Am Mittwoch wollte Sandra Maischberger über die Proteste in den USA diskutieren. Dabei kam es zu einem heftigen Eklat: Nur weiße privilegierte Menschen waren eingeladen. Nach Protest wurde kurzfristig Priscilla Layne eingeladen. Die im Anschluss selbst die Sendung zerlegte.
Wow, auf die Idee muss man erstmal kommen. Sandra Maischberger will am Mittwochabend (03.06.2020) mit ihren Gästen über die heftigen Proteste in den USA und die Rolle von Donald Trump diskutieren. Doch für ihren Talk hat es die "Maischberger"-Redaktion offenbar nicht für nötig gehalten, von Rassismus betroffene Menschen einzuladen.
"Maischbergers" Rassismus-Talk sorgt für Protest - Petition gegen Gästeliste gestartet
Für Schwarze und People of Colour muss sich die Gästeliste von Sandra Maischberger wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Bereits vor der Sendung formierte sich im Netz gewaltiger Widerstand. Der Publizist Nasir Ahmad startete sogar eine Petition. "Fr. #Maischberger, wieso laden Sie 5 weiße Menschen ein, um über Rassismus zu sprechen?", fragt Ahmad auf Twitter. Darunter erklärt er, warum diese Gäste-Auswahl völlig unverständlich ist.
Fr. #Maischberger, wieso laden Sie 5 weiße Menschen ein, um über Rassismus zu sprechen?
— Nasir Ahmad (@_nasir_ahmad_) June 3, 2020
Ich habe eine Petition auf @ChangeGER gestartet. Wieso? Das erkläre ich in diesem Thread.#BlackLivesMatter #BlackLivesMatterGermany
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Prof. Priscilla Layne kurzfristig eingeladen - ARD-Redaktion reagiert und ändert Gästeliste
"Die Redaktion war seit Sonntag im Kontakt mit mehreren möglichen, auch schwarzen, Gesprächspartner*innen zum Thema #Rassismus in den #USA. Zugesagt hat jetzt eine afro-amerikanische Germanistikprofessorin aus North Carolina", reagiert Maischberger auf Twitter auf die Kritik. "Meinen Sie mit 'afroamerikanischen Professorin' etwa Prof. Priscilla Layne? Ich hoffe mal nicht, dass sie nun als Token eingesetzte, einzige Schwarze den übrigen Gästen Rassismus erklären & Tatsachen durchsetzen muss, tut mir jetzt schon leid die Frau", entgegnet Lady Bitch Ray. "Die arme Frau hat keinen Namen?", fragt ein weiterer. "Besseres Krisenmanagement hatte nur die Titanic kurz nach dem Rammen des Eisbergs", fügt ein anderer Twitter-Nutzer hinzu.
Auf der Webseite der Sendung kündigte das Erste zunächst Wissenschaftsjournalist Dirk Steffens, Bundesaußenminister Heiko Maas, ARD-Börsenexpertin Anja Kohl, Biochemikerin Helga Rübsamen-Schaeff sowie den Kolumnisten Jan Fleischhauer an. Alles weiße privilegierte Menschen. Mittlerweile wurde die Seite aktualisiert und die US-Wissenschaftlerin Priscilla Layne ergänzt. Jedoch ist der ursprüngliche Text nach wie vor im Google-Cache abrufbar.
"Weiße privilegierte Gäste!" Nasir Ahmad wütet gegen "Maischberger"
"'Ich kann nicht atmen!', flehte #GeorgeFloyd, auf dessen Hals ACHT MINUTEN LANG das Knie eines weißen Polizisten lag. Er ruft nach seiner Mama, er wird vor den Augen der ganzen Welt gefoltert. George Floyd wird durch #Polizeigewalt ermordet. Alltag in den USA", schreibt Nasir Ahmad in seiner Petition. "Wer kann das besser nachempfinden als die Brüder und Schwestern von George Floyd? Wer kann die Proteste in den USA besser nachempfinden und darüber urteilen, als jene, die unter der weißen rassistischen Polizeigewalt jahrzehntelang leiden?"
Doch Sandra Maischberger scheint es nicht für nötig zu halten. Sie lädt fünf "weiße privilegierte Gäste" ein. "Ihr wollt über #Blacklivesmatter reden? Dann ladet sie aus und ladet jene ein, die von Rassismus betroffen sind, die rassistische Gewalt erlebt haben!", wütet Ahmad und hat sogar einige Vorschläge für die "Maischberger"-Redaktion. Doch "#Maischberger legitimiert die Gästeauswahl, indem sie sagt, dass es in der Sendung nicht nur um George Floyd und Rassismus geht. Sie wird bestimmt einen BiPoC Gast finden, der auch zu den anderen Themen sprechen kann". Die Macher der Talkshow reagieren - zumindest ein bisschen. Kurzfristig schalten sie die US-Wissenschaftlerin Priscilla Layne per Video hinzu. Sie berichtet von ihren rassistischen Erfahrungen. "Jede Erfahrung mit Polizisten war schlecht. Selbst wenn ich um Hilfe gebeten habe, haben sie mich immer gleich als Kriminelle gesehen", erzählt Layne.
