Die gefährlichen haarigen Raupen treten in Massen auf: Wegen des Eichenprozessionsspinners rücken Sanitäter aus, Parks und Freibäder werden geschlossen. Bei den Landschaftsgärtnern klingelt ständig das Telefon. Alle aktuellen Entwicklungen im News-Ticker.
Zu Tausenden bevölkern die schwarzen, haarigen bis zu sieben Zentimeter langen Tierchen Gärten und Häuser und sogar das Freibad in Gunzenhausen: Schwammspinner-Raupen. In diesem Frühjahr habe sich das Insekt im Wald der mittelfränkischen Stadt explosionsartig vermehrt, sagte eine Sprecherin der Stadt vor wenigen Tage.
Auch im thüringischen Gera treten die Tiere treten massenweise auf und fressen Pflanzen in den Gärten kahl. Die Kommune bot den Anwohnern vergangene Woche Ausweichquartiere an - diese wurden allerdings nicht in Anspruch genommen, wie eine Sprecherin sagte. Die Feuerwehr verteilte Fliegengitter.
Schwammspinner-Raupen-Plage im News-Ticker:
+++ 25.06.2019: Raupe vermiest Badevergnügen - Freibad in Dortmund geschlossen +++
Trotz großer Hitze ist in Dortmund ein Freibad vorerst weiter geschlossen - der Eichenprozessionsspinner mit seinen gefährlichen Härchen vermieste hier am Hitze-Dienstag das Badevergnügen. Das Freibad Stockheide sei zur Zeit gesperrt, weil im angrenzenden Hoeschpark zahlreiche Bäume mit den Nestern der Raupe befallen seien, sagte ein Sprecher der Stadt. In Nordrhein-Westfalen sollte der Dienstag bei Temperaturen von bis zu 37 Grad der heißeste Tag der Woche sein.
Wie lange die Sperrung andauert, war am vorerst unklar. Immer neue Nester würden der Stadt gemeldet, die dann je nach Priorität entfernt würden. "Sobald eine Kita oder eine Schule betroffen ist, hat das natürlich Vorrang", sagte der Sprecher. "Wer sich abkühlen will, für den gibt es andere Möglichkeiten."
Die umherfliegenden Brennhaare der Eichenprozessionsspinner sind giftig und können zu Atemnot, Hautreizungen und im schlimmsten Fall zu allergischen Schocks führen. Deswegen waren Park und Freibad bereits Anfang Juni dicht gemacht worden. Nach und nach entfernen Experten nun die Nester.
+++ 25.06.2019: Landschaftsgärtner im Dauereinsatz gegen Eichenprozessionsspinner +++
Der Schädling Eichenprozessionsspinner verschafft derzeit den Landschaftsgärtnern volle Auftragsbücher. "Man kann kaum der Nachfrage Herr werden", sagte Karl Jänike, Fachreferent des Landesverbandes Garten- und Landschaftsbau, in Oberhausen über die vielen Aufträge. Die gestreiften, haarigen Raupen können Menschen gefährlich werden: Die Brennhaare der Eichenprozessionsspinner sind giftig und können zu Atemnot, Hautreizungen und im schlimmsten Fall zu allergischen Schocks führen.
Gesundheitliche Probleme bei einer Reihe von Schulkindern, die vermutlich durch den Eichenprozessionsspinner ausgelöst wurden, hatten in Mülheim in der vergangenen Woche zu einem Großeinsatz geführt. In Dortmund wurden wegen des Befalls mehrere Parks geschlossen, an Friedhöfen Schilder aufgehängt. In Duisburg fiel an einer Schule der Unterricht aus, weil Bäume auf dem Schulhof befallen waren. Da der Schädling in Wuppertal erstmals auftauchte, wird nun vorsorglich der gesamte städtische Eichenbestand kontrolliert.
