Sie räumt mal wieder um, er ist entnervt. Sie will was Neues, er findet's gut, wie es ist. Sind Frauen stets unzufrieden - oder die Männer zu faul? News.de geht der Frage nach, weshalb Frauen Veränderung brauchen. Und Männer nicht.
Sie nennen es zufrieden. Wenn es in uns brennt und wir unbedingt die Wände in frohes Orange tauchen wollen, haben sie nur ein «Meinst du?» dafür übrig. Wenn wir dieses ganz dringende Bedürfnis verspüren, die Möbel zu verrücken, damit wir uns wieder wohl fühlen in diesem ewig gleichen Zuhause, sagen sie: «Ich find's gut so.» Wenn wir so gerne mal wieder Freunde zum Kochen einladen wollen, damit ein bisschen Leben in die Bude kommt, drückt sich seine Begeisterung in einem «hmm» aus. Und wenn uns nach einem Umzug ist, weil Erdgeschoss eigentlich immer schon zu dunkel war und Parkett und alte Holztüren doch viel schöner sind als Laminat und Kunststoff, dann kommt: «Aber wir sind doch gerade erst ...» Ja, vor vier Jahren.
Aber am allerschlimmsten ist der Satz: «Mach du halt, du weißt ja eh, wie es am besten ist.» Pfff. Wir nennen es phlegmatisch. Warum nur sind Männer so schrecklich stumpf, wenn es darum geht, sich das Leben ein bisschen nett zu machen? Die Antwort ist hart, aber offenbar evolutionsbiologisch erhärtet: weil es ihnen egal ist.
«In der evolutionären Vergangenheit ist es so, dass Männer die Stromer waren, rausgegangen sind, die Gegend erkundet haben. Wenn sie sowieso kaum zu Hause sind, warum sollen sie es sich schön machen? Frauen sind durch ihre traditionellen Rollen zwangsläufig an die Heimbasis gebunden», sagt der Evolutionspsychologe Benjamin Lange im Gespräch mit news.de. Der Alltagspsychologe Professor Alfred Gebert spitzt es noch weiter zu: «Für Frauen ist das Heim ein Schloss, das sie gemütlich machen. Für die Männer ist das Zuhause eine Burg, in die sie nach dem Kampf zurückkehren und ihre Wunden lecken.»
Die Gleichgültigkeit dauert noch 1000 Jahre
Was die zwei Wissenschaftler erklären, scheint nicht gerade neu und kulturell doch wohl langsam überholt, denken wir. Doch das Gegenteil ist der Fall, meint Benjamin Lange. «In den letzten Jahrzehnten hat sich die evolutionäre Erklärungsgrundlage, dass Geschlecht etwas Biologisches ist, immer mehr durchgesetzt», erklärt er. Kurzfristige kulturelle Errungenschaften könnten daran so schnell nicht rütteln, 1000 Jahre müsse man schon rechnen, bis unser unbewusstes Verhalten sich dem frischen gesellschaftlichen Wind beugt. Ein Beweis dafür, dass Männer nach wie vor fürs Leben außer Haus gemacht sind, sei die Orientierungsfähigkeit. Darin seien sie einfach besser - aber erst ab der Pubertät. «Das ist ein guter Hinweis dafür, dass dieses Verhalten biologisch bedingt ist», sagt Lange.
Und schickt noch ein Beispiel nach, das uns Frauen vielleicht eher überzeugt: Warum sind wir bei der Partnerwahl wählerischer? Weil wir Angst haben, ungewollt von jemandem schwanger zu werden, der nicht unseren Qualitätskriterien entspricht. Wählerisch seien wir immer noch, obwohl es längst die Pille gibt, meint Benjamin Lange. Recht hat er.
Doch nicht nur der Mann muss strengen Qualitätskriterien genügen. Auch mit sich selbst sind Frauen streng. Warum sie ständig neue Frisuren braucht, andere Klamotten und neue Ohrringe? «Damit sie jeden Tag eine neue Frau ist», teilt uns der Evolutionspsychologe mit. Wie bitte? Jetzt haben wir also auch noch ein Identitätsproblem? Nein - eher schon haben Männer ein Kreativitätsproblem, weil sie mit Vorliebe immer wieder dasselbe Modell Hose/Hemd/Sneakers kaufen.
