Lüneburg (dpa/tmn) - Gründungsberater sind Kaufleute und Psychologen in einem: Wer Existenzgründern auf die Sprünge helfen will, muss ihnen vor allem Mut machen können. Manchmal müssen sie ihre Kunden trösten, manchmal aber auch knallharte Berater sein.
Lüneburg (dpa/tmn) - Gründungsberater sind Kaufleute und Psychologen in einem: Wer Existenzgründern auf die Sprünge helfen will, muss ihnen vor allem Mut machen können. Manchmal müssen sie ihre Kunden trösten, manchmal aber auch knallharte Berater sein.
Eigentlich ist der Job nur etwas für eierlegende Wollmilchsäue: Wer Existenzgründer beim Start in die Selbstständigkeit begleitet, muss ein knallharter Wirtschaftsberater sowie ein einfühlsamer Seelentröster sein können. Das macht das Gründungs-Coaching nicht gerade einfach, dafür aber abwechslungsreich.
Der Markt für Gründungsberater boomt: 872 000 Menschen haben nach Angaben der KfW-Förderbank im vergangenen Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Aber auch die Konkurrenz unter den Beratern ist groß - vor allem, weil der Titel «Gründungsberater» nicht geschützt ist. «Theoretisch kann sich jeder so nennen», erklärt Dirk Schreyer, Gründungsexperte bei der KfW-Bank. Und in der Tat tummeln sich laut einer Untersuchung der Universität Lüneburg viele allenfalls mittelmäßig kompetente Berater auf dem Markt.
Wer Erfolg haben und Kunden anlocken will, muss sich aus der Masse hervorheben. «Es ist ganz wichtig, dass in der Gründungsberatung mehr stattfindet als eine reine Fachberatung», sagt Reinhard Schulte, Professor für Gründungsmanagement an der Universität Lüneburg. Während Unternehmensberater in großen Firmen fast immer mit Profis zusammenarbeiten, treffen Gründungsberater häufig auf Menschen, denen ihre neue Rolle als Chef selbst noch ein bisschen unheimlich ist.
«Das sind Menschen, die ihr ganzes Leben lang angestellt waren, und dann oft aus der Not heraus ihr eigener Chef werden», erzählt Jochen Bloss vom Bundesqualitätszirkel (BQZ) Gründungsberatung im hessischen Offenbach. Gründungsberatung habe deshalb auch viel mit Psychologie zu tun.
Gerade zu Beginn gehe es oft darum, einen Gründer Schritt für Schritt bei der Unternehmensgründung anzuleiten, sagt Schreyer. Da werden Ideen entwickelt, die Branche analysiert, ein Businessplan geschrieben, die Gewerbeanmeldung und die Handelsregistereintragung geregelt, Zuschüsse beantragt und Finanzierungen durchgerechnet.
Allerdings ist es gar nicht so leicht, sich alle nötigen Kompetenzen für die Arbeit als Gründungsberater anzueignen. Eine geregelte Ausbildung gibt es nicht. Letztlich muss man sich aus unzähligen Seminaren und Fortbildung seine Ausbildung zusammenpuzzeln.
Die Grundlage sei fast immer ein wirtschaftswissenschaftliches Studium. Vor allem Studiengänge wie Wirtschaftspsychologie seien eine gute Basis, sagt Schulte. «Nach dem Studium arbeiten viele dann erstmal bei Banken, Wirtschaftsförderern oder Behörden, wo sie mit kleinen oder mittleren Unternehmen zu tun haben», sagt der Professor. Anschließend gehe es darum, das eigene Profil zu schärfen. Institute und Hochschulen bieten eine Reihe von Fortbildungsangeboten für angehende Gründungsberater an. Wichtig seien am Schluss Zertifizierungsprogramme.
Eine ganze Reihe von Instituten und Verbänden wie etwa der BQZ oder das Hamburger Institut Enigma Q-Plus prüfen die Qualität von Gründungsberatern und stellen Zertifikate aus. Für eine so aufwendige Ausbildung sind die Verdienstmöglichkeiten letztlich nicht überragend. Zwischen 65 und 100 Euro pro Stunde könne ein Gründungsberater in der Regel abrechnen, sagt Bloss.
Lehrstuhl für Gründungsmanagement
Bundesqualitätszirkel Gründungsberatung
news.de/dpa