Selbst die Lager innerhalb des Feminismus sind sich nicht einig, wie sie zu Pornografie stehen. 1987 initiierte Alice Schwarzer die bekannte Kampagne "PorNo" gegen pornografische Filme. "Pornografie ist das Propagieren von Frauenhass und das Verknüpfen von Lust mit Erniedrigung und Gewalt." Schon deutlich zuvor, seit Beginn der 1970er-Jahre, entwickelte sich aber eine Gruppe, die sich für eine positive weibliche Darstellung in Erotikfilmen einsetzt. Die Bewegung nennt sich "sexpositiver Feminismus" und nahm später mit dem Namen "PorYes" direkt auf Schwarzer Bezug. Bei der Bewegung sollen nicht nur ethische Arbeitsbedingungen und weibliche Produzentinnen gefördert, sondern auch verschiedenste Körpertypen gezeigt werden.
Regisseurin Petra Joy: "Es geht um den Körper, den Geist und die Seele"
Als Pionierin auf dem Gebiet galt die 2015 verstorbene New Yorkerin Candida Royalle. Nach einer Karriere als Porno-Darstellerin wechselte sie hinter die Kamera. Sie wollte Frauen das Selbstbewusstsein geben, ihre eigene Sexualität in all ihren Facetten anzunehmen. "Es gibt keinen sogenannten normalen Sex, alles ist okay."
Sex sei nicht nur körperliches Training, meint die seit 2004 tätige deutsche Regisseurin Petra Joy. "Es geht um den Körper, den Geist und die Seele." In den 1980er Jahren war sie noch in der Anti-Porno-Bewegung aktiv. Statt nur zu protestieren, wollte Joy dann selbst etwas bewegen. "Die meisten Pornos werden immer noch von Männern für Männer gemacht, und zeigen Sex aus männlicher Sicht." Vorgetäuschte Orgasmen von Frauen seien bei ihrtabu. Im Fokus stehen vielmehr erotische Fantasien ihrer Darstellerinnen und Freundinnen.
Männer haben das größte Interesse an den feministischen Pornos
Für Simonian war es zunächst schwierig, Akteure zu finden. "Ich interessiere mich nur für Leute, die nie auf die Idee gekommen wären, das eigentlich zu tun." Erste Station war deshalb Berlin, weil die experimentierfreudige Szene größer sei als in Wien. Zwischenzeitlich hat sie schon Akademiker, Künstler und Krankenschwestern beim Liebesakt gefilmt. Teils auch mit Augenbinde, damit Bekannte sie nicht so leicht erkennen können. Die Darsteller werden bezahlt, Geld sei aber nicht die größte Motivation. Selbst vor die Kamera wollte Simonian nie, erzählt sie an ihrem massiven Küchentisch.
Großes Interesse an den feministischen Pornos hätten letztlich Männer. "Für sie ist die weibliche Lust immer noch sehr geheimnisvoll." Die ehemalige Mezzosopranistin mit den langen schwarzen Haaren will nun auch Jüngere aufklären. "Es ist erschreckend, wie unaufgeklärt die Gesellschaft zum Teil ist." Sie will deshalb ihre Website nicht nur als Plattform für andere "FemPorn"-Produzentinnen öffnen, sondern auch einen jugendfreien Video-Blog starten. Mit Obst und Gemüse sollen ihre Zuschauer auf YouTube ganz ohne erhabenen Zeigefinger über Freuden und Gefahren der Lust lernen.
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kad/news.de/dpa
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