Scoring: So entscheiden Banken über Kredite

Daumen hoch oder nicht: Für Verbraucher sind die Kriterien, nach denen Banken Kredite vergeben, oft undurchsichtig. Allein auf die Auskunft der Schufa verlässt sich keine Bank. Jedes Institut pflegt sein eigenes Scoring. News.de erklärt, was dahinter steckt.

Von news.de-Volontärin Juliane Ziegengeist - Uhr

Wer einen Kredit braucht, muss tiefe Einblicke in seine Finanzen gewähren. (Foto) Suche
Wer einen Kredit braucht, muss tiefe Einblicke in seine Finanzen gewähren. Bild: dpa
Die Schufa in acht Daten
Schuldenauskunft
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  • Die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) ist eine große deutsche Wirtschaftsauskunftsdatei. Sie speichert die Schuldendaten der Deutschen, um sie kreditgebenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen.

  • Dazu zählen spezielle Kreditinstitute, Sparkassen, Privatbanken, Genossenschaftsbanken und Handelsunternehmen. Diese finanzieren die Schufa und melden sämtliche Transaktionen, von der Kontoeröffnung bis zur Kreditaufnahme, um sie bei Bedarf zur Prüfung der Bonität wieder einzuholen und sich so vor Kreditausfällen zu schützen.

  • Die Vertragspartner erhalten von der Schufa zweierlei Arten von Auskünften: B-Auskünfte enthalten nur Angaben darüber, ob sich der Kunde vertragstreu verhalten und beispielsweise die Raten ordnungsgemäß zurückgezahlt hat. A-Auskünfte sind schwerwiegender: Für Kreditvergabe, Führung eines Girokontos und die Ausgabe von Kreditkarten erhalten die Vertragspartner neben den B-Auskünften Informationen über die gesamte Belastung ihres potenziellen Kunden. 

  • Angeboten werden Bonitätsinformationen zu rund 66 Millionen Bundesbürgern. 91,5 Prozent von ihnen haben positive Informationen. 

  • Gespeichert sind aktuell 440 Millionen Informationen. 

  • Jährlich werden mehr als 100 Millionen Anfragen zur Kreditwürdigkeit bearbeitet. 

  • 2010 lag die Zahl der erteilten Eigenauskünfte bei mehr als 1,5 Millionen. 

  • Im selben Jahr setzte die Schufa rund 108 Millionen Euro um. Die Zahl der Mitarbeiter lag zum Jahresende bei 752. 

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    Ein neues Auto, eine Weltreise, ein Grundstück inklusive Eigenheim - Gründe, einen Kredit aufzunehmen, gibt es viele. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg: Kreditraten müssen getilgt, Zinssätze bezahlt und zuallererst überhaupt ein Kreditvertrag abgeschlossen werden. Um sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern, prüfen Banken im Vorhinein ganz genau, ob der potenzielle Kreditnehmer in der Lage ist, die überlassene Summe auch zurückzuzahlen. Dabei bedienen sie sich des Scoring-VerfahrensAus dem Englischen: to score - punkten, score - Ergebnis, Punktzahl .

    Beim Scoring wird für eine Person beziehungsweise Personengruppe, die sich ähnlich ist, ein Risikoprofil erstellt, das verschiedene Kriterien wie Beruf, Gehalt und Ausgaben berücksichtigt und gewichtet. Das geschieht mit Hilfe von Punktzahlen, die den Kriterien zugeordnet und miteinander zum sogenannten Score verrechnet werden. Darin drückt sich die Wahrscheinlichkeit aus, mit der der Verbraucher im Stande ist, den gewährten Kredit zurückzuzahlen.

    Der Score beeinflusst auch die Bedingungen, zu denen ein Kredit gewährt wird - mit dem Ergebnis, dass beworbene Bestpreise für die wenigsten Verbraucher gelten. Mittlerweile ist das Verfahren so verbreitet, dass es auch bei der Vermietung oder im Versandhandel verwendet wird.

    Bei der Berechnung geht jede Bank anders vor. Die genauen Formeln bleiben geheim, gelten aber aus Gründen der Gleichheit und Fairness für jeden Kunden. Die meisten Banken prüfen das Verfahren regelmäßig, um auf aktuelle Gegebenheiten am Kapitalmarkt reagieren zu können. Die Daten für den Abgleich erhalten sie von der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa)Die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) speichert als deutsche Wirtschaftsauskunftsdatei die Schuldendaten der Deutschen, um sie kreditgebenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen. und dem Kreditantragsteller selbst.

