Erstellt von Thomas Jacob - Uhr

Mordfall Susanna Maria F. (14): +++ Update 08.06.2018: Tatverdächtiger im Irak festgenommen +++

Der Tatverdächtige Ali B. ist zurück in Deutschland. (Foto) Suche
Der Tatverdächtige Ali B. ist zurück in Deutschland. Bild: dpa

Festnahme im Fall Susanna F.: Ali B. nach Flucht im Irak festgenommen

Der Tatverdächtige im Fall der getöteten 14-jährigen Susanna, Ali B., ist im Irak festgenommen worden. Das sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Freitag in Quedlinburg. Der irakische Flüchtling steht im Verdacht, das Mädchen aus Mainz vergewaltigt und umgebracht zu haben.

Der 20-Jährige war nach Aussagen der Staatsanwaltschaft vermutlich am vergangenen Donnerstag mit seiner gesamten Familie überhastet abgereist. Nicht übereinstimmende Namen auf Bordkarte und Ausweispapieren fielen am Flughafen in Düsseldorf nicht auf. Ein weiterer Verdächtiger wurde am Donnerstag wieder freigelassen.

Wörtlich sagte Seehofer: "Der im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt an Susanna F. beschuldigte Ali B. ist heute Nacht, am 8. Juni 2018, gegen 2.00 Uhr durch kurdische Sicherheitsbehörden im Nordirak auf Bitten der Bundespolizei festgenommen worden." Er fügte hinzu: "Das mit der Auslieferung läuft jetzt nach den internationalen Regeln."

Die 14-Jährige war vor zwei Wochen verschwunden. Ihre Leiche wurde am Mittwoch in einem Erdloch bei Wiesbaden gefunden. Am Donnerstag gaben die Behörden in einer Pressekonferenz bekannt, dass es sich bei der Leiche um das vermisste Mädchen handele.

Seehofer erklärte weiter: "Ich danke den beteiligtem kurdischen Sicherheitskräften, dass diese die Verhaftung möglich gemacht haben. Dieser Erfolg ist das Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen den kurdischen Sicherheitsbehörden im Irak und der deutschen Bundespolizei."

Mainzer OB zum Fall Susanna: "Ihr Tod schmerzt uns sehr"

Der gewaltsame Tod der 14-jährigen Susanna hat die Stadt Mainz nach Angaben von Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) aufgewühlt. "Ihr Tod schmerzt uns sehr und die Umstände der schrecklichen Tat machen uns wütend", teilte Ebling am Freitag mit. "Ich wünsche mir, dass die Ermittlungen dazu führen, dass der oder die Täter mit der vollen Strenge des Gesetzes zu Rechenschaft gezogen werden können und für dieses abscheuliche Verbrechen büßen." Der Rechtsstaat müsse sich die Fragen gefallen lassen, ob die Tat hätte verhindert werden können. Der SPD-Politiker warnte zudem davor, die Situation politisch für demokratiefeindliche Parolen auszunutzen.

Staatsanwaltschaft: Verfahren gegen Ali B. im Irak wäre nicht möglich

Nach der Festnahme des Tatverdächtigen im Fall Susanna im Irak hofft die Wiesbadener Staatsanwaltschaft auf eine Auslieferung des 20-Jährigen. Das könnte aber kompliziert werden. "Wir haben wenig Erfahrung, wie sich der Irak in so einer Lage verhält", sagte eine Sprecherin der in dem Fall verantwortlichen Staatsanwaltschaft am Freitag.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte zuvor mitgeteilt, dass der Tatverdächtige im Fall der getöteten 14-jährigen Susanna, Ali B., ist im Irak festgenommen worden sei. Er kündigte an: "Das mit der Auslieferung läuft jetzt nach den internationalen Regeln."

Die Bundesrepublik hat keine Auslieferungsabkommen mit dem Irak. Die dortigen Behörden sind daher nicht vertraglich zu einer Auslieferung verpflichtet. Der Antrag auf Auslieferung müsse laut der Sprecherin über die Generalstaatsanwaltschaft gestellt werden.

Dass der Tatverdächtige sich als irakischer Bürger in seinem Heimatland für den Tod der 14-Jährigen zu verantworten habe, sei rechtlich nicht möglich. "Im Irak droht ihm die Todesstrafe. Wir können daher keinen Strafverfolgungsantrag stellen", sagte die Sprecherin.

Schule gedenkt Susanna mit einer Schweigeminute

Die Schule der getöteten Susanna aus Mainz trauert. Am Tag, nachdem der gewaltsame Tod ihrer Mitschülerin Gewissheit wurde, gedachte die Integrierte Gesamtschule (IGS) Bretzenheim der 14-Jährigen mit einer Schweigeminute. "Wir sind sehr betroffen", sagte Schulleiter Roland Wollowski am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Erstmal bricht alles über einem zusammen."

