Die Tsunami-Katastrophe in Indonesien schockierte die Welt. Beinahe täglich müssen die Opferzahlen nach oben korrigiert werden. Religiöse Eiferer haben nun auch die Schuldigen an der Katastrophe ausgemacht...
Ganz allmählich wird das Ausmaß der Tsunami-Katastrophe nach einem starken Erdbeben in Indonesien deutlich: Mehr als 1600 Menschen sind gestorben. Ganze Städte wurden dem Erdboden gleichgemacht. Das Chaos regiert.
Naturkatastrophe in Indonesien führt zu weitreichender Kritik
Nach derartigen Katastrophen wird immer wieder berechtigte Kritik laut. Warum funktionierten die Warnsysteme im Vorfeld der Katastrophe nicht richtig? Warum liefen die Hilfsmaßnahmen so langsam an? Warum blockierte und blockiert die indonesische Regierung internationale Helfer? Viele Warums und nur wenige Antworten...
Religiöse Eiferer behaupten, Tsunami war Strafe Gottes wegen Homosexualität
Laut einem Essay der indonesischen Schriftstellerin Laksmi Pamuntjak, der in der "Welt" veröffentlicht wurde, wollen es sich religiöse Eiferer bei dem grundlegendsten "Warum" ganz einfach machen: Warum wurde Indonesien von der Naturkatastrophe getroffen? Für sie ist die Antwort klar: Die Homosexuellen sind schuld!
So berichtet die Schriftstellerin, sie habe wenige Tage nach dem Tsunami eine SMS erhalten, die berichtete, dass eine Mutter folgendes zu ihrem Sohn gesagt habe: "Bei eintausend LGBT-Anhängern (LGBT steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) in Palu gibt es keinen Zweifel daran, dass das Erdbeben eine Strafe Gottes war. So muss es sein."
Wird die Homosexualität in Indonesien bald kriminalisiert?
Wie Laksmi Pamuntjak weiter berichtet, habe vor allem Palu das Image gehabt, eine "LGBT-freundliche, degenerierte" Stadt zu sein. Befeuert durch eine wachsende Intoleranz gegenüber der Homosexuellen- und Transgender-Gemeinschaft sei es daher in dem tief religiösen Indonesien kein weiter Schritt, eine Naturkatastrophe zu einer Art göttlichen Strafe für moralische Verfehlungen umzudeuten.
Das Unverständnis der Schriftstellerin ist den Vertretern dieser Thesen sicher. Mit Sorge beobachtet sie zudem den sich abzeichnenden Konsens indonesischer Parteien darüber, schwulen Sex schnellstmöglich zu kriminalisieren. So könnte die menschliche Tragödie in Indonesien weit über das Unglück hinaus fatale Auswirkungen auf die Freiheit der Sexualität in dem Land haben.
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pap/kns/news.de
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