    Diese Daten gehen in die Bewertung der KreditwürdigkeitDie Bonität oder auch Kreditwürdigkeit einer Person entscheidet darüber, ob ihr ein Kredit gewährt wird oder nicht. Es ist die Fähigkeit des potenziellen Kreditnehmers, die überlassene Summe inklusive der Zinsen fristgerecht zu tilgen. ein:

    - Daten zur Person (Geschlecht, Alter etc.)
    - Beruf (befristet/unbefristet) und Arbeitgeber
    - familiäre Situation
    - frei verfügbares EinkommenDas frei verfügbare Einkommen ist jenes Kapital, das nach Abzug aller Lebenshaltungskosten von den beruflichen Einkünften einer Person übrig bleibt.
    - Sicherheiten und Vermögenswerte
    - andere Kredite oder Verbindlichkeiten
    - Schufa-Auskunft (inklusive Bonitätsbewertung)

    Kredit-Glossar
    Zentrale Begriffe
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  • Als Kredit wird eine befristete Überlassung von Kapital bezeichnet. Der Kreditnehmer verpflichtet sich, die überlassene Geldsumme unter vertraglich festgelegten Konditionen meist verzinst zurückzuzahlen. Das Wort Kredit stammt vom lateinischen «credere» ab und heißt vertrauen oder glauben.

  • Auch das Darlehen basiert auf dem Prinzip der Geldleihe. Eine genaue Abgrenzung zum Kredit gibt es nicht, dieser gilt jedoch meist als der weitere Begriff. Im Sprachgebrauch hat sich außerdem einbürgert, vor allem dann von einem Darlehen zu reden, wenn es um sehr große Geldsummen geht.

  • Der Zins ist der Preis dafür, dass ein Kredit gewährt wird, also Geldinstitute eine Summe über einen bestimmten Zeitraum unter der Bedingung der Rückzahlung bereitstellen. Die Höhe des Zinses hängt von der Laufzeit des Kredites, den Bedingungen am Markt und der Bonität des Kreditnehmers ab.

  • Generell wird zwischen Normal- und Effektivzins unterschieden. Der Normalzins bezeichnet den für die überlassene Kreditsumme vertraglich festgelegten Zinssatz. Dieser wird in Prozent pro Jahr angegeben. Der Effektivzins beinhaltet den Normalzins, hinzu kommen unter anderem Bearbeitungsgebühren und etwaige Zuschläge für Ratenzahlung. Er weist aus, wie viel ein Kredit tatsächlich kostet.

  • Die Bonität oder auch Kreditwürdigkeit einer Person entscheidet darüber, ob ihr ein Kredit gewährt wird oder nicht. Es ist die Fähigkeit des potenziellen Kreditnehmers, die überlassene Summe inklusive der Zinsen fristgerecht zu tilgen. Dafür spielen das frei verfügbare Einkommen und die Schufa-Auskunft eine Rolle.

  • Das frei verfügbare Einkommen ist jenes Kapital, das nach Abzug aller Lebenshaltungskosten von den beruflichen Einkünften einer Person übrig bleibt. Dieses muss nach Bonitätsgesichtspunkten ausreichend hoch sein, um die Kreditraten begleichen zu können.

  • Die Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung) speichert als deutsche Wirtschaftsauskunftsdatei die Schuldendaten der Deutschen, um sie kreditgebenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Diese finanzieren die Schufa und melden sämtliche Transaktionen, von der Kontoeröffnung bis zur Kreditaufnahme, um sie bei Bedarf zur Prüfung der Bonität wieder einzuholen und sich so vor Kreditausfällen zu schützen.

  • Die Laufzeit bezeichnet den Zeitraum zwischen Kreditaufnahme bis zur kompletten Tilgung der Schuld. Am Umfang der Laufzeit orientiert sich die Höhe der zu zahlenden Raten. Je länger der Kredit gewährt wird, desto niedriger fallen die Teilbeiträge aus. Jedoch erhöht sich gleichzeitig das Zinsvolumen.

  • Nicht zu verwechseln mit der Laufzeit ist die Zinsbindungsfrist. Sie umfasst den Zeitraum, für den der vereinbarte Zinssatz unabhängig von Marktzinsentwicklungen festgeschrieben ist. Er kann der Kreditlaufzeit entsprechen, aber auch kürzer ausfallen. Nach Ablauf wird dann eine neue Zinsvereinbarung getroffen.

  • Die meisten Kredite werden in Raten beglichen. Diese setzen sich aus Tilgung und Zinsen zusammen. Die Tilgung ist jener Teilbetrag der Kreditsumme, der mit jeder Rate zurückgezahlt wird. Dadurch schmälert sich die noch zu begleichende Restschuld, auf die die Zinsen berechnet werden. Diese sinken folglich mit fortschreitender Laufzeit.

