Der Diebstahl war spektakulär, die Razzia ebenfalls: Mehr als 1.600 Polizisten suchten in Berlin nach Verdächtigen und Kunstschätzen aus dem Dresdner Grünen Gewölbe. Zwei Verdächtige sind nach wie vor flüchtig.
Knapp ein Jahr nach dem Kunstdiebstahl im Grünen Gewölbe von Dresden hat die Polizei am Dienstag in Berlin mehrere Tatverdächtige festgenommen. Diese sollen noch im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, wie die Staatsanwaltschaft Dresden mitteilte. Den Beschuldigten würden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung in zwei Fällen vorgeworfen.
Razzia in Berlin: 18 Objekte im Zusammenhang mit Dresdner Kunstraub durchsucht
Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf das MDR-Fahndungsmagazin "Kripo live" über den Einsatz berichtet. Der außergewöhnliche Großeinsatz mit 1.640 Polizeibeamten aus acht Bundesländern, darunter Spezialkräfte des Bundes sowie der Länder Berlin und Sachsen, sollte möglicherweise den ganzen Tag andauern. Seit dem Morgen wurden demnach insgesamt 18 Objekte in der Hauptstadt durchsucht, darunter zehn Wohnungen sowie Garagen und Fahrzeuge. Die Polizei ist in mehreren Bezirken im Einsatz, Schwerpunkt ist Berlin-Neukölln.
Polizei: Verdächtige aus Berliner Clan-Milieu
Die festgenommenen Verdächtigen für den Kunstdiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gehören nach Polizeiangaben zum Berliner Clan-Milieu. Die drei seien deutsche Staatsbürger, wie ein Sprecher der Dresdner Polizei am Dienstag in Berlin sagte. Die Männer waren am Morgen bei einer großangelegten Razzia festgenommen worden.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Ermittlerkreisen gehören die Männer einer polizeibekannten, arabischstämmigen Großfamilie an, die auch für andere große Straftaten verantwortlich gemacht wird. Dazu zählt der spektakuläre Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum. Dafür waren zwei Männer verurteilt worden.
Dresdner Juwelendiebstahl: Haftbefehle gegen fünf Verdächtige
Im Zusammenhang mit dem spektakulären Kunstdiebstahl sind insgesamt fünf Haftbefehle wegen schweren Bandendiebstahls sowie Brandstiftung in zwei Fällen erlassen worden. Drei der Haftbefehle wurden bei der großangelegten Razzia am Dienstagmorgen in Berlin-Neukölln vollstreckt, wie der Dresdner Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt der Deutschen Presse-Agentur sagte. Ein Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Dresden entscheidet derzeit, ob die drei Männer in Untersuchungshaft kommen. Nach zwei weiteren Verdächtigen wird noch mit Haftbefehl gefahndet.
Die bereits festgenommenen Männer, zwei 23-Jährige und ein 26-Jähriger, sind deutsche Staatsbürger und gehören zu einer polizeibekannten arabischstämmigen Großfamilie - nach Angaben der Ermittler handelt es sich um den Berliner Remmo-Clan.
Die Auswertung von Überwachungskamera-Aufnahmen hatte die sächsische Polizei auf die Spur der Verdächtigen gebracht. Die vor und während des Diebstahls aufgenommen Bilder hätten den Ermittlern wertvolle Hinweise zum Verhalten der Täter gegeben, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Am Tatort hätten die Kriminaltechniker zudem wichtige Spuren gesichert. Weitere Hinweise habe die Polizei aus dem sichergestellten Fluchtauto, einem als Taxi getarnten Mercedes 500, erlangt.
Nach Großrazzia wegen Juwelendiebstahls: Zwei Männer noch flüchtig
Nach einer Großrazzia im Zusammenhang mit dem Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden sind zwei Tatverdächtige weiterhin auf der Flucht. Zum Aufenthaltsort der 21-jährigen Zwillingsbrüder gebe es noch keine neuen Erkenntnisse, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochmorgen in Dresden. Den Männern wird schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen. Nach den Verdächtigen werde international gefahndet. Zuletzt hatten Ermittler am Dienstagabend über das Auffinden eines Fluchtfahrzeugs berichtet.
Juwelendiebstahl in Dresden - Clan-Zwillinge weiter auf der Flucht
Zwei Tage nach mehreren Verhaftungen wegen des spektakulären Juwelendiebstahls in Dresden sind zwei verdächtige Männer weiterhin auf der Flucht. Die Fahndung nach den 21-jährigen Zwillingen aus dem Berliner Clan-Milieu lief auch am Donnerstag noch. Ob und wie viele Hinweise zu den Gesuchten inzwischen bei der federführenden Staatsanwaltschaft in Dresden eingingen, war zunächst noch nicht bekannt. Die Fahndung wurde am Mittwochabend auch in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" erwähnt. Das Fluchtauto des einen Mannes war bereits am Dienstagabend gefunden worden.
