Woodstock war das größte, das chaotischste, das friedlichste Festival seit Menschengedenken. Zum 50. Jubiläum lassen wir das Festival noch einmal Revue passieren - von Drogenrausch, vergessenen Show-Acts und einem finanziellem Debakel.
Als die Männer die Wochen zuvor, in diesem August 1969, die Bühne auf dem Gelände der Farm von Max Yasgur in Bethel/White Lake im US-Bundesstaat New York aufbauten, ahnte noch niemand, dass sie Teil der Geschichte werden würden. Das dreitägige Hippie-Festival war ausgelegt auf maximal 200.000 Menschen - so zumindest der Traum der beiden Organisatoren, Artie Kornfeld und Michael Lang! Doch am 16. August rissen die Menschenströme nicht ab. Man konnte das Gefühl bekommen, dass der ganze Bundesstaat auf den Füßen war. Schließlich fanden sich geschätzte 400.000 Menschen auf dem Gelände ein. Während die ersten bereits den Bands lauschten, steckten noch zig-tausende andere in den verstopften Strassen fest! Woodstock war das grösste Musik-Event der Geschichte und gleichzeitig auch der Beginn des Endes der Hippie-Bewegung.
Woodstock-Festival war ein finanzielles Debakel
Das Woodstock-Festival sollte eigentlich als Werbeveranstaltung für das neue Tonstudio von Michael Lang und Artie Kornfeld abgehalten werden. Gerechnet wurde zuerst mit 100.000 Besuchern. Allerdings gingen im Vorverkauf bereits 186.000 Karten weg. Die Ticket-Häuschen waren am Freitagmorgen noch gar nicht aufgebaut, als sich bereits rund 150.000 Menschen auf dem Gelände befanden. Die Ticketpreise beliefen sich im Vorverkauf auf 18,- US-Dollar für den Drei-Tage-Pass (heute 120 Dollar) und 7,- Dollar für den Tageseintritt. Das Budget lag bei 250.000 US-Dollar (heute ca. 1,6 Millionen Dollar).
Nachdem die Besuchermassen bereits auf dem Gelände waren oder die Umzäunungen niedergetrampelt hatten, musste am Samstagmorgen das Konzert zum Free-Concert erklärt werden. Das Resultat: 2,7 Millionen Dollar Gesamtkosten (heute 18 Mio) und ein Minus von 1,3 Millionen. Das übernahmen die beiden Investoren Joel Rosenman und John Roberts per Blitzkredit. Sie zahlten nach dem Festival die beiden Organisatoren mit jeweils 31.750 Dollar aus und erhielten dafür die Vermarktungsrechte. Bis zum Jahr 1980 konnten die Schulden vornehmlich durch Tantiemen aus Film und Album abbezahlt werden. Seither werden in manchen Jahren bis zu 100 Mio Dollar durch den Verkauf von Woodstock-Artikeln umgesetzt.
Woodstock als Sprungbrett vieler Musikerkarrieren
Bekannte, sehr bekannte und absolut unbekannte Musikgruppen und Solointerpreten gaben sich 70 km südwestlich der Stadt Woodstock das Mikrophon in die Hand. Das Line-Up liest sich wie ein Auszug aus dem Who is Who der Musikgeschichte: Janis Joplin, Jimi Hendrix, The Who, Joe Cocker, Melanie, Ten Years After, Creedence Clearwater Revival und Carlos Santana - nur einige der insgesamt 32 Acts. John Sebastian etwa wurde hinter der Bühne entdeckt und direkt in das Scheinwerferlicht geschickt. Melanie war den meisten vor ihrem Auftritt ebenso nicht bekannt, Santana hatte gerade sein erstes Album auf den Markt gebracht. Und schließlich der große Joe Cocker. Sein Urschrei gehört ebenso zu Woodstock wie Richie Havens "Freedom" oder Canned Heat mit der inoffiziellen Festival-Hymne "Going up the Country". The Who und Grateful Dead wären beinahe nicht aufgetreten, da sie um ihre Gagen fürchteten, Iron Butterfly warteten vergebens im Hotel in New York auf den Hubschrauber - sie wurden vergessen!
Motel eigens für Drogenrausch angemietet
Die Folk-Sängerin Melanie meinte einst, sie hatte den Eindruck, als einzige der Interpreten nicht unter dem Eindruck von Drogen gestanden zu haben. John Sebastian beispielsweise gab zu, dermaßen bekifft gewesen zu sein, sodass er die Aufforderung auf die Bühne zu gehen, nicht abschlagen konnte. Gleiches auch im Publikum. Ein nahestehendes Motel wurde angemietet, damit die stärksten LSD-Räusche dort unter Aufsicht durchlebt werden konnten. Daneben waren Haschisch, Marihuana und auch Mescalin selbstverständlich. Trotzdem ging Woodstock als friedlichstes Festival aller Zeiten in die Musikgeschichte ein. Ganz im Sinne vieler Interpreten, die das Spektakel nutzten um gegen den Vietnamkrieg und auch die Morde an John F. Kennedy, seinem Bruder Robert Kennedy und Martin Luther King zu protestieren.
Folgen Sie news.de schon bei Facebook? Hier finden Sie brandheiße News und den direkten Draht zur Redaktion.
US/add/news.de