Surfer-Drama in der Nordsee: Heftiger Wind und starke Strömung haben eine Gruppe Surfer vor der niederländischen Küste am Montagabend in Not gebracht. Fünf Menschen verloren ihr Leben. Das letzte Opfer wird noch immer vermisst.
Der Wind peitscht die Wellen hoch an der Kade vom Hafen von Scheveningen. Die schwarzen Basaltbrocken, der Strand, Fahrzeuge von Feuerwehr und Seenotrettung sind bedeckt von schmutzig-gelbem Schaum. Nach stundenlanger Suche haben die Rettungskräfte soeben den vierten Toten aus der Nordsee geborgen. Die Leiche des fünften Opfers treibt noch in den grauen Wogen der Nordsee. Für fünf holländische Surfer endet das Kräftemessen mit Wellen und Wind tödlich.
Surfer-Drama in der Nordsee: Mindestens 5 Tote vor Scheveningen
Der kleine Fischerort Scheveningen bei Den Haag trauert. Bürgermeister Johan Remkes von Den Haag spricht den Angehörigen seine Anteilnahme aus. "Dies ist in erster Linie ein persönliches Drama", schreibt er auf Twitter. "Wir fühlen mit Ihnen mit und stehen an Ihrer Seite." Am Strand, so ist auf Fernsehbildern zu sehen, stehen Leute beieinander und schauen entgeistert auf die großen Einsatzfahrzeuge und die Boote, die noch immer nach dem letzten Opfer suchen. Es sind Spaziergänger, Bewohner und Surfer.
Zwei Rettungsschwimmer unter den Toten von Scheveningen
Vor dem Surf-Club The Shore liegen Blumen. Einige der Opfer sollen hier Surf-Lehrer gewesen sein. "Zwei von ihnen waren sogar Rettungsschwimmer", sagt ein junger Mann Reportern. "Das waren echt keine Idioten", sagt ein anderer im Radio. Unter den Opfern sollen Männer und Frauen gewesen sein. Zur Identität sagt die Polizei vorerst nichts.
Am späten Montagnachmittag hatte alles begonnen: Die Surfer hatten mit ihren Bodyboards den Sprung in die Nordsee gewagt. Es blies ein kräftiger Wind, die Wellen waren hoch, bedeckt von einer dicken Lage Schaum - verursacht durch eine Algenart und durch die Meeresturbulenzen nun besonders hoch.
Surfer in der Nordsee tödlich verunglückt - Ursachenforschung läuft
Was aber war geschehen und hatte diese gut trainierten Surfer in Not gebracht? Hatte der Wind plötzlich an Stärke zugenommen? Möglicherweise, so vermuten erfahrene Wassersportler, konnten sich die Surfer durch die dicke Schaumlage auf den Wellen nicht mehr orientieren. Oder sie wurden von einer heftigen Strömung auf die mit schweren Gesteinsbrocken befestigte Kade geworfen. "Wir wissen es noch nicht", sagt der Sprecher der Küstenwache Edwin Granneman im Radio, "das muss noch untersucht werden."
Einigen Surfern gelingt es noch, aus eigener Kraft den Strand zu erreichen. Die Königliche Niederländische Rettungsgesellschaft wird alarmiert und kann sieben Personen aus dem Wasser retten. Zwei sterben trotz Wiederbelebungsversuchen am Strand. Ein dritter Surfer wird ins Krankenhaus eingeliefert.
Rettungsarbeiten abgebrochen, Bergung von Verunglückten veranlasst
Gegen 23 Uhr werden die Rettungsarbeiten abgebrochen. Da werden noch drei Personen vermisst. Gegen 6 Uhr früh am Dienstag geht der Einsatz weiter. Nun aber ist es keine Rettung mehr. "Jetzt ist es wohl eine Bergung", stellt Sprecher Granneman knapp fest. Bittere Realität.
Vier Boote werden eingesetzt und ein Helikopter. Er fliegt so niedrig über dem Wasser, um den Schaum weg zu blasen. So können treibende Leichen besser gesehen werden. Nach und nach gelingt die Bergung.
Am Mittwoch ist die Suche nach dem letzten Opfer wieder aufgenommen worden. Auch die Marine helfe bei der Suche nahe dem Hafen, wie die Polizei in Den Haag mitteilte. Die Marine setze unter anderem einen Unterwasser-Roboter ein, berichtet die niederländische Agentur ANP. Zunächst war am frühen Morgen ein Einsatz von Polizei und Küstenwache ergebnislos geblieben.
Letztes Opfer des Surfer-Dramas in Niederlanden noch nicht gefunden
Marinetaucher haben am Donnerstag die Suche nach dem letzten Opfer des tödlichen Unfalls fünf niederländischer Surfer wieder aufgenommen. Erneut wurde auch ein Unterwasser-Roboter eingesetzt, um die Leiche des 23-Jährigen zu finden, berichtete die niederländische Nachrichtenagentur ANP.
Die Leiche des noch vermissten jungen Mannes war zwar am Dienstag gesichtet, dann jedoch von der Strömung abgetrieben worden. Einsatzkräfte hatten am Mittwoch vor Scheveningen vergeblich nach ihm gesucht. In dem Küstenort ist die Trauer über das Unglück groß. Am Strand und bei einer Surfschule legten Freunde und Kollegen der jungen Männer sowie Bewohner und Spaziergänger Blumen nieder. An der Technischen Universität in Delft, wo der noch gesuchte 23-Jährige und ein weiteres Opfer des Surfer-Unglücks studierten, richteten Kommilitonen inzwischen einen Gedenkplatz ein.
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sba/news.de/dpa