Sie sind gefürchtet, sie sind bissig: Tiger, Hyänen, Löwen oder Schlangen nehmen auch mal eine menschliche Mahlzeit. News.de zeigt Ihnen die gefährlichsten Tiere der Welt – und erklärt, warum sie Menschen fressen.
Von news.de-Redakteur Jan Grundmann -
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Auch Tiger genehmigen sich ab und an eine menschliche Mahlzeit.
Foto: dpa
Piranhas stürzen sich im Schwarm auf einen im Wasser liegenden, verletzten Menschen und fressen ihm Fleisch und Innereien mit ihren spitzen Zähnen innerhalb kürzester Zeit ab. Wer am Amazonas Urlaub macht und nicht aufpasst, wird vielleicht von einer Anakonda ohnmächtig gewürgt und anschließend am Stück hinunter geschluckt. Wölfe heulen durch die Nacht, und wer nicht aufpasst, wird von einem Rudel attackiert. Tiger und Leoparden greifen einzelne Menschen von hinten an und verbeißen sich im Nacken.
Menschenfresser sind die gefürchtetsten Tiere der Welt. Deshalb wurden sie auch erbarmungslos gejagt und sind heute größtenteils vom Aussterben bedroht. Blutrünstigkeit, massige Körper, scharfe Zähne – solche Tiere schüren im Mensch gewaltige, wenn auch oft irrationale Ängste, erklärt der Biologe Mario Ludwig. Zu Unrecht. Denn durch einen Weißen Hai sterbe ein Mensch pro Jahr, durch Wespenstiche seien es weltweit 1000 Opfer jährlich, schreibt Ludwig in seinem Buch Faszination Menschenfresser.
Leicht verdaulich: Menschen sind Fast Food
Eigentlich, so Ludwigs These, haben die meisten der gefürchteten Menschenfresser gar kein gesteigertes Interesse am Fleisch des Homo Sapiens. Eher sei eine Kette von unglücklichen Umständen dafür verantwortlich, dass Menschen im Maul dieser Tiere landen.
Die schlimmsten Attacken von Zoo-Tieren
Elefant, Tiger & Co.
Mai 2013: In einem Zoo im Norden Englands beißt ein Tiger eine Pflegerin zu Tode. Die 24-Jährige galt als erfahren. Sie habe aber gegen alle Regeln verstoßen, als sie in das Gehege und direkt auf den Tiger zuging, hieß es.
August 2012: Ein Sibirischer Tiger fällt im Kölner Zoo eine Pflegerin an und tötet die 43-Jährige mit einem Biss in den Hals. Sie hatte vergessen, die Raubkatze vor der Reinigung des Geheges einzusperren.
Juli 2012: Tiger im Kopenhagener Zoo töten einen jungen Mann. Vermutlich mit Selbstmordabsichten war er in ihr Gehege geklettert.
Februar 2010: Während einer Vorstellung in Solingen (NRW) fällt ein Bengalischer Tiger den Dompteur an. Er überlebt schwer verletzt.
Dezember 2009: Im Hamburger Tierpark Hagenbeck stürzt ein Dompteur beim «Dinner-Zirkus» mit 200 Gästen in der Manege. Der 28-Jährige wird von mehreren Tigern angegriffen und lebensgefährlich verletzt.
Dezember 2009: Im Zoo von Aschersleben in Sachsen-Anhalt gelangt ein Tiger durch eine nicht geschlossene Schleuse in seinen Käfig, der gereinigt werden soll. Das Raubtier greift eine 30 Jahre alte Tierpflegerin von hinten an und zerrte sie in einen Freiraum. Sie wird schwer verletzt. Der stellvertretende Leiter des Tierparks drängt den Tiger weg und sperrt ihn in den Käfig ein.
Mai 2007: Im Berliner Tierpark Friedrichsfelde wird eine erfahrene Pflegerin von einem 350 Kilogramm schweren Moschusochsen erdrückt. Der Sicherungsbalken vor der Gehegetür war nicht korrekt vorgeschoben. Der Bulle gelangte so in das Vorgehege und drückte die 41-jährige Frau gegen ein Gitter. Das Tier bleibt am Leben. «Es kann nichts dafür», urteilt der Tierpark-Chef.
Oktober 2007: In Frankreich tötet ein Zoo-Löwe einen Tierpfleger. Er greift den Mann im Tierpark von Haute-Touche im Westen des Landes an, als er ihn ins Nachtgehege bringen will. Der Leiter des Tierparks tötet den Löwen, der bereits 2001 im Zoo von Vincennes einen Pfleger tödlich verletzt hatte.
