP).
Droht bald in Japan ein nuklearer Super-Gau?
Nicht nur in dem alten Atomkraftwerk in der Ukraine besteht ein erhöhtes Risiko, auch in Fukushima, wo es 2011 zu einer Kernreaktion kam, könnte sich ein Unfall ereignen, sagte Hyatt. "Die Gefahr dort ist sehr ähnlich zu der Lage in Tschernobyl". Der Nuklearingenieur und andere Fachexperten warnen seit jeher vor einer erneuten Katastrophe in einem der Atomkraftwerke in Japan. "Es gibt eine sehr starke Möglichkeit, dass es eine weitere nukleare Katastrophe in Japan gibt", sagte Toshio Kimura, Nuklearingenieur zum US-Nachrichtenportal "The Daily Beast".
Erst kürzlich plante die japanische Regierung das Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk in das Wasser abzuleiten. Das sorgte bereits in den Medien und der Bevölkerung für einen großen Aufschrei angesichts der möglichen Risiken.
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bos/loc/news.de