Die beiden Männer sollen zusammen mit den drei verhafteten Komplizen aus dem arabischstämmigen Berliner Remmo-Clan am 25. November 2019 in den historischen Teil der Dresdner Schatzkammer eingebrochen sein und dort wertvollen Juwelen-Schmuck gestohlen haben. Die Polizei war den Verdächtigen unter anderem durch Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras, Spuren am Tatort und Spuren in einem später gefundenen Fluchtauto auf die Spur gekommen.
Museums-Einbruch - Polizei informiert über Hinweise zu Fahndung
Nachdem zwei Verdächtige im Zusammenhang mit dem spektakulären Juwelendiebstahl in Dresden zunächst entkommen sind, wollen Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstagnachmittag über bislang eingegangene Hinweise informieren. Die Fahndung nach den 21-jährigen Zwillingen aus einem Berliner Clan war am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" erwähnt worden.
Zudem kündigten die Dresdner Ermittlungsbehörden eine Stellungnahme zu einem Bericht der "Bild"-Zeitung über Details der Pannen bei der Verhaftung der mutmaßlichen Täter in der Nacht zu Dienstag in Berlin an. Laut dem Zeitungsbericht soll die Polizei in der Nacht alle fünf verdächtigen jungen Männer aus dem arabischstämmigen Remmo-Clan observiert und abgehört haben. Es habe zuvor Hinweise auf eine akute Fluchtgefahr gegeben.
Nach der Verhaftung eines ersten Mannes gegen 3.00 Uhr habe einer der jetzt gesuchten Zwillinge gegen 4.30 Uhr seine Wohnung verlassen und sei mit dem Auto davon gefahren. Auch sein Bruder verschwand plötzlich. Beide wurden bis jetzt nicht gefunden.
Polizei: Wenig Hoffnung auf Beute aus Grünem Gewölbe
Trotz der Festnahme von drei Verdächtigen im Kunstraub-Fall Grünes Gewölbe haben die Ermittler wenig Hoffnung, dass die Objekte wieder nach Dresden zurückkehren. "Da müsste man sehr viel Glück haben, dass man die ein Jahr nach der Tat noch finden würde", sagte der Sprecher der Dresdner Polizei, Thomas Geithner, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Doch: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Der eigentliche Erfolg sei die Festnahme der Verdächtigen. Sie sollten noch am Dienstag einem Ermittlungsrichter in Dresden vorgeführt werden.
Unbekannte stahlen Kunstschätze aus dem Grünen Gewölbe Dresden - Suche nach Juwelen geht weiter
"Es ist auch unser Ziel, nach den entwendeten Juwelen zu suchen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden. Bislang wurden aber keine Kunstschätze gefunden. Gesucht wurden auch mögliche Beweismittel, etwa Speichermedien, Bekleidungsstücke und Werkzeuge. Am Nachmittag will die Staatsanwalt über Ergebnisse informieren.
Grünes Gewölbe: Täter flüchteten nach Einbruch mit falschem Taxi
Die Einbrecher aus dem Dresdner Grünen Gewölbe sind im November 2019 mit einem PS-starken Wagen über die nahegelegene Autobahn nach Berlin gerast. Das Fahrzeug war in Taxi-Optik getarnt und stand für die Flucht bereit, wie ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft am Dienstag sagte. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet. Die Diebe waren zunächst mit einem anderen Auto vom Tatort weg- und einige Kilometer durch die Elbestadt gefahren. In einer Tiefgarage am Stadtrand hatten sie dieses dann stehenlassen und in Brand gesteckt, ehe sie umstiegen.
In dem Fall hatte es schon mehrere Einsätze in Berlin gegeben. Im September standen Betriebsstätten im Blickpunkt, hier ging es möglicherweise um das Fluchtauto. Zuvor fand die Sonderkommission "Epaulette" Beweismaterial in einem Neuköllner Internet-Café und einer Wohnung.
Aufgrund des Polizeieinsatzes sei den ganzen Dienstag mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet von Berlin zu rechnen, hieß es. Neben Einsatzkräften aus Sachsen seien auch Spezialeinsatzkräfte des Bundes und der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Maßnahmen beteiligt.
Innensenator: Festnahmen in Berlin auch Zeichen an Clan-Milieu
Die Festnahme von drei Verdächtigen aus dem Berliner Clan-Milieu im Kunstraub-Fall Grünes Gewölbe sieht Innensenator Andreas Geisel (SPD) auch als Warnzeichen an die Szene. "Niemand sollte glauben, er könne sich über diesen Staat und seine Regeln hinwegsetzen", erklärte Geisel am Dienstag. "Der Rechtsstaat ist das Maß der Dinge. Er allein setzt die Ordnung durch. Er tut das entschlossener und klüger als manch Krimineller glaubt."
Die Berliner Polizei habe die Dresdner Kollegen früh mit ihrer Expertise bei den Ermittlungen unterstützt, erklärte Geisel. Auch habe sie sich mit Spezialeinsatzkräften an den Razzien beteiligt. "Wir sind froh, dass bei der Aufklärung eines Kunstraubs ein großer Erfolg geglückt ist", erklärte der Berliner Innensenator.
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loc/news.de/dpa
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