Landschaftsgärtner müssen bei der Bekämpfung Overalls und Mundschutz tragen, um nicht in Kontakt mit den Härchen der Tiere zu kommen. Man könne die Insekten chemisch entfernen, sie von den Bäumen saugen oder abbrennen, sagte Gartenbau-Fachmann Jänike.
+++ 21.06.2019: Raupen verhindern Marathon in Wolfsburg +++
Wegen Raupen des Eichenprozessionsspinners hat die Stadt Wolfsburg einen ursprünglich für Sonntag geplanten Marathonlauf abgesagt. Im Stadtwald rund um den Start- und Zielort sei ein vermehrtes Auftreten der Tiere gemeldet worden, teilte eine Sprecherin am Freitag mit. Der Kontakt mit den Raupen oder auch nur vereinzelten Härchen könne zu Juckreiz, Bläschen und Ausschlägen führen. Auch seien Reizungen der Atemwege nicht ausgeschlossen.
"Gerade beim schnellen Durchlaufen eines betroffenen Bereiches lassen sich gesundheitlichen Gefährdungen nicht ausschließen", sagte die Sprecherin. "Vor allem für Kinder oder ältere Läufer sind die möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu groß."
+++ 21.06.2019: Klimawandel laut Experte ein Grund für Schwammspinner-Raupenplagen +++
Die Raupen des Schwammspinners sind derzeit in einigen deutschen Regionen eine Plage - nach Ansicht eines Experten liegt das auch am Klimawandel. "Die Insekten brauchen Wärme, Licht und Sonne, dann klappt das mit der Vermehrung besser", sagte der Insektenforscher Ronald Bellstedt aus dem thüringischen Gotha. "Wie beim Wetter werden die Extreme durch den Klimawandel immer größer."
Sobald sich die Raupen verpuppen, sei das Problem erst einmal erledigt, betont Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt im ostthüringischen Gera. Dort färben Schwammspinner-Raupen gerade einen ganzen Ortsteil dunkel ein. Bellstedt zufolge entwickeln gesunde Eichen beim sogenannten Johannistrieb, einem zweiten Blattaustrieb Ende Juni, neues Laub. Die Raupen verpuppen sich gewöhnlich bis spätestens Anfang Juli.
Seit dem heißen und trockenen Jahr 2015 steige die Populationsdichte des Schwammspinners, schreibt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Eine länderübergreifende Ausbreitung in Europa gab es demnach zwischen 1992 und 1995.
+++ 18.06.2019: Millionen Schwammspinner-Raupen befallen Laubbäume nun auch rund um Leipzig +++
Die gefräßigen Schwammspinner-Raupen sind auch in der Nähe von Leipzig aufgetaucht und fressen dort Bäume kahl. Auf etwa 20 Hektar fressen die schwarzbraunen Tiere am Cospudener See an der A38 Blätter von Roteiche und Birke, wie Bernd Becker, Leiter der Forstbehörde im Landkreis Leipzig, am Dienstag berichtete. "Man hört die Schwammspinner im Wald fressen." Auch bei Markranstädt westlich von Leipzig seien etwa 20 Hektar Wald von Schwammspinner-Raupen bevölkert, sagte Renke Cordes vom Staatsbetrieb Sachsenforst. Sie hätten ganze Bäume kahl gefressen.
+++ 17.06.2019: Raupen-Invasion in Gera: Ausweichquartiere für Anwohner bereitgestellt +++
Die Schwammspinner-Raupen treten im thüringischen Gera massenweise auf und fressen Pflanzen in den Gärten kahl. Die Kommune bot den Anwohnern vergangene Woche Ausweichquartiere an - diese wurden allerdings nicht in Anspruch genommen, wie eine Sprecherin sagte. Die Feuerwehr verteilte Fliegengitter.
