
In welch perfider Art die sozialen Medien mit Fake News und Shitstorms Karrieren und Menschen ruinieren, ist längst Thema von Romanen. Nun liefert die Trägerin des Deutschen Buchpreises Antje Rávik Strubel eine neue Variante, angesiedelt in der schillernden Berliner Kultur- und Medienszene. Im Mittelpunkt ihres Buchs "Der Einfluss der Fasane" stehen ein frauenfeindlicher, eitler Theaterintendant und eine taffe, ehrgeizige Feuilletonistin. Es geht um Rufmord, Machtmissbrauch und Skandalisierung.
Ein Skandal, ein Suizid – und die Folgen für eine Journalistin
Weitere aktuelle News im Ressort "Medien":
- Eilmeldung: "Batman"-Darsteller Val Kilmer gestorben
- Donald Trump News: "Wir stehen nicht zum Verkauf": Kanadas Promis gegen Trump
- Düsseldorf: Tote Hosen gehen auf Europa-Tournee
Hella Karl ist eine Frau mit Ellenbogen. Sie hat sich aus kleinen Verhältnissen ganz nach oben gearbeitet und leitet das Feuilleton einer Berliner Tageszeitung. Sie ist machtbewusst und nicht besonders rücksichtsvoll, Freunde hat sie so gut wie keine, ihre einzige Bezugsperson ist ihr attraktiver Ehemann, ein Architekt. Mit ihm führt sie ein komfortables Leben in einer Villa in Potsdam.
Für die #Metoo-Bewegung hat Hella nur mäßige Sympathien. Sie findet, dass die "Anprangerung von Männern" in letzter Zeit allzu sehr Fahrt aufgenommen habe: "Kein Wunder, dass die Männer Angst bekamen."
Und nun steht ausgerechnet sie am Pranger, das Leben eines Mannes zerstört zu haben. Kai Hochwerth, ein ebenso renommierter wie umstrittener Berliner Theaterintendant, begeht Suizid – spektakulär inszeniert vor dem Opernhaus von Sydney. Sofort machen Gerüchte die Runde, Auslöser für seinen Tod könnte ein Artikel von Hella gewesen sein, in dem sie Hochwerths unangemessenes Verhalten gegenüber einer Schauspielerin angeprangert hatte. Sie hatte dem Theatermann vorgeworfen, die Schauspielerin zur Abtreibung gezwungen zu haben. Dieser Skandal hatte Hochwerth zu Fall gebracht.
Vom Erfolg in den Absturz: Hellas Leben gerät ins Wanken
Nach dem Suizid des Intendanten erlebt Hella ihren Absturz. Die Redaktion wird mit Drohnachrichten und Hassmails bombardiert und Hella selbst macht durch ein verunglücktes Interview alles nur noch schlimmer. Selbst wohlwollende Kollegen wenden sich von ihr ab. Schließlich wird sie suspendiert. Aus der geachteten Kulturchefin wird eine Persona non grata.
Auch in ihrem Privatleben scheinen sich plötzlich Abgründe aufzutun. Hella Karl, die meinte, jeden und alles unter Kontrolle zu haben, muss sich eingestehen, dass ihr das eigene Leben mehr und mehr entgleitet.
Roman ist nicht so düster wie Vorgänger "Blaue Frau"
Mit Hella Karl hat die Autorin eine widersprüchliche Figur geschaffen, die man nicht unbedingt sympathisch finden muss, die aber in ihrem Kampf um Anerkennung sehr überzeugend wirkt. Der Roman wirkt nicht so düster wie das Vorgängerbuch "Blaue Frau", in dem es um den Missbrauch einer jungen Frau durch einen Politiker ging und für das Antje Rávik Strubel den Deutschen Buchpreis 2021 zugesprochen bekam.
Trotz des ernsten und anspruchsvollen Themas ist "Der Einfluss der Fasane" ein leicht zu lesendes, bisweilen in Ironie und Satire abgleitendes Buch geworden, das viele aktuelle Themen anspricht, so etwa auch die sich zuspitzende Medienkrise. Der Plot überzeugt mit einer überraschenden Auflösung. Und dann weiß man auch, was es mit dem etwas rätselhaften Titel "Der Einfluss der Fasane" auf sich hat.
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, YouTube und WhatsApp? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++
kns/roj/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.