Ohne erkennbares Mitgefühl redet die Angeklagte seit Prozessbeginn über die Grausamkeiten im "Horror-Haus" von Höxter: Im Mordprozess um die tödlichen Misshandlungen wird Angelika W. an diesem Dienstag ihre detailreiche Aussage voraussichtlich fortsetzen. Das Landgericht Paderborn will die 47-Jährige am fünften Verhandlungstag zu ihrer Vernehmung bei der Polizei befragen.
"Horror von Höxter": Mörder-Duo vor Gericht
In mehreren stundenlangen Verhören hatte sie den Ermittlern nach ihrer Festnahme von den brutalen Geschehnissen auf einem Hof im ostwestfälischen Höxter-Bosseborn berichtet. Weite Teile der Anklageschrift fußen laut Gericht auf ihren Angaben.
Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Wilfried W. soll sie jahrelang mehrere Frauen nach Höxter gelockt und sie anschließend schwer misshandelt haben. Zwei Frauen aus den niedersächsischen Städten Uslar und Bad Gandersheim überlebten das Martyrium nicht. Seit Oktober muss sich das Duo wegen zweifachen Mordes durch Unterlassen verantworten.
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Angelika W. vor Gericht: Angeklagte schildert eigenen Leidensweg
Am fünften Prozesstag zum Höxter-Fall schilderte Angelika W. zunächst ihr eigenes Martyrium. Die Verbrühungen, von denen die 47-Jährige zunächst behauptet hatte, sie sich selbst zugefügt zu haben, wurden ihrer aktuellen Aussage zufolge offenbar von ihrem Ex-Mann Wilfried W. verursacht. Dem Gericht lagen Beweisbilder vor, die die schwerwiegenden Verletzungen zeigen, welche Angelika W. noch heute beeinträchtigen. War Angelika W. also nicht die treibende Kraft bei den grausamen Folteraktionen, sondern selbst nur ein Opfer ihres Ex-Mannes?
Angelika W. habe sich Vorwürfe ihres Ex-Mannes anhören müssen, dass sie "die Frauen nicht im Griff" habe, niemand habe sich gegen die körperliche Überlegenheit des Peinigers nicht zur Wehr setzen können. Wilfried W. habe die Gräueltaten mit dem Handy gefilmt und seine Opfer mit Tüchern oder Schnüren gewürgt, wobei Angelika W. nach eigenem Bekunden "Todesängste" ausgestanden habe. "Ich hatte immer Angst, mit Wilfried allein im Haus zu sein. Dann hätte ich wieder für die Quälereien herhalten müssen. Das ging über viele Jahre so", zitiert die "Neue Westfälische" aus dem Gerichtssaal.
Angelika W. packt im Höxter-Prozess aus: Deshalb belastete sich die Angeklagte selbst
Am Dienstag wurde die Angeklagte Angelika W. vor Gericht auf ihre polizeilichen Vernehmungen angesprochen. In den Gesprächen mit den Ermittlern habe Angelika W. ihren Mitangeklagten Wilfried W. schützen wollen und sich deshalb selbst belastet. Zunächst gab die 47-Jährige an, das spätere Opfer Susanne F. habe ihr die Verletzungen zugefügt.
Zudem schilderte die angeklagte Angelika W. das wochenlange Martyrium des zweiten Todesopfers. Susanne F. aus dem niedersächsischen Bad Gandersheim war im Frühjahr 2016 auf den kleinen Hof nach Ostwestfalen gekommen. Wie Angelika W. am Dienstag vor dem Landgericht Paderborn erneut ohne ersichtliche Emotionen schilderte, ist die Frau in dem Wissen eingezogen, dass sie dem mitangeklagten Wilfried W. gehorchen musste.
Bizarres Leben als Leibeigene: So wurde Susanne F. im "Horror-Haus" in Höxter zu Tode gequält
Sie selbst habe Susanne F. auf deren Rolle als Leibeigene eingeschworen: Sie habe ihr wieder und wieder den strengen Regelkatalog im Hause W. erklärt: Unter anderem habe Wilfried W. verlangt, dass die Frauen ihn im Gespräch anschauen mussten, sie sollten beim Essen nicht kleckern und nicht widersprechen. Da Susanne F. den Mann immer mit Fehlverhalten provoziert habe, habe sie sie schließlich bestraft, sagte die Angeklagte. Sie habe damit selbst seinen Erwartungen entsprechen und endlich Ruhe haben wollen.
Nach eigener Aussage schubste sie die Frau, versengte deren Haare oder zwang sie, schwere Säcke sinnlos die Treppe hoch zu schleppen. Als erster sei jedoch ihr Ex-Mann Wilfried handgreiflich geworden. Sie habe beobachtet, wie er die Frau mit beiden Händen gewürgt habe. Der Richter verlas von Susanne F. unterzeichnete Schriftstücke, in denen sie versichert, sich freiwillig dem Willen von "ihrem süßen Schatz Wilfried" unterworfen zu haben.
Angelika W. schilderte vor Gericht detailliert, wie Susanne F. mit dem Auto zurück in ihren Heimatort Bad Gandersheim gebracht werden sollte. F. sei zu schwach gewesen, sich selbst ins Auto zu begeben. Als der Wagen des Ehepaar W. drohte liegenzubleiben, war Susanne F. nicht mehr ansprechbar und litt unter Krampfanfällen, so Angelika W. in ihrer Aussage. Der herbeigerufene Notarzt verbrachte die geschwächte Frau in die Klinik nach Northeim, wo Susanne F. kurze Zeit später starb.
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Rückblick: Alles über den Fall Höxter und den Prozessbeginn vor 2 JahrenSeite 2
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Übersicht: Prozess gegen Angelika und Wilfried W.
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