Die Mitarbeiterin eines Wohnheims in Potsdam, in dem Menschen mit Behinderungen untergebracht sind, soll nach Angaben der Ermittler vier Bewohner getötet haben. Sie kommt in eine psychiatrische Klinik. Doch viele Fragen sind offen.
In einem Potsdamer Krankenhaus sind vier Tote entdeckt worden. Eine dringend tatverdächtige 51-jährige Mitarbeiterin sei festgenommen worden, teilten die Polizeidirektion West und die Staatsanwaltschaft Potsdam am frühen Donnerstagmorgen mit. Zum möglichen Motiv lägen noch keine Informationen vor. In verschiedenen Krankenzimmern einer Station seien die tödlich Verletzten sowie eine weitere schwer verletzte Person gefunden worden. Wie die "Bild" berichtet, wurde angeblich ein Messer als Tatwaffe identifiziert. Gegen die Frau wurde laut Staatsanwaltschaft inzwischen einen Haftbefehl wegen Totschlags erlassen.
4 Tote in Potsdamer Krankenhaus entdeckt: Umstände sind unklar
Die Mordkommission der Polizeidirektion West und die Staatsanwaltschaft Potsdam ermitteln zum Verdacht eines vorsätzlichen Tötungsdelikts. "Die Verletzungen aller Opfer sind nach bisherigen Erkenntnissen auf schwere, äußere Gewaltanwendung zurückzuführen", hieß es in der Mitteilung. Ob es sich um Patienten handelte, blieb zunächst unklar. Der genaue Hergang und die Umstände der Tat seien bislang nicht geklärt und Gegenstand der laufenden Ermittlungen. "Derzeit finden umfangreiche Spurensicherungen statt", hieß es. Rechtsmediziner und die Staatsanwaltschaft waren demnach ebenfalls vor Ort.
Tote in Behindertenheim gefunden
Vor dem Komplex an der Rudolf-Breitscheid-Straße in Potsdam-Babelsberg standen in der Nacht zum Donnerstag Polizeiautos und Krankenwagen. Kriminaltechniker mit Koffern gingen in ein Haus in der Nähe des Eingangs. Davor standen Polizisten. Auch ein Notfallseelsorger ging in das Gebäude, wie ein dpa-Reporter berichtete. Die Polizei war seit Mittwochabend kurz vor 21 Uhr im Einsatz.
Zu dem Komplex, auf dem sich die Tat ereignete, gehören neben einer Klinik Kitas und Schulen, Arbeitsplätze und Wohnbereiche für Menschen mit Behinderung und Beratungsstellen. Der Verein Oberlinhaus beschreibt sich auf seiner Website als diakonisches "Kompetenzzentrum für Teilhabe, Gesundheit, Bildung und Arbeit in der Region Berlin-Brandenburg". Nach Angaben des diakonischen Anbieters Oberlinhaus kam es zu der Gewalttat im Thusnelda-von-Saldern-Haus. Es gehört zum Komplex des Oberlinhauses in Potsdam-Babelsberg. Dies sei eine Wohnstätte für Erwachsene mit mehrfachen schweren Behinderungen.
Blut-Tat in Potsdam: Krankenpflegerin soll Heimbewohnern die Kehle durchgeschnitten haben
Die vier Opfer waren nach Angaben des Oberlinhauses langjährige Bewohner in der diakonischen Einrichtung. Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten am Donnerstag. Nach "Bild"-Informationen soll es sich bei den Opfern um zwei Männer und zwei Frauen (31, 35, 42 und 56 Jahre) handeln. Ersten Erkenntnissen nach wurde ihnen die Kehlen durchgeschnitten! Auch ein fünftes Opfer wurde schwer verletzt, heißt es. Jedes der Opfer soll in seinem eigenen Zimmer gelegen haben, heißt es. Zuvor waren die Morde nicht bemerkt worden. Es wird davon ausgegangen, dass die Pflegerin an diesem Abend alleine für ihre Schützlinge verantwortlich war. Auch die Tatwaffe, man geht von einem Messer aus, wurde noch nicht gefunden.
Laut "Bild" soll die Krankenpflegerin nach der Tat nach Hause gefahren sein, wo sie ihren Mann von der Tat erzählte. Er habe daraufhin die Polizei alarmiert.
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach den Angehörigen sein Beileid aus. "Die Tat erschüttert uns alle zutiefst."
Pflege-Mitarbeiterin nach Horror-Tat in psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen
Das Amtsgericht Potsdam hatte eine Pflege-Mitarbeiterin des Wohnheims, die unter dringendem Tatverdacht steht, in ein psychiatrisches Krankenhaus in Brandenburg/Havel eingewiesen. Nach Einschätzung der Haftrichterin lägen Gründe für eine eingeschränkte oder vollständige Schuldunfähigkeit vor, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann.
Die Tatverdächtige, die "Bild" als Ines R beschreibt, schweigt zur Tat. Menschen, die sie kennen, beschreiben sie als starke Frau. Laut "Bild" sei einer ihrer beiden Söhne selbst stark behindert. Allerdings, so will "Bild" erfahren haben, musste die Krankenpflegerin seit ihrer Jugend Psychopharmaka einnehmen.
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rut/news.de/dpa
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