Zypern-Krise, Inflation und Mini-Zinsen: Die Deutschen verlieren langsam das Vertrauen in den Euro. Sie Auch? Basteln Sie sich doch Ihre eigene Währung! Vorbilder gibt es genug - ob im Chiemgau oder im Internet.
Die Schock-Meldungen der Euro-Krise lassen die sparsamen Deutschen in diesen Tagen richtig frösteln, obwohl es Frühling wird. Bankkunden der schwer angeschlagenen Bank of Cyprus werden wohl mehr als 50 Prozent ihrer Einlagen verlieren. Die Regelung gilt zwar erst für Guthaben ab 100.000 Euro, macht den Verlust aber keinen Deut besser.
Die Inflation im Euro-Raum bewegt sich um zwei Prozent. Wer sein Geld auf der Bank lässt, bekommt vielleicht ein Prozent Zinsen. Man verliert Geld und muss zugleich noch damit rechnen, dass Schäuble & Co. die Finger nach dem Bankkonto ausstrecken. Kein Wunder, dass die Deutschen ihr Vertrauen ins Sparbuch verlieren. Inzwischen halten es nicht mal mehr ein Drittel der Bundesbürger für eine verlässliche Geldanlage, so eine Forsa-Umfrage.
Sie haben keine Lust mehr auf den Euro? Kein Problem: Sie können Ihr eigenes Geld kreieren - oder die Währung wechseln.
In rund 50 Regionen Deutschlands haben die Menschen die Wahl zwischen dem Euro und regionalem Geld, berichtet der Dachverein Regiogeld. Das Prinzip: Je mehr Unternehmen und Menschen einer Region die Währung akzeptieren und selbst ausgeben, desto höher ist die Verbreitung. Es verliert in regelmäßigen Abständen etwas an Wert. Damit soll sichergestellt werden, dass das Geld nicht gehortet, sondern ausgegeben und in den Wirtschaftskreislauf eingebracht wird. So soll die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Deshalb heißt es auch «Schwundgeld».
Chiemgauer hat sich etabliert
Ob Lindentaler in Leipzig, der Roland in Bremen oder der Coinstatt im Ruhrgebiet: Einige Regional-Währungen sind an den Euro gekoppelt, andere lassen sich nicht umtauschen. Einige existieren nur virtuell, andere gibt es als Gutscheine.
Die bekannteste Regio-Währung Deutschlands ist allerdings auch am örtlichen Sparkassen-Automaten als Banknote zu ziehen: Das ist der Chiemgauer, im Jahre 2002 von Christian Galleri kreiert, einem Lehrer der örtlichen Waldorfschule. Weil das Modell auf große Resonanz stieß. konnte er seinen Job als Lehrer an den Nagel hängen und fungiert seither als Kassenwart des Chiemgauers.
Rund 600.000 Cheimgauer sind im Umlauf, die Währung ist 1:1 an den Euro gekoppelt. Im bayerischen Verbreitungsgebiet rund um Rosenheim und Traunstein akzeptieren ihn mehr als 600 Unternehmen und 200 Vereine als Zahlungsmittel. Teilweise kann auch der Café, der Blumenstrauß oder die Pizza mit dem Chiemgauer bezahlt werden.
Seien Sie kreativ!
Im Internet sorgt der Bitcoin seit einiger Zeit für Aufsehen, in den vergangenen Wochen vor allem durch seine fast grenzenlose Überbewertung. Es ist ein virtuelles Geldmittel, das zum Bezahlen im Netz benutzt werden kann. Es stammt aus der Hackerszene, wird strikt limitiert, um der Gefahr einer Inflation vorzubeugen. Weil der Bitcoin gegen echtes Geld gehandelt wird und viele Anleger in den vergangenen Wochen vor realen Währungen wie Euro und Dollar geflohen sind, ist der Kurs krass geklettert. Ein Bitcoin stieg seit Jahresbeginn von zehn auf 180 US-Dollar.
Wenn Ihre Heimat noch jungfräulich in Sachen Regiogeld sein sollte oder Sie den Bitcoin für spekulativ überbewertet halten, können Sie noch immer Ihre eigene Währung gründen - ob regional oder virtuell! Nur noch ein Hinweis: Rein rechtlich dürfen Sie Ihr Geld nicht Geld nennen. Weil Bundesbank und EZB per Gesetz das Monopol zum Gelddrucken haben. Macht nichts: Nennen Sie Ihr Geld einfach Gutschein, sorgen Sie für die Verbreitung, eine konstante Abwertung und berufen Sie sich auf die Vertragsfreiheit. So werden Sie zum eigenen Notenbankchef...
zij/news.de