Einige lokale Corona-Ausbrüche lassen den R-Wert drastisch ansteigen. Daher hat das Robert-Koch-Institut zum ersten Mal seit längerem wieder zu einer Pressekonferenz eingeladen. Droht uns nun eine zweite Welle? Und wie können wir sie ohne Lockdown verhindern?
Nach lokalen Corona-Ausbrüchen in Gütersloh, im Berliner Stadtteil Neukölln und in Göttingen wächst die Angst vor einer zweiten Welle und neuen Einschränkungen in ganz Deutschland. Allein beim Fleischverarbeiter Tönnies haben sich inzwischen mehr als 1.500 Mitarbeiter nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. DieReproduktionszahl (R-Wert) liegt laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) derzeit bei 2,76 (Stand: 22.06.2020, 0.00 Uhr).
Coronavirus-News in Deutschland: Twitter freut sich über neue RKI-Pressekonferenz
Seit langem informierte das RKI nun wieder in einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage. Die Freude auf Twitter war entsprechend groß."#COVID19 Pressekonferenz des #RKI (feat. the one and only Prof. Dr. Wieler) - Yay, ich hab's echt vermisst (ohne Witz)!", schreibt der Twitter-Nutzer @leitbild83. "Gut, dass ich mich mit #TheBigBangTheory jahrelang darauf vorbereitet habe, dass jeden Tag WissenschaftlerInnen im Fernsehen sprechen", heißt es im Tweet von @BruneKerstin.
Corona-Ausbruch bei Tönnies! Wohnsituation der Arbeiter und niedrige Temperaturen fördern offenbar Infektionen
Am Dienstag (23.06.2020) stellte sich RKI-Chef Lothar Wieler den Fragen der Journalisten. Dabei wurde auch der Corona-Ausbruch bei Tönnies thematisiert. Warum es vor allem in der Fleischindustrie besonders hohe Zahlen von Corona-Infizierten gibt, kann der RKI-Präsident derzeit noch nicht sagen. Lothar Wieler verwies bei der Pressekonferenz zum einen auf die Wohnsituation der Arbeiter, aber auch auf die niedrigen Temperaturen in den Schlachthöfen.
"Wir gehen davon aus, dass es 'sowohl... als auch' ist", sagte Wieler. In engen Wohnungen habe es das Virus einfacher, dass sei einer der Grundregeln, sagte der RKI-Präsident. Niedrige Temperaturen, um das Fleisch zu kühlen, könnten bei der Übertragung des Corona-Virus ebenso eine Rolle spielen, wie Aerosole, bei der über die Luft Stoffe übertragen werden.
Robert-Koch-Institut vertraut lokalen Behörden
Um eine verstärkte Ausbreitung des Virus durch die Ausbrüche in Deutschland zu verhindern, setzt das Robert Koch-Institut großes Vertrauen in die lokalen Behörden. Über Maßnahmen zur Virus-Eindämmung müsse vor Ort entschieden werden, sagte Wieler. Zahlen seien für sich genommen nicht so aussagekräftig. Verantwortliche vor Ort müssten beurteilen, ob es sich um einen begrenzten Ausbruch handle oder ob die Gefahr einer Ausbreitung bestehe. Ute Rexroth, Leiterin des Fachgebiets Surveillance am RKI, sagte, die lokalen Behörden seien sehr wachsam, Fälle würden relativ früh erkannt. Welche Maßnahmen genau getroffen würden, müsse unter Abwägung der Gesamtsituation entschieden werden.
Lothar Wieler optimistisch: Deutschland könne zweite Welle verhindern
Abgesehen von lokalen Ausbrüchen, seien die bisherigen Maßnahmen nach Einschätzungen des RKI erfolgreich. Doch die Menschen müssen noch Monate wachsam sein. "Die Maßnahmen in Deutschland haben gegriffen", sagte Wieler. "Aber das Virus ist noch in unserem Land. Wenn wir ihm die Chance geben, sich auszubreiten, dann wird es diese Chance nutzen."
Wieler appellierte weiterhin an die Vernunft der Menschen: "Bitte bleiben sie achtsam, nur gemeinsam können wir die Pandemie bekämpfen." Er verwies auf die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken), die von den Bürgern offenbar sehr gut eingehalten werden. "Ich bin sehr optimistisch, [...] dass wir die zweite Welle in Deutschland verhindern können", sagt Wieler bei der PK. Doch nicht jeder hat die gleiche Wahrnehmung wie der RKI-Chef."Wenn das #RKI immer davon redet, dass sich die Menschen hier gut an die Regeln halten... ich glaub, ich sollte echt mal was lockerer werden. Scheiß drauf", meint Twitter-Nutzer @ma_cologne.
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bua/fka/news.de/dpa
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