In der Innenstadt von Bad Schussenried in Baden-Württemberg rückten Polizisten am Mittwoch zu einem Einsatz aus - und eröffneten das Feuer. Ein Mann starb durch die Schüsse, eine Frau wurde verletzt. Der Tote ist zuvor aus einer Psychatrie geflohen. Er soll Polizisten bedroht haben.
Bei einem Einsatz im oberschwäbischen Bad Schussenried (Baden-Württemberg) ist ein 29 Jahre alter Mann durch Polizeischüsse getötet worden. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft vom Mittwoch war er zuvor mit einer 43 Jahre alten Frau aus der Psychiatrie in der oberschwäbischen Stadt Bad Schussenried entwichen. Auch die Frau wurde bei dem Einsatz angeschossen und verletzt. Beide sollen die alarmierten Polizisten mit Messern bedroht haben. Dabei hätten sie ihre Schusswaffen gebrauchen müssen. Wie die Polizei mitteilte, warenBeamte am Mittwochmorgen um kurz vor 9 Uhr zu einem Einsatz im Zentrum der 8.300-Einwohner-Stadt im Kreis Biberach gerufen worden.
Tödliche Schüsse in Bad Schussenried! Mann aus Psychiatrie geflohen und attackierte Polizisten
Die Klinik für forensische Psychiatrie in Bad Schussenried hatte die Polizei am Mittwochmorgen verständigt, weil der Mann und die Frau sich unerlaubt aus dem offenen Maßregelvollzug entfernt hatten. Beide waren dort seit mehreren Jahren nach gerichtlicher Anordnung untergebracht.
Zwei Polizeibeamte trafen die beiden Getürmten in der Bad Schussenrieder Innenstadt an. Kurz vor 9 Uhr war ein weiterer Notruf eingegangen, weil dort eine Geschäftsinhaberin mit einem Messer bedroht worden sein soll. Den Polizeiangaben zufolge trugen beide Psychiatrie-Patienten jeweils ein Messer mit sich. Der 29-Jährige soll einen der beiden Polizisten damit verfolgt haben. Den Angaben nach legte er es trotz Aufforderung nicht ab, woraufhin der Polizist von seiner Dienstwaffe Gebrauch machte. Der Schuss traf den 29-Jährigen im Hüftbereich und verletzte ihn schwer. Kurz darauf starb er in einem Krankenhaus.
Auch seine 43-jährige Komplizin soll ihr Messer entgegen mehrmaliger Aufforderung nicht aus der Hand gelegt und sich dem zweiten der beiden Polizisten damit genähert haben. Auch dieser schoss daraufhin und traf die Frau am Oberschenkel. Sie kam ebenfalls verletzt in ein Krankenhaus. Lebensgefahr bestand den Angaben vom Mittwoch nach nicht.
Wie konnte der Mann aus der Psychatrie fliehen?
Wie die beiden Psychiatrie-Patienten an die Messer kamen und aus der Klinik entweichen konnten, war zunächst unklar. Da die beiden involvierten Polizeibeamten vom zuständigen Polizeipräsidium Ulm kamen, haben Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Ravensburg aus Gründen der Neutralität die Ermittlungen übernommen.
Tödliche Schüsse in Bad Schussenried: Eine Person tot, eine Person verletzt
Die Hintergründe waren zunächst völlig unklar. Angaben des SWR zufolge soll eine Messer-Attacke der Anlass für den Polizeieinsatz gewesen sein, angeblich ging eine Frau auf einen Mann los. Die weibliche Person habe nach Eintreffen der Polizei auch die Einsatzkräfte bedroht, sagte ein Augenzeuge.
Grund für die #Schüsse der Polizei in Bad Schussenried soll die #Messerattacke einer Frau auf einen Mann gewesen sein. Das berichtete ein Augenzeuge gegenüber dem SWR. Als die Polizei eintraf, habe die Frau auch die Einsatzkräfte angegriffen. pic.twitter.com/YypUfrNmFi
— SWR Aktuell BW (@SWRAktuellBW) July 15, 2020
Da die Polizeibeamten vom zuständigen Polizeipräsidium Ulm kamen, haben Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium Ravensburg aus Gründen der Neutralität die Ermittlungen übernommen.
Ermittlungsverfahren nach Todes-Schüssen in Bad Schussenried eröffnet
Angaben des Innenministeriums zufolge waren im Jahr 2019 zwei Menschen in Baden-Württemberg durch Polizeiwaffen gestorben; im Jahr davor gab es keine Opfer. Grundsätzlich leite die zuständige Staatsanwaltschaft in Fällen, in denen Polizisten auf Personen schießen, ein Ermittlungsverfahren ein, sagte ein Ministeriumssprecher. Darin werde dann festgestellt, ob der Einsatz der Waffe gerechtfertigt war. "Derzeit ist uns kein Fall bekannt, in dem ein Gericht einen ungerechtfertigten Schusswaffengebrauch festgestellt hat", sagte der Sprecher.
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loc/news.de/dpa