Warum stehen meine Nachbarn auf der Terrasse und verbrennen Lebensmittel im Gartengrill? Die Antwort: Weil Pessach ist! Hier lesen Sie, was es mit dem jüdischen Fest auf sich hat, was und wie da eigentlich gefeiert wird und was dabei auf den Tisch kommt.
Am 22. April 2024 beginnt das Pessach-Fest, das in diesem Jahr am Abend des 30. April endet. Wundern Sie sich also nicht, sollten Sie in der Woche um Ostern Ihre Nachbarn dabei beobachten, wie sie im Garten Brot oder andere Lebensmittel verbrennen. Damit schließen sie die traditionelle Reinigung ihres Haushalts ab, die gläubige Juden vor Pessach durchzuführen haben. In Erinnerung an den eiligen Aufbruch der Juden aus Ägypten wird eine Woche lang nur Mazza, also Ungesäuertes gegessen. Alles andere, "Chamez" genannt, fliegt raus.
Warum werden vor Pessach Lebensmittel weggeworfen oder verschenkt?
Chamez ist "Gesäuertes" - also jede Speise, die aus Getreide und Wasser besteht und die genügend Zeit hatte zu fermentieren und "aufzugehen". Brot, Kuchen, Pizza, Pasta, Bier und vieles mehr. Alle Speisen, die Getreide in jeglicher Form enthalten, können Chamez sein, sicher geht man nur mit dem Zertifikat "koscher für Pessach".
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Warum feiern Juden Pessach?
Pessach, das auch Passa- oder Pascha-Fest genannt wird, ist einer der wichtigsten Termine im jüdischen Kalender. Eine ganze Woche lang wird an Pessach an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei erinnert. Weil er in die Geschichte ihres Volkes eingegriffen habe, als er sie von Moses aus Ägypten heraus führen ließ, empfinden die Juden an Pessach eine ganz besondere Verbindung zwischen sich und Gott.
Was hat Pessach mit Ostern zu tun?
Die beiden Feste sind eng verbunden, was sich nicht nur am lateinischen Namen für Ostern ("Pascha") zeigt. Terminlich orientieren sich beiden am ersten Frühlingsvollmond. Laut der Bibel ging Jesus wegen des Pessach-Festes nach Jerusalem, wo er ans Kreuz genagelt wurde. Tod und Auferstehung Christi fielen in die Pessach-Woche. Somit ist Pessach der Ursprung der christlichen Kartage und des Osterfestes. Das christliche Abendmahl stammt vom jüdischen Sederabend ab und Hostien sind nichts anderes als ungesäuerte Brote.
Was passiert am Seder-Abend?
Gefeiert wird zunächst ein großer Abendgottesdienst in der Synagoge, anschließend gibt es ein Festmahl im Familienkreis: den Seder, was zu deutsch so viel wie "Ordnung" bedeutet. Gemäß dieser Ordnung werden bestimmte, auf einem Sederteller angeordnete Speisen wie Matze-Brot, bittere Kräuter, ein gekochtes Ei, eine gebratene Lammkeule sowie ein Charosset genannter süßer Mix aus Frucht- und Nussstückchen, in einer bestimmten Reihenfolge gegessen, danach vier symbolische Gläser Wein getrunken. Dazu wird aus der Haggada vorgelesen, anschließend singt die ganze Familie zusammen Lob- und Danklieder. Pessach ist ein Familienfest.
Nur Waisen beten das Jiskor-Gebet
Am Jiskor, dem letzten Festtag des Pessach, wird verstorbener Familienangehöriger im Gebet gedacht. Man besinnt sich auf die Zerbrechlich- und Nichtigkeit des Menschen. Tatsächlich nehmen am eigentlichen Jiskor-Gebet nur diejenigen teil, die einen oder beide Elternteile verloren haben. Alle anderen verlassen während dieses Gebets die Synagoge und kehren anschließend zurück.
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