Instagram, Twitter und Co.: Welche Auswirkungen haben soziale Medien auf Kinder?

Bereits seit längerem beobachten Wissenschaftler, welche Folgen eine übermäßige Nutzung sozialer Medien haben kann. Studien zeigen: Kinder und junge Erwachsene sind besonders häufig von den Folgen betroffen.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Ein immer öfter zu beobachtendes Bild: Statt echte Interaktionen zu suchen, verschwinden Jugendliche im Netz. (Foto) Suche
Ein immer öfter zu beobachtendes Bild: Statt echte Interaktionen zu suchen, verschwinden Jugendliche im Netz. Bild: stock.adobe.com / Dina
  • Rund ein Viertel aller Jugendlichen hat ein Problem
  • Mediennutzung wird als riskant eingestuft
  • Studien zeigen schwerwiegende Folgen für die Psyche

Erneut sorgt eine neue Studie für Beunruhigung unter Eltern und Medienforschern: Die aktuelle gemeinsame Längsschnittuntersuchung von DAK-Gesundheit und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigt, dass rund 1,3 Millionen junge Menschen ein problematisches Medienkonsumverhalten an den Tag legen.1 So zeigenmehr als 25 Prozent aller 10- bis 17-Jährigen einen riskanten oder krankhaften Medienkonsum. Ein großer Teil des Medienkonsums ist dabei auf die sozialen Medien zurückzuführen.

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Laut Experten: Social Media kann wie eine Droge wirken

An einem typischen Wochentag nutzen die Befragten etwa zweieinhalb Stunden lang Social Media. Prof. Rainer Thomasius, ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE, spricht von einem "Tsunami an Suchtstörungen bei Jugendlichen". Wovor die Experten genau warnen, wird klar, wenn man sich den bisherigen Forschungsstand zu den Auswirkungen von riskantem Konsumverhalten bei sozialen Medien anschaut. So kann die exzessive Nutzung von Social Media zu Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen führen, wie eine 2019 im "Journal Of Behavioral Addictions" veröffentliche Studie zeigt.2 Laut den Autoren der Studie zeigten die Teilnehmer des Versuchs bei einem spielerischen Experiment sogar ähnliche Einschränkungen wie andere Suchterkrankte. Der Vergleich unterstreicht die potenzielle Schwere der Auswirkungen sozialer Medien auf Jugendliche.

Übermäßige Nutzung verringert den Selbstwert

Weitere Untersuchungen weisen auf Verbindungen zwischen der Nutzung sozialer Medien und psychischen Erkrankungen hin. Dazu zählen auch Depressionen und Angststörungen, die bis hin zur Suizidalität reichen können.3 Ein Papier des Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit aus dem Jahr 2019 verweist zudem darauf, dass eine Nutzungsozialer Medien von mehr als vier Stunden täglich das Selbstwertgefühl von Jugendlichen signifikant verringern kann. Zusätzlich verstärken die sozialen Medien bei einer solchen Nutzung auch Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite. Besonders auffällig: Mädchen waren laut den Forschern von den negativen Effekten für den Selbstwert stärker betroffen als Jungen. Jungen wiederum trafen die Effekte bezüglich Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizit stärker als Mädchen.

DAK-Chef appelliert an Politik und Bildungswesen

Um Kinder und Jugendliche in Zukunft vor den schwerwiegenden Folgen von exzessiver Nutzung sozialer Medien zu schützen, ruft DAK-Chef Andreas Storm Politik und Bildungswesen zum Handeln auf. "Im Kampf gegen die Mediensucht brauchen wir den Schulterschluss mit den Schulen", so Storm. Doch die Handhabe soll dabei anders erfolgen, als es in den letzten Jahren der Fall war: "Uns hilft jetzt keine kontroverse Diskussion über ein Handy-Verbot für Schülerinnen und Schüler. Wir sollten offen über ein neues Schulfach Gesundheit diskutieren." Die Gesundheitskompetenz von Lehrern und Schülern soll damit gleichermaßen gestärkt werden. Insbesondere eine gesunde Mediennutzung sollte zentrales Thema des neuen Fachs sein. Best-Practice-Beispiele gebe es im Ausland ohnehin schon längst.

Hilfe bei problematischer Nutzung von Games, Social Media und Streaming-Diensten im Kindes- und Jugendalter gibt es auf www.mediensuchthilfe.info.

Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden, sollten Sie sich Hilfe bei Experten holen, die Ihnen Wege aus dieser Situation aufzeigen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Weitere Hilfsmöglichkeiten finden Sie hier.

Verwendete Quellen:

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