Von news.de-Volontärin Conny Rädel - Uhr

Familien mit Kindern unerwünscht: Wie kinderfeindlich ist unsere Gesellschaft?

Kinder braucht Deutschland, zu alt ist die Bevölkerung. Das sagen Politik und Wirtschaft. Aber was sagt die Gesellschaft? Ihr sind scheinbar schon die Kinder, die es gibt, zu viel.

Eltern haben mit vielen Problemen zu kämpfenm, häufig auch mit der Gesellschaft. (Foto) Suche
Eltern haben mit vielen Problemen zu kämpfenm, häufig auch mit der Gesellschaft. Bild: klickerminth/Fotolia

Deutschland droht ein Absturz der Geburtenraten

Deutschland ist weltweit das Land, in dem es den wenigsten Nachwuchs gibt. Noch nie gab es hier so viele Frauen ohne Kinder. Wir sind nicht mehr an Kinder gewöhnt und sind nicht mehr so duldsam.
Ab 2029 drohe Deutschland ein Absturz der Geburtenraten berichtet die "Welt" und beruft sich dabei auf das Statistische Bundesamt. Schon seit Jahrzehnten gibt es immer weniger Kinder, die Frauen, die demnächst Kinder bekommen könnten oder wollten, sind also selbst nie geboren worden.

Kinder werden zur Seltenheit

Besonders stark ist die Kinderlosigkeit unter Akademikerinnen ausgeprägt, fast jede dritte hat keine Kinder. Zudem gibt es in Großstädten wie Hamburg oder München Gebiete, die fast völlig kinderfrei sind. Was man nicht mehr gewöhnt ist, wird als Zumutung empfunden: Babygeschrei fällt ebenso darunter wie das Spielen von Jugendlichen.

Kinder und Familien wird mit offener Abneigung begegnet

So beklagen sich viele Familien nicht nur über fehlende Unterstützung, sondern inzwischen auch schon darüber, dass ihnen mit unverhohlener Abneigung begegnet wird. In Restaurants fühlen sich Gäste schon von Kindern belästigt, die nur herumlaufen und etwas lauter reden, wie Kinder es eben tun. Nicht einmal weinen müssen die Kleinen, damit sie als Belästigung empfunden werden. Wenn Eltern es nicht schaffen, ihre Kinder absolut ruhig zu halten, werden sie angefeindet. Manche Restaurants geben offen zu: Wir wollen keine Kinder als Gäste. Es gibt sogar kinderfreie Hotels.

Wie kinderfeindlich ist die deutsche Gesellschaft tatsächlich?

"Focus Online" hat in einem Artikel zahlreiche Beispiele gesammelt, die belegen, wie kinderfeindlich unser Gesellschaft tatsächlich ist:

  • "Kinderwagen verboten"-Schilder in der Münchener U-Bahn sind nicht eben freundlich. Sind Rollstühle auch verboten?
  • Familienkarten gelten häufig nur für Eltern und zwei Kinder, Großfamilien haben hier das Nachsehen.
  • Patienten beschweren sich im Wartezimmer über die Lautstärke eines Kindes. (Der Arzt hat in dem Fall dazu aufgefordert, "Kind doch Kind sein zu lassen".)
  • Sprüche wie "So asozial Pack kann nur Kinder werfen": Junge Mütter werden automatisch als arbeitslos und ungebildet betrachtet.
  • Spielende (nicht randalierende, nur spielende) Kinder sind im Park nicht erwünscht, besonders bei älteren Leuten.
  • Auf Wohnungssuche werden junge Eltern benachteiligt, selbst Hunde scheinen ein geringeres Problem zu sein als Kinder.
  • Selbst wenn Kinder sich benehmen, wird über sie getuschelt: Scheinbar sind selbst wohlerzogene Kinder in Oper, Theater und Museum nicht gern gesehen.
  • Kinder werden zum Teil von öffentlichen Plätzen verjagt, weil sie da nicht spielen sollen. Sogar mit der Polzei wird gedroht.
  • Nicht nur, dass viele Restaurants mit Kinderwagen schwer zugänglich sind, auch die Hilfbereitschaft ist in der Hinsicht ausgesprochen gering: Kaum jemand hilft, mal ein paar Stufen zu überwinden.
  • Als Frau bekommt man mit dem ersten Kind einen regelrechten Stempel verpasst: Mutter, unflexibel, kann keine 40 Stunden arbeiten. Und dieser Stempel geht auch so schnell nicht weg.
  • Sollte sich eine Mutter für Vollzeit und Kinderbetreuung entscheiden, bekommt sie oft den Stempel der Rabenmutter von der Gesellschaft aufgedrückt.

Ob im Restaurant, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße: Die Toleranz für unsere jünsten Mitbürger ist denkbar gering. Solange Kinder im Alltag unerwünscht sind, werden auch Elterngeld und mehr Kita-Plätze nichts an den niedrigen Geburtenraten ändern.

VIDEO: Frauen können Kind und Karriere nicht vereinbaren

Video: RTL

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räc/zij/news.de

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