"Komplettes Versagen der Redaktion!" Heftiger Shitstorm gegen ARD-Talkshow
Trotz zusätzlichem Gast kann sich Maischberger auf Twitter nicht vor einem Shitstorm schützen. Und das zu Recht! "Dass Sandra #Maischberger am Ende ihrer Sendung noch einmal alle Gäste aufzählt und nur Priscilla Layne nicht erwähnt, ist natürlich ein würdiger Abschluss dieser unglaublichen Farce", heißt es in einem Tweet von Stephan Anpalagan.
Dass Sandra #Maischberger am Ende ihrer Sendung noch einmal alle Gäste aufzählt und nur Priscilla Layne nicht erwähnt, ist natürlich ein würdiger Abschluss dieser unglaublichen Farce.
— Stephan Anpalagan (@stephanpalagan) June 3, 2020
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"Bis zum Ende hab ich @maischberger nicht mal durchgehalten, da war schon nach knapp 10 Minuten der Sender gewechselt. Komplettes Versagen der Redaktion und von #Maischberger selbst. Wenn die ARD sparen muss, dann sollte sie bei ihr anfangen", kritisiert ein anderer Twitter-Nutzer die Talkshow. "Für alle, die sich über die heutige Gästeauswahl bei @maischberger echauffiert haben, hier eine vernünftige Erklärung der Redaktion", heißt es in einem weiteren Tweet.
Für alle, die sich über die heutige Gästeauswahl bei @maischberger echauffiert haben, hier eine vernünftige Erklärung der Redaktion ????????♂️ #Maischberger pic.twitter.com/wW7dvDn4Gg
— Mats_stays_home (@thisismats9) June 3, 2020
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Priscilla Layne zerlegt "Maischberger" und offenbart deutschen Rassismus
Auch Maischberger-Gästin Priscilla Layne meldet sich auf Twitter zu Wort und zerlegt die ARD-Talkshow. "Yesterday I got a phone call from ARD about possibly appearing on German TV to talk about racism in the US and the current protests", schreibt Layne. "I thought, sure I know something about that and I can share my opinion. They probably just want to talk to a Black American who speaks German." Danach schreibt sie, wie sie plötzlich vom Shitstorm gegen Maischberger auf Twitter erfahren und sich mit der Schwarzen deutschen Akademikerin und Aktivistin Vanessa-Eileen Thompson ausgetauscht hat.
"I have had some time to reflect on what's really going on here", führt Priscilla Layne weiter aus. Mittlerweile habe sie mehrere Gründe identifiziert, warum sich die "Maischberger"-Redaktion an sie gewendet habe. Sie wirft ihnen vor, nichts über Schwarzen Aktivismus in Deutschland zu wissen. Rassismus ist kein US-Problem. Auch in Deutschland ist Rassismus tief verankert. Und weiter: "A. Having a Black guest was a last-minute thought for them. B. When they think of racism and police brutality they mistakenly only think of the US. C. They don't know anything about Black German activism, organizations or scholars, so they wouldn't know who to invite. D. They chose me, because I was a fellow at the American Academy and that comes with a certain privilege and recognition that is now being afforded me, even if I haven't been doing this work as long as Fatima El-Tayeb, Peggy Piesche, Natasha Kelly, Katharina Oguntoye, Maischa Auma and Sharon Dodua Otoo among others." Doch damit nicht genug: "I recognize now how this invitation actually displays a lot of the bullshit Black Germans have to deal with: Like being left out of important conversations due to gate keeping and institutional racism."
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— Priscilla L. (@pdlayne) June 3, 2020
"Exit Racism" statt "Maischberger"
Die komplette Sendung von "maischberger. die woche" können Sie hier in der ARD-Mediathek nachschauen. Wer sich jedoch wirklich mit dem Thema "Rassismus" auseinandersetzen will, der sollte sich "Exit Racism" von Tupoka Ogette durchlesen. Mit ihrem Handbuch kann jeder die Entstehung, Strukturen und Wirkungsweisen von Rassismus in Deutschland verstehen. Wie sangen Die Ärzte einst: "Es ist nicht deine schuld, dass die Welt ist wie sie ist.
Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt!"
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