Gigantischer Coup in Duisburg: Dort haben Diebe 6,5 Millionen Euro Bargeld aus dem Hauptzollamt geklaut. Von den Räubern fehlt bislang jede Spur. Der Einbruch sei professionell und geplant durchgeführt worden, sagte die Polizei. Jetzt kritisieren Experten das Sicherheitskonzept.
Wahnsinns-Einbruch in das Hauptzollamt Duisburg, Nebenstelle Emmerich. Dort haben Diebe etwa 6,5 Millionen Euro Bargeld am Mittwoch erbeutet. Jetzt hat die Polizei rund 30 Hinweise bekommen. "Auch vielversprechende sind dabei". Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst über den Millionenraub berichtet.
Millionen-Coup: Einbrecher erbeuten 6,5 Millionen Euro aus Zollamt in NRW
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei sei der Einbruch professionell und geplant durchgeführt worden. Die drei bislang unbekannten Täter sollen einen Kernbohrer eingesetzt haben, um im Keller des Gebäudes von einem Nebenraum in den Tresorraum zu gelangen. Laut "Bild" hatten Zeugen an Allerheiligen (01.11.2020) gegen 6 Uhr erste Bohrgeräusche vernommen.
Später hätten sie beobachtet, wie drei dunkel gekleidete Männer mit dunklen Strickmützen das Gebäude am Parkring 6 verließen, um mehrfach einen weißen Transporter zu beladen. Ein anderer Zeuge beobachtete einen weiteren männlichen Tatverdächtigen, welche der Tätergruppe angehörte, berichtet die "Bild". Es sind Szenen, die unschwer an die Netflix-Serie "Haus des Geldes" erinnern. Die Ermittlungskommission "Kern" hat die Untersuchungen in dem Fall übernommen.
Polizei bittet Bevölkerung um Hinweise
Für sachdienliche Hinweise, die zu den Tätern führen könnten und/oder zur Wiedererlangung der entwendeten Gelder, hat die Polizei eine Belohnung von 100.000 Euro ausgelobt. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 02821/5045200 oder per Mail an Hinweise.krefeld@polizei.nrw.de entgegen. Die Fotos des Tatverdächtigen sind im Fahndungsportal der Polizei NRW abrufbar: https://ots.de/9OEPEI.
Fahnder prüfen möglichen Insidertipp
Nach dem Einbruchscoup mit 6,5 Millionen Euro Beute prüfen die Fahnder auch, ob es eine undichte Stelle bei Zoll oder Polizei gegeben hat. "Das war mein erster Gedanke: Da muss einer einen Tipp gegeben haben", sagte der zuständige Oberstaatsanwalt Günter Neifer der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. "Jetzt wird geprüft: Wer genau wusste von dem Geld. Das gehört jetzt zu unseren Hausaufgaben."
Experten kritisieren fehlende Sicherheitsvorkehrungen
Nach dem Millionen-Coup haben Fachleute die Sicherheitsvorkehrungen kritisiert. Zollbeamte seien unbewaffnet und nur zu gewöhnlichen Dienstzeiten am Arbeitsplatz - nicht nachts oder am Wochenende, obwohl dort beschlagnahmte Millionenbeträge verwahrt würden. Das passe nicht mehr zu den Anforderungen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität, sagte der Polizeigewerkschafter Frank Buckenhofer am Donnerstag.
"Würde der Zoll über eine schlagkräftige Finanzpolizei verfügen, die auch rund um die Uhr ihre Wachen besetzt hätte, dann läge das Geld dort sicher in den Tresoren", sagte Buckenhofer, der in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Arbeitsgruppe Zoll leitet. "Die Einbrecher hätten sich dann auch nicht stundenlang ungestört in den Räumen aufhalten und bohren können, ohne sofort von bewaffneten Finanzpolizisten festgenommen zu werden." Im übrigen müssten Saferäume - unabhängig vom Gesamtgebäude - mit einer eigenen Alarmanlage ausgestattet werden, forderte der Gewerkschafter.
Dazu wollten sich weder das zuständige Hauptzollamt Duisburg noch der ermittelnde Oberstaatsanwalt Günter Neifer äußern. Noch laufe die Tatortarbeit mit Unterstützung des Landeskriminalamtes. Die Ermittler wollten sich zunächst ein umfassendes Bild des Sicherheitskonzeptes machen, sagte Neifer. Eine Sprecherin des Hauptzollamtes lehnte jegliche Stellungnahme ab.
Das Vorgehen bei der Tat sei "hochprofessionell" gewesen, sagte der Staatsanwalt. Die Täter hätten die Wand aufgebohrt und so die mehrfach gesicherte Stahltür des Tresorraums umgangen. Noch gebe es keine heiße Spur, aber Zeugen hätten die maskierten Täter beobachtet.
Bei der Tat hatten drei unbekannte Männer am Allerheiligentag (1.11.) eine Kellertür des Emmericher Zollamtes aufgehebelt und im Keller die Wand des danebenliegenden Tresorraums durchbohrt. Am späteren Morgen machte ein Zeuge allerdings Fotos von einem vierten Tatbeteiligten, der offenbar vor dem Zollamt Schmiere stand. Dort hätten sie rund 6,5 Millionen Euro - verstaut in mehreren "Safe-Bags" - gestohlen, so die Ermittler.
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sba/fka/news.de/dpa
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