Sie heißen AKB48, Morning Musume oder Machikado Keiki: Die erfolgreichste Musik in Japan machen Girlgroups. Die halbnackten Mädchen singen banale Pop-Schnulzen, sind austauschbar, machen ihre Rocklänge vom Aktienindex Japans abhängig - und werden von japanischen Männern heiß geliebt.
Sie lächeln in die Kamera, ihr Blick und ihre Gesten sind professionell. Sie tanzen in knappen Blümchen-Bikinis am Strand. Manchmal tragen sie Minirock und Stiefel, manchmal nur Unterwäsche, manchmal sind sie in Schuluniformen zu sehen.
Die Mädels winken, machen einen Luftkuss in die Kamera. Sie singen von Liebe, Schule und Freizeit. Das überrascht nicht, denn die Mädchen in dem Video der japanischen Girlgroup-Formation AKB48 sind blutjung. Die Jüngste ist erst 14, viele also im schulpflichtigen Alter, einige bereits Anfang 20.
AKB48 stehen im Guinness-Buch als größte Band der Welt
Sie alle gehören zu AKB48, einer der erfolgreichsten Musikgruppen in Japan. Die Girlgroup ist ein kurioses Pop-Phänomen aus Japan. Ob AKB48, Morning Musume oder Machikado Keiki: Im Inselstaat gehören Bands, in denen junge Schulmädchen die ungezogenen Schlagertexte ihrer Produzenten in Nintendo-artigen Pop-Sound singen, zu den Geldmaschinen im Musik-Buisiness.
AKB48 - benannt nach der Abkürzung für einen Stadtteil in Tokio und der 48 für die ursprünglich angestrebte Mitgliederzahl - ist selbst für japanische Verhältnisse speziell. Die Band ist Rekordhalter im Guinness-Buch. Mit 90 Mitgliedern ist es die größte Musikband der Welt. Es stehen aber nie 90 Mädchen in Schuluniform auf der Bühne, stattdessen gibt es drei verschiedene Divisionen. Und eine Division für Auslandseinsätze. Und ein Nachwuchsheer.
Ausschnitt aus einem Musikvideo von AKB48
Haare ab: Das passiert, wenn ein AKB48-Mitglied eine Affäre hat
Die Lieder, die sich Pop-Produzent Yasushi Akimoto ausgedacht hat, können also im Idealfall an einem Abend in drei japanischen Städten und einem Ort im Ausland gleichzeitig Konzerte geben und die gleichen Titel vortanzen. Die Gruppe ist eine wahre Gelddruckmaschine. Bei den Konzerten zahlen Männer doppelt so viel wie Frauen, und neben Merchandising, Kinofilme und Musicals werden mit den Damen diverse eigene TV-Formate produziert, etwa eine Science-Fiction-Serie.
Dafür dürfen die Mädchen keinen Sex, keine Affäre, keinen festen Freund haben. Sie sollen, so das Konzept, die Illusion eines jungfräulichen und reinlichen Schulmädchens vermitteln. Das klappt nicht immer: Im Februar 2013 sorgt das AKB48-Mitglied Minami Minegishi für Schlagzeilen, weil sie nach einer Nacht mit einem Musikerkollegen beim Verlassen seines Hauses fotografiert wurde.
Daraufhin zeigte sie öffentlich Reue: Sie rasierte sich den Kopf, in Japan ein Zeichen tiefer Demut, und bat in einem YouTube-Video schluchzend um Vergebung. Trotzdem wurde sie zunächst von der Bühne verbannt - und ins Nachwuchsheer von AKB48 zurückversetzt. Ordnung muss in Japan eben sein.
Girlgroup Machikado Keiki macht ihre Rocklänge von Nikkei-Kurs abhängig
Eine andere Girlgroup aus Japan, die nicht unbedingt der Musik wegen für Aufsehen sorgt, ist Machikado Keiki. Übersetzt heißt das: Straßeneckenökonomie Japans. Die Mädchen machen ihren Kleidungsstil vom Nikkei-Kurs abhängig.
Liegt der japanische Aktien-Index unter 10.000 Punkten, treten sie bei Konzerten mit sehr langen Röcken auf. Ab 12.000 Punkten wollen sie nur einen Mini-Rock tragen, und ab 13.000 Punkten ganz ohne Rock auftreten. Nun steigt und steigt der Nikkei seit Wochen, aktuell steht er bei mehr als 14.000 Punkten. Hoffentlich verkühlen die Damen nicht.
kls/news.de