Schock für die Liebhaber des Porsche 911: Künftig wird es keine Saugmotoren mehr geben. Der schwäbische Sportwagenbauer setzt voll auf Turbolader. Jetzt geht die Angst um, ins Turboloch zu fallen.
Puristen unter den Anhängern des Porsche 911 müssen in diesen Tagen ganz stark sein, denn wieder einmal geht eine Ära zu Ende. Das war letztmals 1997 der Fall, beim Modellwechsel vom 993 zum 996 und der Umstellung vom luftgekühlten zum wassergekühlten Boxer-Motor. Nun naht das Ende der Porsche-Saugmotoren.
Ab dem Modelljahr 2016, also im Prinzip ab der diesjährigen Herbstauslieferung, werden nur noch Turbo-Triebwerke mit auf drei Liter reduziertem Hubraum beim 911 unter der Motorhaube im Heck fauchen. Ausnahme: die limitierten GT3-Modelle. Auch sollen keine Vierzylinder-Boxer im Elfer verbaut werden. Vorerst. Ein Verfechter der Turbo-freien Boxermotoren ist der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl. Er schwärmt: "Beim Saugmotor trittst du einmal aufs Gas und die Power ist sofort da. Und dieser herrlich sägende Sound - das ist einfach nur wunderbar." Nun aber erregen sich die Gemüter in Porsche Clubs oder in einschlägigen Internet-Foren. Die Angst vor dem berühmt-berüchtigten Turboloch geht um. Soll heißen: Im niederen Drehzahlbereich fehlt die Power, die erst einsetzt (dann aber brachial), wenn der Turbolader seine Arbeit aufnimmt.
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Im schwäbischen Weissach, wo die Porsche-Entwicklung zu Hause ist, wurden in den letzten Jahren mehrere Millionen Euro in die Anti-Turboloch-Forschung gesteckt. Denn Sportwagen mit einer Verzögerung der Gasannahme sind peinlich. Vor allem, wenn es um solche aus Zuffenhausen geht. Der verantwortliche Porsche-Ingenieur August Achleitner will die Lösung gefunden haben: Ein neuer Fahrdynamik-Knopf, rechts unten im Lenkrad positioniert und Sport-Response-Button (SRB) genannt, soll es richten. Dieser vierstufige Regler soll das Ansprechverhalten des Motors durch verschiedene Drosselklappen-Öffnungen so scharf stellen, dass sich das Turboloch auf einen Wimpernschlag reduzieren soll. Man darf gespannt sein.
Porsche verspricht mehr Leistung bei weniger Verbrauch
Wir glauben da eher an den Saugmotor und sind im wohl besten Nicht-Turbo-911er aller Zeiten unterwegs, dem Carrera 4 GTS Cabriolet. Dem wird schon heute auf dem Gebrauchtwagenmarkt eine sehr teuere Zukunft prognostiziert. Eine stetige Preissteigerung, wie bei den guten alten luftgekühlten 911ern der F- und G-Modelle, sowie 964 und 993 scheint vorprogrammiert. Der mit 430 PS aus 3,8 Litern Hubraum leistungsstärkste Carrera bringt dank des Allradantriebs die gesamte Kraft an alle vier Räder. Das reicht für den Standard-Sprint von null auf 100 km/h in nur 4,2 Sekunden. Hier helfen das Siebengang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe PDK und das Sport-Chrono-Paket kräftig mit. Mit dem Siebengang-Handschaltgetriebe erreicht man Tempo 100 frühestens in 4,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt handgeschaltet bei 303 km/h, mit PDK bei 301 km/h.
Das Schöne am offenen Carrera ist seine uneingeschränkte Alltagstauglichkeit. Mit versenktem Stoffdach geht's nach Sylt, wo die teuersten Sportwagen eigentlich zum Alltag gehören. Dennoch klicken beim 4x4-GTS zahlreiche Fotohandys - auch vor den bekannten Hotspots Sansibar, Sturmhaube und Co. Die letzten Saug-911er sind eben doch etwas ganz Besonderes. Wie auch der Preis ab 140.932 Euro.
Und an alle Nostalgiker: Porsche verspricht, dass mit den neuen Turbomotoren die Fahrleistungen und somit auch das Fahrvergnügen steigen, der Verbrauch aber sinken soll. Wir bleiben gespannt.
Technische Daten: Zweitüriges Sportcabrio mit 2+2 Sitzen, Länge: 4,51 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,29 Meter. Radstand: 2,45 Meter, Kofferraum: 125 Liter, Tankinhalt: 68 Liter, 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, Leistung: 430 PS, max. Drehmoment: 440 Newtonmeter bei 5.750 U/min, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, 0-100 km/h: 4,2 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 301 km/h, Durchschnittsverbrauch: 9,2 Liter/100 km, CO2-Emission: 214 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: G, Grundpreis: 140.932 Euro.
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