Die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, keine Obduktionen bei Covid-19-Toten durchzuführen, wird von Pathologen heftig kritisiert. Dies sei zwingend nötig, um das Coronavirus besser zu verstehen.
Zwei Pathologie-Fachverbände forderten möglichst viele Obduktionen bei gestorbenen Coronavirus-Infizierten. Dies sei nötig, um mehr über die Erkrankung "und deren oft erstaunlich fulminanten Verlauf" zu erfahren, teilten der Bundesverband Deutscher Pathologen (BDP) und die Deutsche Gesellschaft für Pathologie (DGP) letzte Woche mit. Bestenfalls könne man aus den Erkenntnissen weitere Optionen für die Behandlung ableiten, hieß es.
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Coronavirus-News aktuell: Pathologen kritisieren Obduktions-Empfehlung des Robert-Koch-Institutes
Die Verbände widersprechen damit nach eigenen Angaben Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach eine innere Leichenschau und andere Maßnahmen, bei denen winzige Tröpfchen produziert werden, vermieden werden sollten. Das vom RKI betonte Infektionsrisiko sei zwar ein wichtiger Aspekt, "aber als Entscheidungsgrundlage zu schmal", erklärten die Pathologen. Der Schutz der Mitarbeiter bei Obduktionen werde sichergestellt. "BDP und DGP bitten das RKI darum, die Gesundheitsbehörden entsprechend zu informieren."
Corona-News: Register für Covid-19-Obduktionen an der Technischen Hochschule Aachen
Laut Mitteilung entsteht an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen ein Register für Covid-19-Obduktionen im deutschsprachigen Raum. RKI-Präsident Lothar Wieler sagte am Dienstag in einem anderen Kontext, es sei zum Beispiel noch unklar, woran etwa jüngere Covid-19-Patienten sterben. Angesichts von Wissenslücken über die neue Erkrankung seien Obduktionen sehr wichtig.
Pathologe kritisiertStatistik der Todesursachen als "riesige Katastrophe"
Auch der Pathologe Prof. Dr. Johannes Friemann nennt die RKI-Empfehlung im Interview mit der "Welt" "völlig unverständlich". "Aus den Obduktionen können wir lernen, wie wir die Lebenden besser behandeln können", so der Pathologe.Die Statistik der Todesursachen in Deutschland bezeichnete Dr. Friemann als "riesige Katastrophe". Um zu wissen, woran die Menschen tatsächlich gestorben sind, müsse man durch Obduktionen herausfinden, was wesentlich für deren Tod verantwortlich war. "Wir sprechen zwar über Covid-Tote, und das ist auch nicht ganz falsch. Aber durch Covid wird möglicherweise ein aus anderen Gründen bereits drohender Tod vorverlegt", so der Pathologe im "Welt"-Interview.
Wie viele Covid-19-Tote gibt es in Deutschland wirklich?
Aktuell erfolgt der Nachweis des Todes durch Covid-19 anhand einesNasen- und Rachenabstrichs. Ist dieser positiv, gilt der Tote als Covid-19-Todesopfer. Ein Vorgehen, dass auch Karl-Friedrich Bürrig, Präsident des Bundesverbands Deutscher Pathologen, kritisiert. "Als Verstorbener in Folge Covid-19 sollte meines Erachtens gelten, wer den unmittelbaren Folgen dieser Infektionskrankheit erlegen ist. Ein Beispiel wäre der Ablauf Infektion - Lungenentzündung - Herzversagen."
RKI spricht sich nach Kritik für Obduktion von Coronavirus-Toten aus
Das Robert-Koch-Institut hat sehr zügig auf die Kritik der Pathologen reagiert. Eine Sprecherin erklärte gegenüber "tagesschau.de": "Aktuell gibt es noch zahlreiche offene Fragen zum Krankheitsgeschehen einer Covid-19-Infektion und was zum Tode führt. Daher sind Obduktionen zum Ziele des besseren Verständnisses des Krankheitsbildes und möglicher Therapieoptionen gezielt und unter adäquatem Schutz des Personals durchzuführen."
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fka/news.de/dpa
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