Frauen tricksen Männer aus - denn Männer tricksen nicht
Die Wissenschaft habe sich diese Diskrepanz zwischen Männern und Frauen nur durch ein festes biologisches Prinzip erklären können, sagt Benjamin Lange: «Der Mann kann mit geringem Aufwand seine Nachkommenschaft quantitativ nach oben treiben. Deshalb sind sie kurzfristigen sexuellen Beziehungen gegenüber in keinster Weise abgeneigt.» Tja, und wie regiert die gewiefte Frau? Sie mache jeden Tag eine andere aus sich, um den sprunghaften Mann auszutricksen.
Zwar sind wir inzwischen nicht mehr finanziell von unseren Partnern abhängig - «aber einen guten Partner will sie immer noch halten», sagt Lange. Auch der Mann wolle seine Partnerin nicht verlieren, aber sein Risiko sei geringer: Schließlich steht er normalerweise nicht allein mit einer Schar Kinder da.
In Sachen Fremdgehen stehen Frauen Männern nicht nach - das haben Studien inzwischen ergeben. Doch sie gehen gewiefter vor: «Sie haben Sex in der Mitte ihres Zyklus, wenn sie empfängnisbereit sind. Und sie suchen sich nicht irgendwelche Männer, sondern die mit den richtig guten Genen», erklärt der Evolutionspsychologe.
Männer brauchen den Holzhammer
Männer und Frauen sind also sehr verschieden. Das merken wir nicht erst, wenn wir mit dem neuen Partner das erste Mal zu Ikea fahren. Wenn es heißt: Plastikblume? Oder Orchidee? Wenn wir Frauen gerne viele kleine Teelichter kaufen und der Mann dafür plädiert, stattdessen eine große Stehlampe anzuschaffen. «Männer wollen es praktisch», sagt Alfred Gebert. «Frauen wollen aber eher die kleinen Dinge, die sofort einstauben.» Deshalb: Frauen wollen die Orchidee, Männer die Plastikblume. Denn um die muss man sich nicht kümmern.
Wir leben in zwei Welten. Die Männer draußen, die Frauen drinnen, sagt der Psychologie-Professor. Zusammenkommen kann man trotzdem, ist er überzeugt: «Frauen reden gerne, Männer nicht. Aber man muss über diese Dinge sprechen.» Über Kunstblume oder echte Pflanze, über orangefarbene Wände oder doch das altbekannte Weiß.
«Männer wollen einbezogen werden», sagt er. Deshalb sollte sie vor dem Umräumen dringend fragen. Nicht: «Wir sollten das jetzt so machen», sondern: «Schatz, was meinst Du: Sollten wir den Schrank nicht einmal dahin rücken?» Oder: «Du bist doch so klug, hilf mir.» Männern solle man Honig ums Maul schmieren, sagt Alfred Gebert: «Und ruhig übertreiben. Männer brauchen den Holzhammer.»
Wichtig: Männliche Entscheidungen anzweifeln
Während Frauen durchaus in der Lage sind, sich in den Mann hineinzuversetzen, könnten Männer das umgekehrt nicht, sagt der Psychologe. Ändern könne man daran nichts, nur den Mann in seinen Entscheidungen lenken. Mit dem Honig ums Maul und indem wir seine Entscheidungen (die eigentlich die unseren sind) anzweifeln.
Alfred Gebert nennt ein einfaches Beispiel: «Wenn Sie wollen, dass ihr Mann aufhört, an einem Bierabend weiter Bier zu trinken, sagen Sie nicht: ‹Schatz hör auf, Du siehst schon ganz schlecht aus.›» Ziemlich sicher muss man dann als Frau einen sehr angetrunkenen Mann nach Hause bringen. Denn Männer, da ist er sicher, tun fast immer das Gegenteil von dem, was man ihnen vorschlägt. Und sie wollen uns immer von ihren Überzeugungen überzeugen.
Sagen Sie deshalb beim nächsten Ikea-Einkauf vor ihrem absoluten Lieblingssofa einfach: «Viel zu groß für uns.» Und er wird sagen: «Passt. Nehmen wir mit.»
kru/reu/news.de