Die Schulgemeinschaft hat nach seinen Angaben eine sogenannte Trauerecke geschaffen - mit Kerzen, einem Bild von Susanna, Blumen und einem Kondolenzbuch. Nicht nur die Schüler sind erschüttert über den Tod: Auch im Lehrerkollegium herrsche eine sehr große Betroffenheit, sagte Wollowski. Auf ihrer Internetseite schrieb die Schule von einem schmerzlichen Verlust.

Krisenseelsorger und Schulpsychologen helfen, den Tod von Susanna zu verarbeiten. Das Angebot der Trauerarbeit wird nach Angaben der Schulleiters von vielen angenommen. In der kommenden Woche plant die Schulgemeinschaft der IGS nach seinen Angaben eine interne Trauerfeier.

Viele Demonstrationen in Mainz rund um Fall Susanna

Nach dem gewaltsamen Tod der 14-jährigen Susanna ist in Mainz in den kommenden Tagen eine Serie von Demonstrationen und Mahnwachen geplant. Für diesen Samstag um 13.00 Uhr lädt die "Gutmenschliche Aktion Mainz" zu einer Trauerkundgebung für Susanna auf den Petersplatz ein und wendet sich gegen Rassismus. Um 15.00 Uhr will die AfD-Landtagsfraktion von Rheinland-Pfalz unter dem Motto "Es reicht! Endlich Konsequenzen ziehen!" vor der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei demonstrieren. Die Leiche von Susanna aus Mainz war am Mittwoch in einem Erdloch bei Wiesbaden gefunden worden. Ein 20 Jahre alter Tatverdächtiger aus dem Irak ist flüchtig.

Am Sonntag plant die Initiative "Beweg was! Deutschland" um 15.00 Uhr auf dem Helmut-Kohl-Platz in Mainz eine Demonstration. Sie hatte unter dem Titel "Merkel muss weg" in den vergangenen Wochen Demos gegen illegale Einwanderung veranstaltet. Ab 14.00 Uhr will ein Bündnis mit dem Namen "Kein Platz für Menschenfeinde - Refugees welcome" rund um den Helmut-Kohl-Platz gegen Fremdenfeindlichkeit demonstrieren. Unter dem Motto "Bunter Montag Mainz" plant ein weiteres Bündnis zeitgleich eine Gegenkundgebung und wendet sich gegen Ausländerhass und Rassismus.

Für Montag um 18.00 Uhr hat die Initiative "Kandel ist überall" auf dem Markt in Mainz eine Mahnwache angemeldet. Die Gruppierung wird dem rechtspopulistischen Spektrum zugerechnet. Sie hat nach dem Tod von Mia (15) in Kandel bereits mehrfach in der pfälzischen Stadt demonstriert. Mias ehemaliger Freund, ein Flüchtling aus Afghanistan, ist wegen Mordes angeklagt. Für die gleiche Zeit lädt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu einem stillen Gedenken auf den Gutenbergplatz vor dem Staatstheater ein.

Noch keine entscheidenden Hinweise oder neue Erkenntnisse

Im Fall der getöteten Susanna sind die Ermittler nach einem Zeugenaufruf und öffentlicher Fahndung noch nicht weitergekommen. Im Call-Center seien zwar Hinweise eingegangen, sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen in Wiesbaden. Diese hätten die Beamten aber bisher nicht entscheidend weitergebracht.

Auch die Staatsanwaltschaft konnte am Freitag keine neuen Erkenntnisse bekanntgeben. Das schriftliche Obduktionsergebnis und die DNA-Analysen lägen noch nicht vor, sagte eine Sprecherin. Es sei auch unklar, ob man wegen der langen Liegezeit der Leiche überhaupt noch verwertbares DNA-Material finden könnte.

Die 14-Jährige war vor zwei Wochen verschwunden - ihre Leiche war am Mittwoch in einem Erdloch bei Wiesbaden gefunden worden. Am Donnerstag gaben die Behörden in einer Pressekonferenz bekannt, dass es sich bei der Leiche um das vermisste Mädchen handele.

Der irakische Flüchtling Ali B. steht im Verdacht, die junge Frau vergewaltigt und umgebracht zu haben. Der 20-Jährige ist nach Aussagen der Staatsanwaltschaft vermutlich am vergangenen Donnerstag mit seiner gesamten Familie überhastet abgereist, er wird im Irak vermutet. Ein weiterer Verdächtiger wurde am Donnerstag wieder frei gelassen.

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