Sie können schnell plump oder unangemessen wirken, häufig sind sie abgedroschen: Komplimente. Möchte man sie im beruflichen Umfeld machen, wird es noch schwieriger. Was es zu vemeiden gilt und wie man mit Komplimenten provoziert, erklärt news.de.
«Komplimente über das Aussehen sind fehl am Platz», sagt Karriereexpertin Carolin Lüdemann aus Stuttgart. Sie könnten als Flirt aufgefasst werden oder herablassend wirken. Manch ein Kollege hört aus nett gemeinten Komplimenten Anmache oder Ironie heraus. Im Job sollten sich charmante Bemerkungen deshalb ausschließlich auf Leistungen, Erfolge oder Teamfähigkeit beziehen.
Minenfelder für den Komplimentemacher
Gerade Frauen, die sich in einer Männerdomäne durchsetzen müssen, fühlen sich durch Schmeicheleien bezüglich Kleidung, Make-up und Frisur schnell nicht ernst genommen und als oberflächlich abgestempelt. Dabei ist es egal, ob sie von Mann zu Frau oder von Frau zu Frau sprechen. Auch von einer sexuell ganz sicher uninteressierten Kollegin hören viele Karrierefrauen ungern eine Bemerkung über das schicke neue Kostüm statt über die gehaltene Präsentation.
Ansonsten gilt: Klein beginnen und konkret statt allgemein loben. Also lieber auf nur einen speziellen Punkt eines Konzepts oder den Aufbau eines Handouts eingehen als zu versichern, was für einen guten Job der Kollege doch macht. So ein Lob ist wenig greifbar und lieblos, wenn auch überschwänglich.
Wer sich an diese Regel hält, hat mit charmanten Wahrheitsübersteigerungen großen Erfolg. Denn wer ein Kompliment macht, ist sympathisch. Jeder wird gern gelobt. Verschiedener Studien zufolge sogar dann, wenn der Wahrheitsgehalt der Aussage vom Empfänger des Kompliments infrage gestellt wird. Der gute Wille zählt. Ist der Versuch sich einzuschleimen aber zu offensichtlich, kann das Kompliment das Gegenteil erreichen. Wie Goethe es ausdrückte: «Man spürt die Absicht und ist verstimmt.»
Richtig reagieren
Je kürzer, desto besser - wer angemessen auf ein Lob oder Kompliment reagieren will, bedankt sich mit wenigen Worten: «Danke für Ihr Kompliment» oder «Danke, das freut mich/tut mir gut zu hören/ist nett von Ihnen.» Weitere Erklärungen oder gar Entwertungen des Kompliments wie «Das ist doch selbstverständlich/nichts Besonderes/gar nicht so gelungen» sollten Sie sich verkneifen. Das wirkt je nach Situation unsicher, selbstverliebt oder stellt das Urteilsvermögen des Komplimentemachers in Frage.
Schlecht ist es auch, das Kompliment sofort zurückgeben, indem der Gegenüber ebenfalls ein Kompliment bekommt. Das klingt unehrlich und entwertet das Kompliment und die gute Absicht des anderen. Zu einem späteren Zeitpunkt und wenn es passt, können Sie immer noch eine nette Bemerkung zurückgeben.
Exkurs: Die-Sarkastische-Komplimente-Technik
Die Komplimente-Technik, mit der echauffierte Gesprächspartner bloßgestellt werden, ist einfach und dennoch wirkungsvoll. Anstelle sachlicher Entgegnungen erwidern Sie den Angriff im nächsten Meeting, indem Sie dem Angreifer ein unerwartetes, ironisches Kompliment aussprechen. Insbesondere arrogante Gesprächspartner bringen Sie damit schnell aus der Fassung.
Probieren Sie es zum Beispiel so:
Vorwurf: «Ich verstehe nicht, was Sie hier noch machen.»
Antwort: «Von Ihnen lernen.»
Provokation: «Sie hören mir doch gar nicht zu.»
Antwort: «Ihre Stimme hat mich zum Träumen gebracht.»
Vorwurf: «Sie werden das Projekt wohl nie abschließen.»
Antwort: «Möglich. Ich arbeite leider nicht so schnell und fehlerfrei wie Sie.»
Natürlich sind solche Komplimente haarsträubend, doch sie wirken Wunder. Oft haben gerade überhebliche Menschen ein äußerst geringes Selbstwertgefühl und können ironische Bemerkungen über sich selbst nur schwer verkraften. Sie brauchen Bestätigung oder konstruktive Kritik, der Sie rational etwas entgegensetzen können, aber keine verunsichernden Andeutungen und unterschwellige Provokationen.
Mit der Komplimente-Technik zur Provokation können Sie so zwar Gesprächspartner irritieren und sich für den Moment aus der Affäre ziehen, zielführende zwischenmenschliche Verständigung sieht aber anders aus. Testen Sie diese Technik also nur, wenn Sie glauben, Hopfen und Malz sind bei einem sturen Chef oder einer zickigen Kollegin sowieso verloren und sie werden mit ernst gemeinten Komplimenten und offener Kommunikation auch nicht weiterkommen.
Lesetipp: Psychologie - Vorsprung im Job, Hans-Michael Klein und Albrecht Kresse, Cornelsen Verlag Scriptor, 200 Seiten, 16,95 Euro.
ham/cvd/news.de