Die Infektionszahlen steigen zwar noch, allerdings nicht mehr so schnell. Der Teil-Lockdown scheint erste Wirkung zu zeigen. Doch nun berichtet die "Bild"-Zeitung von "Riesen-Zoff" im Kanzleramt wegen der Corona-Regeln. Was ist passiert?
Der Teil-Lockdown scheint bereits erste Wirkung zu zeigen, die Infektionszahlen steigen zwar noch, allerdings nicht mehr so stark wie in den vergangenen Wochen. Während es am 7.11. noch mehr als 23.000 Neuinfektionen in Deutschland gab, wurden für den heutigen Mittwoch "nur" 18.487 neue Corona-Fälle gemeldet. In den Wochen zuvor hatte es wöchentlich eine Steigerung der Infektionszahlen, teilweise im Tausenderbereich, gegeben. Nun ist die Zahl der Neuinfektionen in etwa so hoch wie vor einer Woche. Am 16. November kommen Bund und Länder zu einer erneuten Videoschalte zusammen, um über das weitere Vorgehen im Teil-Lockdown zu beraten. Eine etwaige Verschärfung der Maßnahmen sei im Bereich des Möglichen.
Corona-Pandemie in Deutschland: Droht eine verfrühte Lockerung der Maßnahmen?
AfD und FDP fordern eine Lockerung der Maßnahmen, doch 84 Prozent der Deutschen tragen bundesweiten Umfragen zufolge die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in Deutschland, also den Teil-Lockdown, mit. Diese 84 Prozent der Bevölkerung müssen sich Medienberichten zufolge nicht um eine verfrühte Lockerung der Maßnahmen mit einem unkontrollierten Anstieg der Infektionszahlen sorgen. "Über Lockerungen brauchen wir nicht zu sprechen. Eventuell müssen wir sogar nachlegen", soll etwa die Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Präsidiumssitzung gesagt haben.
Corona-News Deutschland: Verschärfung der Maßnahmen möglich
Die Maßnahmen könnten sich also noch verschärfen, sollte der Teil-Lockdown bis zum 16. November nicht den gewünschten Rückgang der Corona-Neuinfektionen zur Folge haben. Da Patienten erst circa zwei bis drei Wochen nach Ansteckung mit Sars-CoV-2 intensivpflichtig werden, ist auch im November noch mit einem Anstieg der Intensivpatienten sowie der Covid-19-Toten zu rechnen.
Infektionsschutzgesetz Paragraf 28a - Maßnahmen sollen sich nach Inzidenz-Wert richten
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll es jedoch schon gestern bei einem Gespräch von Kanzleramtschef Helge Braun mit den Staatskanzleien der Länder zu einem Streit gekommen sein. Stein des Anstoßes:Die Bundesregierung muss die Maßnahmen gegen das Coronavirus im Infektionsschutzgesetz festschreiben und dafür den Paragrafen 28a schaffen. Darin soll festgelegt sein, dass sich die Maßnahmen am Corona-Inzidenzwert ausrichten, also der Zahl der Neuinfektionen innerhalb von einer Woche pro 100.000 Einwohner.
Zahl der Neuinfektionen als frühester Parameter zur Eindämmung der Pandemie
Der Grund: Die Zahl der Neuinfektionen ist der früheste Parameter, den Wissenschaft und Politik in der Corona-Pandemie zur Verfügung haben. Anhand der Zahl der Neuinfektionen lässt sich die weitere Zahl der Intensivpatienten und Covid-19-Todesopfer berechnen, die je nach Alter der Infizierten usw. schwanken kann. Doch selbst die Zahl der Neuinfektionen bildet nicht das aktuelle Infektionsgeschehen ab, sondern hängt diesem etwa zehn bis 14 Tage hinterher (aufgrund der Inkubationszeit und der Zeit, die es dauert, bis jemand getestet wurde).
Bremen und Hamburg fordern, auf Intensivbetten statt nur auf Neuinfektionen zu schauen
Wie "Bild" erfahren haben will, sollen sich Hessen und Hamburg gegen die Ausrichtung der Maßnahmen an der Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner) gesträubt haben. Sie fordern, dass auch die Auslastung der Krankenhäuser und Gesundheitsämter in die Berücksichtigung einfließen soll. Wie oben beschrieben, handelt es sich dabei aber aufgrund der Zeitverzögerung um keine geeigneten Parameter. Bis die Intensivpatienten im Krankenhaus beatmet werden müssen, sind Wochen vergangen - wertvolle Zeit, in der das Infektionsgeschehen völlig aus den Fugen geraten kann. Die Belegung der Intensivbetten ist stets nur Symptom der Neuinfektionen und kann kein zuverlässiger Parameter für Maßnahmen sein.
Zahl der Intensivpatienten wird in den kommenden Wochen noch steigen
Erst am heutigen Dienstag sagte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach noch gegenüber dem Nachrichtsender "Welt", dass wir in den kommenden Wochen noch mit einem starken Anstieg der Intensivpatienten rechnen müssen. Das läge nicht zuletzt an den hohen Neuinfektionen-Zahlen der letzten Wochen, sondern auch am wieder zunehmenden Alter der Infizierten. Je ältere Bevökerungsschichten sich infizieren, desto mehr schwere Covid-19-Verläufe wird es zwangsläufig geben.
Zur Info: Deutschland ist nach Japan das zweitälteste Land der Welt; etwa 30 bis 40 Prozent der deutschen Bevölkerung gehört zur Corona-Risikogruppe, was Deutschland besonders vulnerabel gegen die Pandemie macht.
Merkel, Söder und Braun sind für umsichtigeres Vorgehen
Wie "Bild" berichtet, seien die Bundesregierung und Bayern unter Führung von Ministerpräsident Markus Söder dagegen, sich am Parameter der Intensivbetten statt an der 7-Tage-Inzidenz zu orientieren. Kanzleramtchef Helge Braun warne laut "Bild" davor, dass auf einen Anstieg der Infektionen auch schnell überfüllte Krankenhäuser und überlastete Gesundheitsämter folgen. Zugegeben: Genau das ist es ja, was uns erst in die prekäre Lage des zweiten "Lockdowns" gebracht hat.
Eine Verschärfung der aktuellen Maßnahmen schließe Braun demnach nicht aus, wenn die bisherigen Maßnahmen nicht die notwendige Wirkung zeigen.
Schon gelesen? Zoff um Änderung des Infektionsschutzgesetz! DAS kritisieren die Länder
Folgen Sie News.de schon bei Facebook und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion.
sig/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.