Sie mag mit maximal zehn Zentimetern Länge harmlos wirken, doch die Meerwalnuss, auch Rippenqualle oder Mnemiopsis leidyi genannt, wächst sich zu einem echten Problem aus, seitdem sie von amerikanischen Gewässern nach Europa kam.
Die Artenvielfalt in den Weltmeeren ist atemberaubend - doch so manches Lebewesen macht sich in Gewässern breit, sodass die heimische Tierwelt darunter leidet. Aktuell macht eine Quallenart namens Mnemiopsis leidyi, auch Rippenqualle oder Meerwalnuss genannt, in der Nordsee Meeresbiologen unruhig.
Quallen aus den USA machen sich in der Nordsee breit
Die Quallen der Art Mnemiopsis leidyi werden zwischen 100 und 110 Millimeter groß und weisen eine glatte Körperoberfläche mit Rippen auf. Ihre Heimat haben Rippenquallen eigentlich in subtropischen Gewässern, wo sich die Meerwalnuss hauptsächlich an der Atlantikküste vor Süd- und Nordamerika anzutreffen ist. Doch die anpassungsfähigen Meerestiere sind inzwischen auch in der Nordsee Zuhause, nachdem sie vor einigen Jahrzehnten auch im Schwarzen Meer gefunden wurden. Offenbar kamen die Mini-Quallen mit Frachtschiffen in europäische Gewässer - und hier nahm das Unheil seinen Lauf.
Unscheinbare Qualle wird zum Problem: DAS macht Mnemiopsis leidyi so gefährlich
Die Meerwalnuss mag auf den ersten Blick unscheinbar und winzig wirken, doch die Rippenqualle hat das Potenzial, sich zur Problem-Qualle zu entwickeln. Wie Dr. Cornelia Jaspers, ihres Zeichens Expertin für Maritime Ökologie am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel, im Interview mit der "Welt" schilderte, hat die Rippenqualle in europäischen Gewässern keine Fressfeinde und kann sich deshalb erfolgreich ausbreiten.
Rippenquallen machen dem Ökosystem Nordsee zu schaffen
Doch damit nicht genug: Die Qualle Mnemiopsis leidyi ist ein echter Vielfraß und vertilgt massenhaft Plankton, Krebstiere und andere Kleinstlebewesen, die heimischen Arten wie Heringen, Sprotten oder Fischlarven als Nahrungsquelle dienen. Je mehr Rippenquallen sich ausbreiten, umso knapper wird das Futter für den lokalen Fischbestand. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Meerwalnuss nicht paaren muss, sondern sich als Hermaphrodit eigenständig vermehrt.
So könnte die Meereswalnuss alias Rippenqualle europäische Gewässer verändern
Hat die Meereswalnuss erst ein Ökosystem erobert, gibt es kein Halten mehr. Dr. Cornelia Jaspers erklärte im Interview, dass die eingeschleppten Quallen Krebstieren das Futter streitig machten und die Krebspopulation daraufhin schrumpfte. Daraufhin kam es zu einem vermehrten Vorkommen von Algen, die sonst von Krebstieren vertilgt werden. Ein Mehr an Algen bedeutete wiederum einen sinkenden Sauerstoffgehalt im Wasser, so die Meeresbiologin, einheimische Fische und Muscheln verschwinden somit sukzessive aus den Gewässern.
Die aktuelle Forschung zeige der Meeresexpertin zufolge, dass die Rippenqualle derzeit salzhaltiges Wasser bevorzugt. Doch Wissenschaftler fürchten, die Meerwalnuss könnte sich anpassen: "Sie könnte allerdings toleranter werden, das heißt, sie ist eine potentielle Gefahr für die Ostsee", so Dr. Jaspers gegenüber der "Welt".
Ist die Rippenqualle in der Nordsee giftig für Menschen?
Den Experten zufolge dürfte es also nur eine Frage der Zeit sein, bis sich der Anstieg der Rippenquallen-Population auf die Menschheit auswirkt. Eine Option, die Glibbertiere im Zaum zu halten, bestünde der Forschung zufolge darin, natürliche Fressfeinde vonMnemiopsis leidyi anzusiedeln, um bleibende Schäden an Ökosystemen zu verhindern. Immerhin: Die Meerwalnuss ist nicht giftig und somit im unmittelbaren Kontakt mit Menschen ungefährlich.
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loc/bua/news.de