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    Die Schufa selbst berechnet einen eigenen ScoreDer Score-Wert der Schufa liegt zwischen 0 und 1000. Er wird aus den gespeicherten Daten einer Person errechnet, indem diese mit den Daten ähnlicher Personen verglichen werden. Daraus bemisst die Schufa das Risiko eines Kreditausfalls, das sich in einer Ratingstufe A bis M ausdrückt. A umfasst die höchsten Score-Werte 662-1000, hier ist das Ausfallrisiko gering. , den aber nicht alle Banken eins zu eins übernehmen. Die meisten Institute verrechnen ihn mit ihrem Score oder ziehen lediglich die Basisinformationen zu Rate, die die Schufa bereitstellt. Anders als bei der Auskunftei, die für ihre Bonitätsrechnung vor allem finanzielle Kriterien bewertet, beziehen Banken in ihre Kalkulationen in der Regel auch die individuelle Situation des Verbrauchers ein. So bemisst sich das frei verfügbare Einkommen nicht nur über seine Höhe, sondern auch über die Anzahl der Personen im Haushalt, die davon leben müssen, sowie die Anzahl anderer Rückzahlungsverpflichtungen, die davon beglichen werden müssen.

    Natürlich werden bei der Bewertung auch jene Erfahrungen berücksichtigt, die die Bank selbst mit dem Kunden bisher gemacht hat. Konnte er etwa bereits gewährte Kredite problemlos zurückzahlen, wirkt sich das positiv auf seinen Antrag aus. Auch wer schon lange Kunde ist und ein Konto bei der Bank führt, sammelt Pluspunkte. Fiel jemand jedoch negativ auf, weil er eine Rate einmal zu oft versäumte oder seinen Dispokredit einmal zu viel überzog, könnte das die Chancen auf einen Kredit schmälern oder die Konditionen verschärfen.

    Wenn der Wohnort über die Bonität entscheidet

    Hier ist allerdings jede Bank unterschiedlich streng. Zwar drückt bei harten Negativmerkmalen wie Kreditkartenbetrug keiner ein Auge zu. Ein Mahnbescheid des Handyanbieters muss hingegen keine Kreditabsage zur Folge haben. Stattdessen können Kriterien, von denen man es gar nicht vermuten mag, als Negativmerkmal gelten. So wird gemutmaßt, dass sich eine hohe Anzahl von Konten negativ auf den Score auswirken kann, und zwar unabhängig davon, wie viel Guthaben sich darauf befindet.

    Nicht minder fragwürdig, aber wahrscheinlich ebenso geläufig, ist die Bewertung des Wohnortes. Dafür hat sich der Begriff Geoscoring etabliert. Anhand der durchschnittlichen Einkommen und Bonitätsverhältnisse in einer Straße oder einem Wohnviertel wird der Score herauf- oder herabgestuft. Zahlungsunfähige Nachbarn wirken sich daher potenziell negativ auf den eigenen Wert aus. Auch wer häufig umzieht, hat schlechtere Karten. Unter Datenschützern ist dieses Verfahren höchst umstritten. Gesetzlich ist die Vorgehensweise allerdings nicht verboten, auch wenn die ausschließliche Verwendung von Geodaten untersagt bleibt.

    Alter und Geschlecht können ebenfalls in die Entscheidung über einen Kredit einfließen, so diskriminierend dies auch ist. Dabei kommen statistische Erfahrungswerte zum Tragen: Weil Kredite an Frauen und Personen mittleren Alters weniger häufig ausfallen, ist ihr Score meist besser als der von Männern und jüngeren Personen. Ferner haben Angestellte gegenüber Arbeitern Vorteile.

    Unabhängig davon, auf welche Daten welche Bank zurückgreift, gilt: Die Verfahren sind nur so gut, wie die Daten, die sie verwenden. Deshalb sollten Sie Ihre Schufa-Daten vor einem Kreditantrag einsehen und auf Richtigkeit überprüfen. Wie das geht, lesen Sie hier. Eine Eigenauskunft geht auch nicht als Negativmerkmal in Ihren Score ein. Die Zwickmühle des Verbrauchers besteht letztlich darin, alles von sich preisgeben zu müssen. Denn je weniger Daten vorliegen, umso mehr sind diese der Deutungswillkür der Kreditgeber ausgesetzt. Wer zum Beispiel sein Alter nicht angibt, wird womöglich anhand des Namens geschätzt - und das kann den Score erheblich beeinflussen.

    Auf der Website Lesen Sie hier, was Sie beim Kreditantrag unbedingt beachten sollten.

    kwö/kra/news.de

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