Darf man das Gesetz in die eigene Hand nehmen, wenn man selbst oder ein geliebter Mensch Opfer einer Straftat geworden sind? In Deutschland ist Selbstjustiz verboten. Dennoch kommt es hierzulande zu brutalen Lynchmorden.
In Deutschland und in vielen anderen Rechtsstaaten obliegt allein öffentlichen Behörden die Strafverfolgung. Mutmaßliche Verbrecher selbst zu bestrafen ist verboten.
Doch die Realität sieht dennoch anders aus. Oft nimmt eine aufgebrachte Menge die Bestrafung lieber selbst in die Hand. Die Gründe dafür sind nahe liegend: Das Gewaltmonopol des Staates wird als zu lasch oder zu langsam gehalten. Wer übrigens zum Lynchmord aufruft und dabei Erfolg hat, wird ebenso bestraft wie diejenigen, die töten oder verletzen.
Selbstjustiz in Deutschland: Vater und Sohn töten Vergewaltiger
Erst kürzlich wurden in Freiburg ein 18-Jähriger und sein Vater verurteilt. Die beiden hatten gemeinsam den mutmaßlichen Vergewaltiger ihrer Tochter auf einem Parkplatz in den Hinterhalt gelockt und ihn getötet. Der Sohn hatte die Tat gestanden. Die Strafe: Acht Jahre Knast für den 18-jährigen Schüler und lebenslang für den Vater.
Mit dem Lynchmord habe der Schüler die Familienehre wieder herstellen wollen, sagte der Vorsitzende Richter, Stefan Bürgelin, zur Urteilsbegründung. Sein Vater habe dies nicht verhindert, sondern den Jugendlichen bestärkt und unterstützt. Die Polizei hatte nach dem mutmaßlichen Vergewaltiger in den Tagen zuvor gefahndet, konnte ihn jedoch nicht finden, weil er untergetaucht war.
Die Familie, die den Mann angezeigt hatte, machte sich daraufhin eigenständig auf die Suche und wurde über soziale Netzwerke im Internet schließlich fündig. Unter einem Vorwand lockten sie den 27-Jährigen sechs Tage nach der Vergewaltigung an einen Parkplatz bei Neuenburg am Rhein nahe der Autobahn. Dort kam es zum Lynchmord. Das 27-jährige Opfer starb nach 23 Messerstichen noch am Tatort.
In Eschweiler: Eltern meucheln Peiniger ihrer Tochter
Ein weiterer Fall ereignete sich in Eschweiler. Weil ein 29-Jähriger ihre Tochter (12) vergewaltigt haben soll, sahen die Eltern offenbar nur noch einen Ausweg. Der 29-Jährige sei aus Rache in eine Sex-Falle gelockt und zu Tode geprügelt worden, schreibt die "Bild"-Zeitung. "Die Mutter lockte den Mann unter dem Vorwand, sie wolle was von ihm, fände ihn nett, zum Tatort", erklärt Dr. Jost Schützeberg, Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft, gegenüber "Bild". Sie hatte den mutmaßlichen Täter über Facebook kontaktiert.
Das Ehepaar hatte die Vermutung, der 29-Jährige habe sich an ihrer Tochter (12) vergangen. Eine Anzeige sei bereits gestellt worden. Doch offenbar wollten die Eheleute mit Hilfe einer Bekannten die Bestrafung des Verdächtigen selbst in die Hand nehmen. Als dieser in ihre Falle tappte, seien sie in einem Hinterhof über ihn hergefallen und hätten mit einem Totschläger auf ihn eingeprügelt. Mit zahlreichen Messerstichen sei der Mann schließlich getötet worden. Seine Leiche habe das Ehepaar dann in ein Gebüsch in Eschweiler geworfen.
Mann tötet Vergewaltiger seiner Frau - und isst dessen Penis
Nicht nur in Deutschland nehmen Menschen das Gesetz selbst in die Hand. Auch in anderen Ländern gehen Opfer und Geschädigte äußerst brutal mit mutmaßlichen Tätern um. In Indonesien rächte sich ein Mann am Vergewaltiger seiner Frau. Nachdem er den Täter erstochen hatte, soll er dessen Penis abgetrennt und die Leiche verbrannt haben. Das abgeschnittene Geschlechtsteil nahm er mit nach Hause und bereitete dort eine Mahlzeit daraus zu - um es zu essen.
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16-Jährige auf offener Straße abgefackelt
In Guatemala hat ein Lynchmob ein 16-jähriges Mädchen auf offener Straße bei lebendigem Leib verbrannt. Der Vorwurf: Die Teenagerin sei angeblich in einen Mord verwickelt gewesen. Das grausige Video kursierte daraufhin im Internet. Niemand schritt ein, die Menge applaudierte sogar. Augenzeugen zufolge wurden Polizisten davon abgehalten, zu helfen. Wie CNN berichtete, habe das 16-jährige Opfer vorher mit zwei männlichen Tätern, einen Taxifahrer ausgeraubt und erschossen. Die Männer seien entkommen, doch das Mädchen wurde festgehalten. Guatemala gilt als eines der gefährlichsten Länder der Welt, Selbstjustiz ist dort an der Tagesordnung
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bua/gea/news.de/dpa
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