November 2006: Im Chemnitzer Tierpark fällt ein Leopard seine Pflegerin an und tötet sie mit einem Nackenbiss. Die Schieber zum Käfig waren nicht richtig verriegelt. Die 23-jährige Frau wollte das Gehege reinigen.
Dezember 2005: In Gießen (Hessen) wird eine Raubtierdompteurin lebensgefährlich verletzt. Die 26-Jährige ist zum Käfig mit vier ausgewachsenen Tigern gegangen, hatte die Klappe zum äußeren Käfig geöffnet und ihren Arm in den inneren Teil zu den Raubtieren gesteckt. Eines oder mehrere Tiere beißen zu und zerrten so stark an ihr herum, dass sich die Dompteurin nicht befreien kann.
Februar 2005: Ein deutscher Tierpfleger wird im Wiener Zoo von einem Elefanten getötet. Er spießt den 39-jährige Mann auf, als er den vier Jahre alten Jungbullen duschen will.
März 2002: Bei der Fütterung im Jaguar-Gehege des Wiener Zoos vergisst eine 21-jährige Pflegerin, die Luke zu den Großkatzen zu schließen. Sie wird vor den Augen vieler Besucher von drei Jaguaren angefallen und durch einen Genickbiss getötet.
Oktober 2001: Im Londoner Zoo wird ein 44-jähriger Tierpfleger vor den Augen zahlreicher Besucher von Elefanten totgetrampelt. Das Unglück geschah, als der Pfleger die tägliche Elefantenshow vorbereitete, bei der die Tiere ihre Kunststücke zeigen. Der Mann hatte die Tiere 16 Jahre lang versorgt.
August 1999: Ein Dompteur wird bei Dreharbeiten zu der Fernsehserie Forsthaus Falkenau von einem Tiger verletzt. Der 40-jährige Tiertrainer aus Berlin hatte das dreijährige Tigerweibchen Shandra mit einem Fleischköder gereizt. Unerwartet öffnete sich der Karabinerhaken der Kette, mit der das Raubtier an einer Säule festgebunden war. Der Tiger stieß den Dompteur so heftig mit der Pfote an die Brust, dass dieser rückwärts in eine Fensterscheibe fiel und sich an der Hand verletzte.
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Allein in Tansania würden zum Beispiel 1000 Menschen pro Jahr durch Löwen getötet. «Nach Meinung von Experten hatten die Löwen die Jagd auf Zebras und Antilopen deshalb aufgegeben, weil die Schmerzen beim Kauen des festen Fells und zähen Fleisches dieser Tiere für sie einfach zu groß waren», so Ludwig. Menschen dagegen seien für die Löwen vermutlich nicht nur leichter zu erbeuten, sondern ihr Verzehr auch mit viel weniger Schmerzen verbunden.
Lebensraum der Tiere bedroht
Oftmals stammen die Horrorgeschichten der Menschenfresser aus Zeiten von Hungersnot oder Krieg. Dabei sterben Menschen - ihre Leichen ziehen wiederum Raubtiere an. Zudem hat, etwa im Fall von Leoparden oder Bären, der Mensch selbst an der gestiegenen Bedrohung durch die Raubtiere Schuld: Massive Abholzungen von Wäldern zwingen Tiere, ihren angestammten Lebensraum zu verlassen; dichtere Besiedlung führt zwangsläufig zu Konflikten, Städte und die dortigen Vorräte und lebenden Haustiere ziehen ebenfalls Räuber an.
Wölfe gehörten im Mittelalter zu den gefürchtetsten Raubtieren in Europa. Allerlei Legenden ranken sich um die Tiere, die heute eine Renaissance in Deutschland feiern. Dabei sind Wölfe scheue Tiere, die meisten Angriffe wurden von tollwütigen Tieren verübt. Allerdings sind Wölfe wie andere Fleischfresser auch Gewohnheitstiere: Haben sie sich einmal an den Geschmack von Menschenfleisch gewöhnt, werden sie dieses Verhalten beibehalten.
Trotzdem, rät Biologe Ludwig, sollten wir Menschen manchmal nicht den Blick für die kleinen, unscheinbaren Tiere verlieren: «Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen tödliche Gefahr ist nämlich nicht etwa ein gewaltiges Raubtier mit furchteinflößendem Gebiss, sondern ein winziges Insekt!» Die Anophelesmücke überträgt die Malaria, daran sterben eine Million Menschen pro Jahr.
Autoren: Mario Ludwig Titel: Faszination Menschenfresser. Erstaunliche Geschichten über die gefährlichsten Tiere der Welt. Verlag: Heyne Umfang: 284 Seiten Preis: 9,99 Euro
iwi/news.de
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