Deutschland gilt als Paradies für Geldwäsche. Während Drogen- und Gewaltkriminalität hart verfolgt werden, sieht es bei der Wirtschaftskriminalität anders aus. In vielen Bereichen,die für Geldwäscher attraktiv sind, gibt es kaum Kontrollen.
Dass kriminelle Clans und mafiöse Banden in Deutschland ein Problem sind, wird immer wieder deutlich. Während brutale Angriffe auf Clubs oder Auseinandersetzungen auf der Straße auch für die Öffentlichkeit gut sichtbar sind, gibt es auch Teile dieser kriminellen Vereinigungen, die unauffälliger, aber umso wichtiger für diese Strukturen sind.
Bargeld ist King in der Unterwelt
Die kriminelle Wirtschaft ist mindestens ein so stabiles Netzwerk wie die legale Wirtschaft. So werden auf der einen Seite illegale Einnahmen gemacht. Das passiert zum Beispiel durch den Verkauf von Drogen, illegales Glücksspiel, Schwarzarbeit, Schutzgelderpressung und vieles anderes. Doch dieses Geld kann nur begrenzt eingesetzt werden, bevor jemand anfangen würde, Fragen zu stellen.
Dabei handelt es sich nämlich um sehr große Bargeldbeträge. Für viele Branchen, die als anfällig für Geldwäsche gelten, gibt es bereits gesetzliche Vorschriften, die das Auftauchen großer Bargeldmengen meldepflichtig machen. Trotzdem vermeldete die Universität Halle-Wittenberg, dass in Deutschland jährlich 100 Milliarden Euro gewaschen würden.
Einige Bereiche der deutschen Wirtschaft sind besonders interessant für Geldwäscher
In Deutschland gibt es zwei große Varianten der Geldwäsche. Bei der einen Methode wird das Geld über verschiedene Kanäle in den legalen Kreislauf eingespeist, Steuern werden abgeführt und das Geld erscheint legal in einer Geschäftsbilanz. Auf der anderen Seite ist es auch in Deutschland möglich, größere Investitionen bar abzuwickeln. So ist es etwa beim Immobilienkauf.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und im Gegensatz zur legalen Wirtschaft, wo Geschäfte sicherer werden, wenn weniger Zwischenhändler daran beteiligt sind, profitiert die Geldwäsche davon, wenn viel Personen wissentlich oder unwissentlich daran beteiligt sind.
Was hat das kleine Wettbüro mit Menschenhandel zu tun?
Damit ein Geschäft für die Geldwäsche sinnvoll ist, braucht es einen hohen Durchfluss an Bargeld und ein schlecht abzurechnendes Produkt. Deswegen eignen sich Waschsalons, Reisebüros oder Spielotheken besonders gut für Geldwäsche. Das illegal erwirtschaftete Schwarzgeld wird dort in den Kreislauf eingebracht. In einem Wettbüro sieht das einfachste Geldwäsche-Geschäft wie folgt aus:
Eine Wette wird mit Schwarzgeld in bar platziert. Der Buchhalter nimmt die Wette an und schreibt den gesetzten Betrag in sein Buch. Ziel ist es jedoch, die Wette zu verlieren, damit der Buchhalter eine legale Einnahme gemacht hat, die dann versteuert wird. Das Geldwäsche-Geschäft sieht nur oberflächlich nach einer Wette aus, eigentlich geht es um die Gewinne des Wettbüros. So werden auch Gelder Aus Waffengeschäften oder Zwangsprostitution gewaschen.
Meistens wir trotzdem noch ein normaler Geschäftsbetrieb vorgetäuscht. So können die Schwerkriminellen im Hinterzimmer über Waffengeschäfte und den Verkauf von minderjährigen Mädchen sprechen, während im Spiellokal normale Menschen sitzen, die gern ein wenig zocken.
Geldwäsche mit Immobilien
Geldwäsche über einen eigenen Betrieb ist zwar eine Möglichkeit, jedoch bleibt dabei die Gefahr, in eine Steuerprüfung zu geraten und aufzufliegen. Deswegen sind größere Akteure in der Unterwelt darauf bedacht, wenig Spuren zu hinterlassen. Genau deswegen ist der Immobilienmarkt in Deutschland so interessant für Mafia und Clans.
Durch den starken Datenschutz und lockere Meldepflichten ist es möglich, teure Immobilien bar zu bezahlen, ohne dass danach der neue Eigentümer preisgegeben werden muss. Dann können zum Beispiel mit der Miete legale Einnahmen gemacht werden, die aber erst durch blutiges Geld möglich wurden. So wird Geld nicht nur gewaschen, sondern die kriminelle Infrastruktur gestärkt.
Eine aufmerksame Steuerfahndung wurde schon Al Capone zum Verhängnis. Der Mann investierte sein erstes illegales Geld in einen Waschsalon. Ein kriminelles Vorbild das heute noch gilt. Trotzdem kam man ihm wegen Steuerhinterziehung auf die Spur und konnten somit die polizeilichen Maßnahmen rechtfertigen, die Capones Verschleierung bisher verhindert hatte.
luj/loc/news.de
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