In Sibirien ist es seit Wochen ungewöhnlich heiß. Gleichzeitig wüten verheerende Waldbrände im Polarkreis. Klimaforscher schlagen nun Alarm und warnen vor fatalen Folgen. Erste Auswirkungen auf das Wetter in Deutschland sind bereits spürbar.
Seit Wochen ist es in Sibirien ungewöhnlich heiß. Eine Hitzewelle hält die Temperaturen über 30 Grad. Am 20. Juni 2020 kletterte das Quecksilber in der Stadt Werchojansk laut russischem Wetterdienst sogar auf 38 Grad. Sollte dieser Wert bestätigt werden, wäre das ein neuer Temperaturrekord im Polarkreis. Für gewöhnlich liegt die durchschnittliche Temperatur in der Region im Juni bei 20 und im Juli bei 23 Grad. Zusätzlich wüten im äußersten Osten Russlands Wadbrände. Klimaforscher schlagen nun Alarm.
Hitze-Horror in Sibirien: Rapide Schmelze und Waldbrände durch Rekordtemperaturen
"Die Arktis brennt, im übertragenen Sinn und buchstäblich", sagteKlimaforscher Jonathan Overpeck von der University of Michigan gegenüber der "Associated Press"."Sie erwärmt sich viel schneller als wir dachten, eine Reaktion auf die steigenden Werte von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre." Die Folgen seien fatal. Das anhaltend warme Wetter und die zahlreichen Waldbrände beschleunigen das Tauen der Permafrostböden. Dadurch werden große Mengen Methan freigesetzt, welches wiederum die Erderwärmung beschleunigt. Ein Teufelskreis!
Allein im Juni hätten die Waldbrände geschätzt 59Megatonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gebracht - sechs Megatonnen mehr als im Juni des Vorjahres. Das teilten Experten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus mit. Das seien die höchsten Emissionen, die nach Copernicus-Daten in den vergangenen 18 Jahren gemessen wurden. Die Rekordtemperaturen im arktischen Teil Sibiriens und die anhaltende Trockenheit begünstigten die Feuer.
Klimaforscher schlagen Alarm! Arktis erwärmt sich schneller als der Rest der Welt
Besonders betroffen waren die Regionen Jakutien und Tschukotka. Zudem stellten die Klimaforscher in Teilen Sibiriens Temperaturen bis zu zehn Grad über dem Juni-Durchschnitt fest. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nannte Temperaturen von stellenweise bis zu 38 Grad. Im Durchschnitt lagen die Werte für den arktischen Teil Sibiriens nach Angaben der Wissenschaftler des Copernicus-Klimawandeldienstes (Copernicus Climate Change Service, C3S) fünf Grad über Normal und damit über ein Grad über den bisher wärmsten Juni-Durchschnitten (2018 und 2019). Im weltweiten Vergleich wies Sibirien die größten Anormalitäten auf, hieß es.
"Was Besorgnis erregt ist, dass die Arktis sich schneller erwärmt als der Rest der Welt", sagte C3S-Direktor Carlo Buentempo beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (ECMWF). Eine Rolle spielen könnten dauerhaft starke Winde. Zudem seien die Schneedecke und die Feuchtigkeit auf Tiefstständen gewesen. Die geringe Feuchtigkeit habe vor allem zu der Vielzahl von Bränden mit Schwerpunkt im Nordosten Sibiriens beigetragen.
Mehr als 2 Millionen Hektar betroffen! Waldbrände wüten in Russland
Die Lage bei den Waldbränden in Russland ist angespannt - Anfang Juli war eine Fläche von mehr als zwei Millionen Hektar betroffen. Am Dienstag lag der Wert erstmals seit Tagen unter einer Million Hektar. In sieben Regionen des flächenmäßig größten Landes der Erde galt der Ausnahmezustand. Besonders in entlegenen Regionen, in denen keine Menschen wohnen, verzichten die Behörden aus Kostengründen auf Löscheinsätze. Insgesamt sei die Lage schlimmer als Anfang Juli vorigen Jahres, teilte die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit.
Seit Jahresbeginn brannte nach Darstellung von Greenpeace eine Waldfläche von 8 Millionen Hektar ab. Zum Vergleich: 2019 waren nach Schätzungen 15 Millionen Hektar betroffen, eine Fläche mehr als doppelt so groß wie Bayern. Greenpeace warf den Behörden vor, keine Lehren aus der Brandkatastrophe von 2019 gezogen zu haben und den Klimawandel zu ignorieren.
"Das Unheil in den Wäldern Sibiriens und des Fernen Ostens wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederholen", teilte Greenpeace mit. Auch Städte und Dörfer könnten erneut in dickem Qualm versinken. Das sei in Zeiten der Corona-Pandemie besonders für Menschen mit Atemwegserkrankungen gefährlich, weil in den Kliniken weiter viele Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19 behandelt würden, hieß es.
Sibirien-Hitze mit dramatischen Folgen für Wetter in Deutschland
Die Hitze und die Brände in Sibirien haben globale Auswirkungen auf das Wetter. Durch die ungewöhnliche Erwärmung in der Arktis verringere sich laut Wetterexperten Judah Cohen vom Atmospheric Environmental Research der Temperatur- und Druckunterschied zu anderen Regionen. Dadurch schwächt sich der Jetstream ab und Wetterlagen wie Hitzewellen oder Regenfronten sitzen tagelang über einer Region fest. Sie bleiben quasi stehen.
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bua/fka/news.de/dpa
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