Was haben Ramses II., August der Starke oder Mao Tse-tung mit dem König des Swasilands in Afrika gemeinsam? Sie mögen Frauen, viele Frauen. Wer als Tyrann etwas auf sich hält, hält sich auch einen Harem. Wir klären, was das Frauensammeln mit tierischem Verhalten gemeinsam hat.
Von Angela Merkel ist nicht bekannt, dass sie einen Harem von Männern um sich scharen würde. Im Gegenteil, die Kanzlerin ist «nur» mit Joachim Sauer verheiratet. Kinder hat sie keine. Damit steht sie zwar in siebenfachem Gegensatz zu Ursula von der Leyen, aber die Bildungsministerin schwört ebenfalls auf ihren einen Mann, mit dem sie sich 1986 vermählt hat.
Auch, wenn Horst Seehofer durch seine Affäre einen außerehelichen Nachkommen zeugte, beherrscht die Monogamie die sexuelle (Außen-)Moral der meisten westeuropäischen Politiker. Das war nicht immer so, eigentlich ist dieses Phänomen ein zeitlich und regional ziemlich beschränktes Sex-Konzept von Herrschern. Erst die letzten ein, zwei Jahrhunderte und nur in Gesellschaften, die von westlichen Moral geprägt sind, leben die Herrscher in sexueller Monogamie - von den Ausschweifungen eines Silvio Berlusconi einmal abgesehen.
Kastraten bewachen den Harem
Dagegen erfreuten sich viele frühere Herrscher, Tyrannen und Despoten am Frauensammeln. Die Anthropologin Laura Betzig von der US-Universität in Michigan hat ihr Sexleben untersucht. Ihre These: Macht wird für sexuellen Erfolg missbraucht. Ihr Ergebnis: «Die sexuelle Dimension der Tyrannei wird von Historikern meistens übersehen.» In den sechs frühen Hochkulturen in Babylon, Ägypten, Indien, China, Azteken und Inka hätte jeweils ein Mann geherrscht, der sich einen Harem von Frauen aufgebaut habe. Teilweise waren es mehrere Tausend Frauen, die dem Herrscher sexuell dienen mussten.
Das Prinzip des Frauensammelns blieb meist das gleiche: Die Damen wurden, noch als junge Mädchen ausgesucht, ihre Familien versorgt. Kastraten bewachten die Frauen, führten sogar – etwa in China – ein exaktes Tagebuch über die Menstruationszyklen. Ziel des Herrschers war ja, möglichst viele Nachkommen zu produzieren, und dafür ist der Zeitpunkt des Beischlafs bekanntermaßen recht entscheidend. Das Vorgehen der Tyrannen ist tierisch: mehr Weibchen, mehr Kinder. Und gleichzeitig bedeutet es, dass andere Männchen leer ausgehen und keine Kinder produzieren können.
Monogamie sichert sozialen Frieden
Dabei grassierte die Vielweiberei nicht nur in den frühen Hochkulturen. Auch europäische Regenten genossen vor nicht allzu langer Zeit noch ein sexuell reichhaltiges Angebot – so wie Sachsen-König August der Starke oder der englische Regent Henri VIII. Von den zahlreichen Herrschern des 20. Jahrhunderts lebten viele erstaunlich asexuell, immerhin soll Mao Tse-tung trotz mangelnder Hygiene noch ein richtiger Frauenheld gewesen sein. Heute sind es vor allem afrikanische Potentaten, die durch eine mehrstellige Anzahl von Ehefrauen und Nachkommen auf sich aufmerksam machen.
Die zehn potentesten Potentaten der Weltgeschichte:
Die sich durchsetzende Moral der Monogamie ist vor allem ein Resultat des kirchlichen Einflusses. Wenn der Machthaber eigentlich nicht mehr Frauen (oder Männer) haben darf als der einfache Bürger, dann ist die gesellschaftliche Harmonie sicher. Und rein rechnerisch könnte jeder Mann eine Frau abbekommen. Eine heile monogame Welt des sozialen Frieden ist das – zumindest theoretisch.
kru/news.de