Germanwings-Absturz: Neurologe erklärt: Andreas L. ist unschuldig

Angesichts der 149 Menschen, die Andreas L. mit in den Tod riss, schockiert die Aussage des US-Neurologen Robert M. Sapolsky. Der Co-Pilot sei unschuldig. Er selbst soll kein Täter sondern Opfer sein.

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Nach den schockierenden Ergebnissen der Ermittlungen zum Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine ist für viele klar, Co-Pilot Andreas L. ist schuldig. Er hat den Absturz mit Absicht herbeigeführt. Doch nach Meinung eines renommierten US-Neurologen ist Andreas L. ein Opfer.

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Andreas L. soll beim Absturz der Germanwings-Maschine selbst Opfer sein. (Foto) Suche
Andreas L. soll beim Absturz der Germanwings-Maschine selbst Opfer sein. Bild: picture-alliance / dpa / Foto-Team-Müller

Co-Pilot Andreas L. ist Opfer seiner Krankheit

Robert M. Sapolsky ist sich sicher: "Es war nicht Andreas L., der das getan hat, es war seine Krankheit." In einem Beitrag für die "LA Times" schrieb der Neurologe, warum der Co-Pilot von Flug 4U9525 kein klassischer Täter sei, sondern vielmehr ein Opfer. Seine Aussage sorgt jedoch weniger für Verständnis als vielmehr für Aufregung.

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Der Neurologe erklärt, dass eine Depression eine Störung sei, bei der es zu Funktionsanomalien des Gehirns, des Immunsystems und aller anderen Körperdrüsen kommen kann. Der Erkrankte könne darauf selbst keinen Einfluss nehmen, so Sapolsky gegenüber der "LA Times" weiter.

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Die Ermittlungen zu Unglücks-Flug 4U9525
Germanwings-Absturz über den Alpen
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  • Dienstag, 24. März: Die in Barcelona gestartete Maschine mit Ziel Düsseldorf stürzt in den französischen Alpen ab. 144 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder sterben, darunter 75 Deutsche. An Bord sind auch 16 Schüler und 2 Lehrerinnen aus Haltern (NRW). - Nach dem Absturz treten etliche Germanwings-Besatzungen ihren Dienst nicht an.

  • Mittwoch, 25. März: Frankreichs Präsident François Hollande fliegt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft über den Unglücksort. - Helfer bergen im abgelegenen Tal bei Seyne-les-Alpes erste Opfer. - Die Staatsanwaltschaft Marseille ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

  • Donnerstag, 26. März: Die Auswertung des Stimmenrekorders nährt einen ungeheuren Verdacht: Laut Staatsanwalt Brice Robin hat Copilot Andreas Lubitz (27) den Airbus wohl mit Absicht in die Katastrophe gesteuert. Der Pilot sei aus dem Cockpit ausgesperrt gewesen. - Ermittler durchsuchen zwei Wohnungen des Mannes. - Angehörige gedenken erstmals nahe der Absturzstelle der Opfer.

  • Freitag, 27. März: Die Ermittler geben bekannt, dass bei dem Copiloten zu Hause zerrissene Krankschreibungen gefunden wurden, auch für den Absturztag. - Bundespräsident Joachim Gauck kommt zu einem Gedenkgottesdienst in Haltern. - Lufthansa sagt den Hinterbliebenen eine finanzielle Soforthilfe von jeweils bis zu 50 000 Euro zu. - Viele Airlines führen die Zwei-Personen-Regel im Cockpit ein.

  • Samstag, 28. März: Germanwings eröffnet in der Nähe der Absturzstelle ein Betreuungszentrum für Angehörige.

  • Sonntag, 29. März: Unbestätigte Berichte, der Copilot habe an starken psychischen Problemen gelitten, lösen eine Debatte über die ärztliche Schweigepflicht aus.

  • Montag, 30. März: Es wird offiziell bekannt, dass Lubitz Jahre vor dem Absturz als suizidgefährdet eingestuft und in Psychotherapie war. - In der Düsseldorfer Soko Alpen beschäftigen sich etwa 100 Ermittler mit dem Absturz.

  • Dienstag, 31. März: Ein Versicherungskonsortium hat laut Lufthansa für die Kosten der Katastrophe 278 Millionen Euro zurückgestellt.

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    Krankheit hat Germanwings-Absturz verursacht

    Nach dem Neurologen seien Depressionen genauso wie andere Krankheiten real. Ein Diabeteskranker kann auch nicht selbst entscheiden, ob seine Bauchspeicheldrüse Insulin produziere oder nicht. Aus diesem Grund sei es nicht "L. gewesen, der das getan hat, sondern seine Krankheit." Diese Aussage schockt vermutlich jeden der Angehörigen der 149 Opfer des Todespiloten. "Der Crash hat nicht 149 Opfer, sondern 150", plädiert Sapolsky.

    Depressive Menschen normal nicht gewalttätig

    Eine Depression sei eine erstaunlich häufige Krankheit, erklärt der Neurologe in der "LA Times". Bleibt sie unbehandelt, ist sie eine der Lebensbedrohlichsten. Oftmals würden Patienten sogar versuchen, die Störung zu leugnen oder zu verstecken. So sei es auch bei Andreas L. gewesen.  Betroffene leiden unter Wahnvorstellungen und Stimmen im Kopf, die ihnen sogar befehlen, schreckliche Dinge zu tun. Bekannte Gewaltverbrecher so zum Beispiel Charles Manson litten an solchen Symptomen. Doch ob Andreas L. ebenfalls unter Schizophrenie gelitten hat, sind bisher nur Spekulationen. Für Sapolsky steht jedoch eines fest: Andreas L. ist eine Ausnahme, denn normalerweise sind depressive Menschen nicht gegenüber anderen gewalttätig.

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