Zur Bekämpfung der gefräßigen Schwammspinner-Raupen in Geras Stadtteil Liebschwitz will die Stadt vorerst kein chemisches Insektizid einsetzen. Ein Mittel, das die bis zu fünf Zentimeter langen Schwammspinner-Raupen in ihrem jetzigen Entwicklungsstadium noch vernichten könnte, würde auch anderen Lebewesen und der Umwelt schaden, sagte Konrad Nickschick, Fachdienstleiter Umwelt bei der Stadt, am Montag. "Das würde andere Insekten im Breitband hinwegraffen, weil es nicht spezifisch wirkt." Im kommenden Jahr könnten die Raupen frühzeitig mit einem biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel beseitigt werden. Zudem könnten die Eier der Tiere aufgesammelt werden.
+++ 17.06.2019: Schwammspinner-Raupen-Plage in Gera: Anwohner halten Fenster und Türen geschlossen +++
Durch die hohe Vielzahl der Raupen, können viele Anwohner in Gera mittlerweile schon nicht mehr ihre Fenster öffnen, da sonst die Insekten in die Häuser gelangen würden. Am Tag zuvor hatte sich auch Oberbürgermeister Julian Vonarb(parteilos) einen Eindruck vor Ort verschafft. Ihm zufolge sind die Bewohner seiner Gemeinde ständig von Hunderten Raupen umgeben.Dabei hätten ihm viele Anwohner beschrieben, dass ihnen der Ekel schwer zu schaffen mache.
+++ 17.06.2019: Riesige Schwammspinner-Plage in Gunzenhausen +++
Zu Tausenden bevölkern die schwarzen, haarigen bis zu sieben Zentimeter langen Tierchen Gärten und Häuser und sogar das Freibad in Gunzenhausen: Schwammspinner-Raupen. In diesem Frühjahr habe sich das Insekt im Wald der mittelfränkischen Stadt explosionsartig vermehrt, sagte eine Sprecherin der Stadt am Montag. Das 117 Hektar große Waldgelände hätten die Raupen bereits kahlgefressen - und sich in den vergangenen Tagen auf den Weg in die benachbarte Siedlung gemacht. Viele Anwohner des Burgstallwaldes seien mit den Nerven am Ende. Als Soforthilfe seien professionelle Schädlingsbekämpfer beauftragt worden.
Vor Gunzenhausen habe die Raupen bereits ein 117 Hektar großes Waldgelände kahlgefressen - und sich in den vergangenen Tagen auf den Weg in die benachbarte Siedlung gemacht. Viele Anwohner des Burgstallwaldes seien mit den Nerven am Ende. Als Soforthilfe seien professionelle Schädlingsbekämpfer beauftragt worden. Vor allem die Fassaden der an den Wald angrenzenden Häuser sind übersät mit Schwammspinnern. Sie kämen nachts, sie kämen an den Kopf, und man werde sie nicht mehr los, klagte eine geplagte Hausbesitzerin im Bayerischen Rundfunk.
+++ 17.08.2019: Ekel-Falter in Mittelfranken: Schwammspinner vermehren sich im Sommer rasant +++
Der Schwammspinner (Lymantria dispar) ist ein wärmeliebender Nachtfalter. Er neigt besonders nach warm-trockenen Frühsommern zu Massenvermehrungen, die das Wachstum der Bäume stark beeinträchtigen und für den Menschen lästig sein können.
Finger weg von Pestiziden! Wie lassen sich Schwammspinner bekämpfen?
Schwammspinner haben eine große Anzahl natürlicher Feinde wie Raupenfliegen und Brackwespen, die dazu beitragen können, eine Massenvermehrung auf natürliche Weise enden zu lassen, wie es bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) heißt. Der britische Naturschützer Dave Goulson erklärt in seinem Buch "Wildlife Gardening", gerade der Einsatz von Insektiziden schaffe einen Teufelskreis: Beim Spritzen stürben nicht nur die Schädlinge, wie der Schwammspinner, sondern auch viele ihrer Feinde. Die Populationen der Pflanzenschädlinge erholten sich davon oft weitaus schneller als die ihrer Feinde - in der Folge könne der Schädlingsbefall danach schlimmer sein als ganz ohne Pestizideinsatz.
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kjf/sba/news.de/dpa
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